RB Leipzig:Lieber mal im Schongang spielen

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Wir sind so frei: Emil Forsberg bejubelt mit seinen Kollegen das dritte Leipziger Tor in München

(Foto: Alexander Hassenstein/Reuters)

Zum ersten Mal können die Leipziger in München Tore erzielen, das 3:3 macht Trainer Julian Nagelsmann Mut. Er muss die Kräfte seiner Spieler immer gezielter verteilen - denn nun kommt Manchester United.

Von Sebastian Fischer

Wenn man Julian Nagelsmanns Analyse folgte, dann musste der Trainer von RB Leipzig nach einer Stunde im Spiel beim FC Bayern Entscheidungen treffen, von denen er ahnte, dass sie folgenschwer sein würden. 62 Minuten waren gespielt, da wechselte er zunächst Emil Forsberg aus, den besten Leipziger auf dem Feld. Zehn Minuten später gingen auch Marcel Sabitzer und Nordi Mukiele vom Platz. Drei Minuten später fiel das Gegentor zum 3:3-Endstand.

Nagelsmann, 33, hatte schon vorher erklärt, was seiner Meinung nach der Unterschied sei zwischen seiner und der besten Mannschaft in Deutschland. Der FC Bayern könne es sich erlauben, auch mal seine wichtigsten Profis zu schonen, zum Beispiel in der Champions League, wo die Münchner längst als Gruppensieger feststehen, sagte Nagelsmann unter der Woche in Istanbul, als die Leipziger mit einem Tor in der Nachspielzeit ein kraftraubendes Spiel 4:3 beim türkischen Meister Basaksehir gewonnen hatten. RB trifft dagegen an diesem Dienstag in einer Art Endspiel um den Einzug ins Achtelfinale auf Manchester United. Deshalb sei es "unerlässlich" gewesen, in München "gewisse Spieler zu wechseln", sagte der Trainer. Und nach diesen Wechseln sei "ein kleiner Bruch" zu erkennen gewesen.

Die Partie gegen die Engländer, die das Hinspiel Ende Oktober gegen RB 5:0 gewannen, ist wohl die bislang wichtigste für die Leipziger in dieser Saison. Platz drei in der Gruppe wäre für den Halbfinalisten des Champions-League-Turniers in Lissabon im Sommer eine Enttäuschung, auch wenn der zweite Konkurrent ums Weiterkommen immerhin der französische Meister Paris Saint-Germain ist. Am Dienstag fehlt in Dayot Upamecano nun zwar der wichtigste Abwehrspieler gelbgesperrt, doch ansonsten dürften alle Protagonisten zur Verfügung stehen, die den FC Bayern auf beeindruckende Art und Weise beschäftigten. "So eine Leistung gibt Aufschwung für die Partie gegen Manchester United", sagte Nagelsmann.

Emil Forsberg trägt besonders viel Gutes bei zum 3:3-Spektakel

RB Leipzig, das ist aus den bekannten, oft beschriebenen Gründen bei traditionsbewussten Fußballfans weiterhin kein sonderlich beliebter Klub. Vielleicht hatte das auch Nagelsmann im Hinterkopf, als er nach dem Spiel auf eine entsprechende Nachfrage sagte, man wolle sich nicht mit Borussia Dortmund darum streiten, wer künftig einen sogenannten "Klassiker" gegen den FC Bayern austragen dürfe. Doch rein nach sportlichen Gesichtspunkten bewies mindestens die erste Halbzeit, dass die Leipziger längst zu Deutschlands besten Fußballmannschaften zählen. Allein Forsberg leistete einen großen Beitrag dazu, dass die Begegnung hinterher als Spektakel eingestuft wurde. Immer wieder bekam er in gefährlicher Position vor dem Münchner Strafraum den Ball, weil er sich gut freilief oder freidribbelte. Und von dort aus - aus der "roten Zone", wie Nagelsmann sagte -, spielte Forsberg die Pässe auf Leipzigs Außenstürmer, die immer Gefahr bedeuteten.

Forsberg bereitete ein Tor vor und erzielte eins selbst, per Kopfball zum zwischenzeitlichen 3:2, wenn auch so freistehend, dass alles andere als ein Treffer peinlich gewesen wäre. "Er ist gesund, das ist das entscheidende", sagte Nagelsmann über den Schweden, 29, den in den vergangenen Jahren immer mal wieder Verletzungen bremsten. Nun überzeugt er in zentraler Rolle in einer Mannschaft, der man anmerkt, dass sie Nagelsmanns Ideen von anspruchsvollem und schnellem Offensivfußball immer besser umsetzt - bloß noch in einer zu wenig effizienten, zu wenig auf Ressourcenschonung bedachten Weise.

Doch während die Kritik am hohen Aufwand ein wiederkehrendes Thema der vergangenen Wochen war, wählte Nagelsmann diesmal andere Worte: "Die Jungs können marschieren und sind richtige Maschinen, dessen müssen sie sich bewusst werden", sagte er hinsichtlich des Spiels gegen Manchester. Und in München, wo Leipzig noch nie ein Sieg gelang, aber diesmal immerhin zum allerersten Mal Tore - dort werde seine Elf eben nächstes Jahr gewinnen.

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