Dani Olmo und RB Leipzig:Es klemmt bei der Schlüsselpersonalie

Dani Olmo und RB Leipzig: "Ein Top-Spieler von Weltrang", sagt der neue spanische Nationaltrainer Luis de la Fuente über Leipzigs offensiven Mittelfeldmann Dani Olmo.

"Ein Top-Spieler von Weltrang", sagt der neue spanische Nationaltrainer Luis de la Fuente über Leipzigs offensiven Mittelfeldmann Dani Olmo.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Leipzigs Aufschwung hat viel mit der Rückkehr des lange verletzten Dani Olmo zu tun. Der Klub drängt auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung - doch der Spanier ist begehrt und nicht nur auf Geld aus.

Von Javier Cáceres

Vor ein paar Tagen stand Dani Olmo in der Mixed Zone des Berliner Olympiastadions, und bei aller Freude über die jüngsten Leistungen von RB Leipzig - besonders im Pokal gegen Dortmund - befiel ihn auch ein Hauch von Melancholie. Was nur wäre gewesen, wenn seine Mannschaft zu Beginn der Saison weniger Punkte liegen lassen hätte? "Wir könnten oben richtig angreifen ...", sagte Olmo, 24, mit Blick auf die Stolperer der Münchner und Dortmunder, die acht beziehungsweise sechs Punkte vor den Leipzigern liegen. Der Abstand ärgert die spanische Offensivkraft enorm, weil er kaum etwas stärker ersehnt als eines Tages auf Titel zurückblicken zu können. Sein Credo lautet: Was einem Fußballer am Ende bleibe, seien die Titel, je größer, desto besser.

Die Frage, ob er sie zumindest perspektivisch mit seinem aktuellen Arbeitgeber erringen kann, spielt bei der Beantwortung der "derzeit spannendsten Frage bei RB", wie es die Bild nannte, eine fundamentale Rolle. Die Frage kreist darum, ob Olmo seinen bis 2024 laufenden Vertrag vorzeitig verlängert oder ob er dies ablehnt und Leipzig schon in diesem Sommer verlässt - oder erst 2024 und dann ablösefrei. Seit Monaten tagen die Parteien, bislang ohne Ergebnis. "Es ist zäh", sagte RB-Manager Max Eberl am Wochenende, was dezent untertrieben war. Seit Januar hat es nach SZ-Informationen keine Fortsetzung der im vergangenen Jahr angestoßenen Gespräche über das RB-Angebot mehr gegeben.

Kurz nach seinem Amtsantritt im Dezember hatte Eberl die Causa Olmo in den Rang einer Schlüsselpersonalie erhoben, von der "eine große Signalwirkung" ausgehen würde - als Untermauerung der Ambitionen von RB nach innen und nach außen. Olmo war seinerzeit in aller Munde. "Wie Dani Olmo performt hat, warst du schon froh, dass er ausgeschieden ist und nicht im Finale das entscheidende Tor schießt", sagte Eberl, als Spaniens Nationalteam in Katar im Achtelfinale am WM-Vierten Marokko gescheitert war. Diese Einschätzung hatte Eberl alles andere als exklusiv. Für ihn sei Olmo "ein Top-Spieler von Weltrang", sagte Spaniens neuer Nationaltrainer Luis de la Fuente, kaum, dass er das Amt von Luis Enrique übernommen hatte. Und auch RB-Eigner Red Bull stützte diese Einordnung.

In der spanischen Niederlassung wurden konkrete Pläne geschmiedet, Olmo zur internationalen Werbeikone des Getränkekonzerns zu machen - vor allem für den spanischsprachigen Raum, einen Markt mit fast 700 Millionen Kehlen. Doch dazu wollte das Volumen der Gehaltsaufbesserung, das Olmo angeboten wurde, erst recht nicht mehr passen. Die Bild berichtete am Dienstag, dass Olmos Gehalt von acht auf elf Millionen Euro brutto pro Jahr steigen solle. Dem Vernehmen nach liegt die bislang letzte Offerte, die Olmo zuging, allerdings erheblich darunter. Nach SZ-Informationen soll Olmos Salär um einen mittleren sechsstelligen Bereich steigen und läge damit weit unter den Gehältern der Leipziger Top-Verdiener Christopher Nkunku und Timo Werner, die angeblich zweistellige Millionenbeträge per annum kassieren.

Für Aufsehen sorgten auch Differenzen über eine Ausstiegsklausel. RB ging offenkundig davon aus, dass Olmo bevorzugt nach Spanien ziehen möchte - und bot an, im Falle einer Vertragsverlängerung zwei Beträge zu fixieren: einen für Spanien, einen für den Rest der Welt. Für Spanien sollte diese Klausel niedriger sein. Doch daran zeigt Olmo kein Interesse. In welcher Liga er spielt, soll für ihn zweitrangig sein. Ihm ist wichtig, einem Projekt anzugehören, das ihm eine gewisse Gewähr gibt, Pokale zu stemmen. Umso interessierter ist Olmo, wie der künftige Kader der Leipziger aussehen wird. Sprich: wie die als sicher geltenden Weggänge von Konrad Laimer (Bayern) sowie Nkunku (Chelsea) kompensiert werden.

Von Marco Rose fühlt Olmo sich so gut verstanden wie von keinem Trainer seit Julian Nagelsmann

Auf einem völlig anderen Blatt steht die sportliche Wertschätzung, die Olmo von Trainer Marco Rose erfährt. Zuletzt ist Olmo - nach einer mehrwöchigen Verletzungspause, wegen der er beim 0:7-Untergang bei Manchester City nur spät eingewechselt werden konnte - wieder aufgeblüht; das Halbfinale im DFB-Pokal und die Rückkehr in die Champions-League-Ränge erreichte Leipzig nicht zuletzt seinetwegen. Olmos Renaissance ist kein Zufall. Von Rose fühlt er sich so gut verstanden wie von keinem Trainer seit Julian Nagelsmann, der 2021 Olmos erster Coach in Leipzig war und dann von den glücklosen Jesse Marsch und Domenico Tedesco beerbt wurde. "Er weiß, was er am Verein hat, und dass er sich hier gut entwickelt hat", sagte Rose Anfang April. Dass Olmo zum auffälligsten spanischen Nationalspieler der EM 2021, des Nations-League-Finalturniers 2021 und der WM 2022 wurde, führt er auch darauf zurück, dass er in der Bundesliga genau die Entwicklungsschritte gemacht hat, die er sich 2021 versprochen hatte. "Ich als Trainer werde alles tun, dem Verein klarzumachen, wie wichtig er für uns ist, und ihm, dass es ihm guttun würde, noch ein Jahr bei uns zu bleiben", sagte Rose.

Und wenn nicht? Die Zeitung El Mundo Deportivo berichtete jüngst, eine Abordnung des FC Barcelona habe das Beraterteam am Rande der WM in Katar dazu animiert, den Vertrag 2024 auslaufen zu lassen und dann ablösefrei nach Katalonien zu wechseln, er hat dort die berühmte Jugendabteilung durchlaufen, ehe er als Teenager zu Dinamo Zagreb nach Kroatien wechselte. Aber: Ein Wechsel nach Barcelona gilt als nahezu ausgeschlossen. Einerseits, weil Barcelona seine Avancen der Vergangenheit nie konkret mit Angeboten unterfüttert hat. Andererseits, weil Olmo um die Schwierigkeiten der Katalanen bestens weiß. Einen Wechsel zu Real Madrid oder einen der beiden Klubs aus Manchester, wo sein Name ebenfalls gehandelt wird, würde er viel eher ins Auge fassen.

Die Frage bleibt: wann? Am Wochenende klang es so, als würde Max Eberl in Sachen Vertragsverlängerung Druck machen: "Wir werden nicht warten, bis die Saison zu Ende ist. Wir wollen vorher wissen, wie es weitergeht", sagte der Manager auf die Frage, ob Olmo zuwarte, bis Leipzig die Champions League erreicht. Klar ist, dass Olmo ein Jahr ohne Champions League für unvorstellbar hält - und dass Leipzig den Kampf nicht aufgibt. Nach SZ-Informationen wird gerade gerechnet, ob und wie sehr das Angebot für Olmo verbessert werden kann.

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