Razzien bei der IBU:Ermittlungen erschüttern den Biathlon-Weltverband

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Der Präsident der IBU, Anders Besseberg. (Foto: dpa)
  • In Norwegen und Österreich gibt es Razzien beim Biathlon-Weltverband IBU.
  • Zudem wird gegen den Verbandspräsidenten Anders Besseberg und Generalsekretärin Nicole Resch ermittelt.
  • Dem Norwegischen Fernsehen NRK bestätigt die Welt-Anti-Doping-Organisation Wada, dass die Ermittlungen gegen die IBU mit Doping verbunden sind.
  • Doping-Whistleblower Grigori Rodschenkow, der frühere Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors sagte dem NRK, die IBU habe vor den Winterspielen 2014 in Sotschi dazu beigetragen, Doping im Biathlon zu vertuschen.

Polizei-Razzien in Norwegen und Österreich, Ermittlungen gegen zwei Top-Funktionäre - den Biathleten droht ein Doping-Beben. Dem Norwegischen Fernsehen NRK bestätigte die Welt-Anti-Doping-Organisation Wada am Mittwoch in einer E-Mail, dass die laufenden Ermittlungen gegen den Weltverband IBU mit Doping verbunden seien. Die Wada selbst habe die Untersuchungen ins Rollen gebracht.

In einer Mitteilung auf ihrer Internetseite stellte die IBU fest, dass gegen ihren Präsidenten Anders Besseberg und Generalsekretärin Nicole Resch ermittelt werde. Wegen der polizeilichen Untersuchungen habe die Generalsekretärin eine Freistellung von ihren Tätigkeiten in der IBU beantragt. Die 42 Jahre alte Juristin aus Thüringen war seit 2008 in dem Amt.

Die IBU werde bei den Untersuchungen voll kooperieren, hieß es in der Mitteilung. Man nehme die Angelegenheit "extrem ernst". Kommissarisch werde zunächst der deutsche Exekutiv-Direktor Martin Kuchenmeister als Generalsekretär fungieren. Das österreichische Bundeskriminalamt hatte am Dienstag Räume des Weltverbandes in Salzburg durchsucht. Der Fernsehsender ORF hatte in der Nachrichtensendung "ZiB2" über die Razzia am IBU-Sitz berichtet und ebenfalls Ermittlungen in Zusammenhang mit Doping-Vorwürfen als Grund angegeben.

Grigori Rodschenkow äußert sich im norwegischen Fernsehen

Wada-Sprecher James Fitzgerald schrieb dem norwegischen Fernsehen: "Die Wada bestätigt, dass die Angelegenheit mit Doping zusammenhängt. Darüber hinaus geben wir keinen weiteren Kommentar."

Schwere Anschuldigungen erhebt der russische Whistleblower Grigori Rodtschenkow gegen die IBU. In Norwegen strahlte der Sender NRK ein Interview mit ihm aus. Der frühere Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors sagte, die IBU habe vor den Winterspielen 2014 in Sotschi dazu beigetragen, Doping im Biathlon zu vertuschen. "Russland erhielt sensible Informationen von der IBU", sagte er. Rodschenkow sowie ein nicht namentlich genannter Informant behaupten nach einem Bericht der französischen Tageszeitung Le Monde, die sich sich auf einen Untersuchungsbericht der Welt-Anti-Doping-Agentur bezieht, dass die IBU gegen Bestechungsgelder gedopte russische Sportler geschützt habe.

Die IBU war in der jüngsten Vergangenheit für ihre Vorgehensweise im Anti-Doping-Kampf massiv in die Kritik geraten. So boykottierten zahlreiche Nationen zuletzt das Weltcup-Finale, das die IBU trotz des russischen Dopingskandals im sibirischen Tjumen veranstaltete. Der langjährige IBU-Präsident Besseberg hat bereits angekündigt, sich im Laufe des Jahres von der Spitze des Biathlon-Weltverbands zurück ziehen zu wollen. Der 72-jährige Norweger ist bereits seit 1992 IBU-Chef. Der neue IBU-Präsident soll im September gewählt werden.

© SZ.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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