RB Leipzig:Ein Stück Tradition in Leipzig

RB Leipzig v FSV Frankfurt  - 2. Bundesliga; Poulsen

Yussuf Poulsen spielt schon seit 2013 für Leipzig.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Yussuf Poulsen hatte Angebote von Champions-League-Klubs, im Sommer sagte er Olympia ab, um sich auf die Bundesliga vorzubereiten. Warum bleibt er treu in Leipzig?

Von Johannes Kirchmeier

Als sie aus dem Ankunftsbereich des Flughafens Leipzig/Halle traten, ließen Davie Selke und Lukas Klostermann ihre Silbermedaille immer noch um den Hals baumeln, so stolz waren sie über den Erfolg bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro - wie auch ihr Verein RB Leipzig: Ein Bild der Ankunft verbreitete er flugs in den sozialen Netzwerken. "Ihr macht uns verdammt stolz", stand neben dem Foto.

Dass dabei noch ein Leipziger Medaillengewinner mehr möglich gewesen wäre, schrieb der Verein nicht dazu. Der Däne Yussuf Poulsen galt vor dem Turnier als einer der stärksten Teilnehmer seines Landes, sagte jedoch kurz vor dem Abflug ab. Die Dänen schieden schließlich ohne ihren Torjäger im Viertelfinale aus. Und Poulsen traf - statt in Brasiliens Stadien - zweimal gegen den spanischen Erstligisten SD Eibar und einmal gegen ein Mitglied der "RB-Fußballfamilie", den österreichischen FC Liefering, Farmteam von Red Bull Salzburg. Unterdessen sagte er der Leipziger Volkszeitung: "Ich habe lange überlegt, was ich tun soll. Olympische Spiele kommen für mich vielleicht nie wieder." Es drängt sich also nicht nur beim Blick in Selkes und Klostermanns grinsende Gesichter die Frage auf: Warum hat Poulsen abgesagt?

Seit 2013 spielt Yussuf Yurary Poulsen, 22, bei RB Leipzig. Schon damals war klar, dass er ein hoch veranlagter Stürmer ist. Und da er sowohl erst in der dritten und dann in der zweiten Liga zuverlässig traf, galt er in den vergangenen drei Jahren in jeder Transferperiode als einer der am meisten umworbenen Spieler. In seiner Karriere ist vielen Vereinen ein Interesse an ihm nachgesagt worden. Ein kleiner Auszug: Juventus Turin, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach. Die Gladbacher haben ihn im Sommer kontaktiert. Aber anders als Joshua Kimmich, der im vergangenen Jahr aus Leipzig zum FC Bayern wechselte, hat Poulsen abgesagt. Statt bei einem Traditionsverein in der Champions League zu spielen, bleibt er lieber beim kritisch beäugten Aufsteiger RB. Auch hier drängt sich die Frage auf: Warum hat Poulsen abgesagt?

Poulsen und Rangnick eint der Wille, ganz nach oben zu kommen

Bei der Suche nach Antworten kommt man an der Person Ralf Rangnick nicht vorbei. Rangnick ist Sportdirektor bei RB Leipzig, in der vergangenen Saison trainierte er die Mannschaft zudem. Poulsen und Rangnick einte bereits zu Beginn der Zusammenarbeit der Wille, ganz nach oben zu kommen. "Rangnick hat 2013 mit mir gesprochen und mir den Weg mit RB Leipzig in die Bundesliga aufgezeigt. Jetzt ist alles genauso eingetreten, wie er es damals beschrieben hat", sagte Poulsen der Mitteldeutschen Zeitung in der Sommerpause.

Der Kopenhagener bezeichnet Leipzig inzwischen als seine zweite Heimat, er verwächst mit dem Klub. "Ich wollte immer mit Leipzig in die erste Liga. Jetzt geht es darum, sich dort zu etablieren. Wenn das gelingt, warum sollte ich je hier weg?", sagte er der Bild. Für den Verein ist wiederum er ein Glücksfall: Denn Poulsen ist neben den ebenfalls länger beschäftigten Rangnick und Mittelfeldspieler Dominik Kaiser, so blöd es klingt, ein Stück Tradition beim traditionslosen RB Leipzig. Gemeinsam sind sie aufgestiegen. Und kein Spieler, so scheint es, hört mehr auf Rangnick als Poulsen. Als der Sportdirektor im Sommer monierte, dass sein Verein in Selke, Klostermann und Poulsen zu viele Olympia-Fahrer habe, um wettbewerbsfähig zu bleiben, fügte sich Poulsen. Er blieb daheim und powerte für den Saisonstart.

Die Bundesliga, glaubt Poulsen, könnte seinem Spiel entgegen kommen

Wenn nun RB als 55. Bundesligist sein erstes Spiel am Sonntag (17.30 Uhr) bei der TSG Hoffenheim bestreiten wird, wird auch Poulsen sein erstes Bundesligaspiel absolvieren. In die Saison geht er zuversichtlich, weil er sich mit den Leipzigern lange darauf vorbereitet hat und weil er glaubt, "die Bundesliga könnte meinem Spiel noch mal etwas entgegen kommen." Anders als in der kampflastigen zweiten Bundesliga, in der er im vergangenen Jahr für ihn wenige sieben Tore zustande brachte, könnte der technisch starke, schnelle und kopfballstarke 1,93-Meter-Mann nun richtig durchstarten.

Und Poulsens Sturm-Konkurrent und Zimmerkollege Davie Selke, der bei Olympia so stark für Deutschland stürmte? Den hat der Däne schon im vergangenen Zweitliga-Jahr auf die Bank verdrängt. Nun kommt er zwar silberbehangen zurück aus Brasilien, hat aber noch mit dem Jetlag zu kämpfen. "Ob als Joker oder von Anfang an - das hängt davon ab, wie er regeneriert", sagte RB-Trainer Ralph Hasenhüttl knapp zu Selkes Situation. Aber eines ist klar: Leipzigs Traditionsstürmer Poulsen dürfte nach der Vorbereitung daheim erst einmal die Nase vorn haben. Die weiteren Antworten liefert der zurückhaltende Däne auf dem Platz.

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