Copa-Sieger mit Flamengo:Noch ein Gemälde auf Rafinhas Körper

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Noch ein Titel: Rafinha ist auch nach seiner Zeit beim FC Bayern noch erfolgreich. (Foto: Getty Images)
  • Im Finale der Copa Libertadores in Südamerika kommt es zu einer irren Wendung kurz vor Schluss, als ein Brasilianer die Partie auf den Kopf stellt.
  • Das führt zum Triumph von Flamengo, wo auch der frühere Bayern-Mann Rafinha mitjubeln darf.

Von Jonas Beckenkamp

Hat es das schon einmal gegeben? Natürlich hat es das. Im Fußball hat es ja alles schon mal gegeben, also auch eine solche Wendung, die eigentlich nur die Götter so hinbekommen. Ein Spiel auf diese Weise zu drehen, mit Toren in der 89. und 92. Minute, das klingt für die Unterlegen so grausam, dass es wohl nur der FC Bayern nachempfinden kann. Barcelona. 1999. Das legendäre 1:2 gegen Manchester United im Finale der Champions League. Diese Erinnerungen werden lebendig, wenn nun vom Triumph von Flamengo in der Copa Libertadores die Rede ist.

Flamengo, jener Verein mit den schwarz-roten Farben aus Rio de Janeiro, hat sich in der vergangenen Nacht zur besten Klubmannschaft Südamerikas gekrönt - und zwar ganz nach dem Vorbild Uniteds, das dem FC Bayern damals "die Mutter aller Niederlagen" beifügte. In der peruanischen Hauptstadt Lima hieß es am Ende 2:1 (0:1) gegen River Plate aus Buenos Aires und es darf als einzige Entschuldigung der Götter gelten, dass die Argentinier ja erst vergangenes Jahr den Titel geholt hatten. Diesmal war Flamengo dran, obwohl River ja bis kurz vor Schluss durch ein Tor des Kolumbianers Santos Borré (14. Minute) geführt hatte.

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Die Titelverteidigung stand für River um den ehemaligen Nürnberger Bundesliga-Profi Javier Pinola quasi schon fest, doch am Ende jubelte ein anderer alter Bekannter aus Deutschland: Rafinha, der nach acht Jahren beim FC Bayern mit 34 noch einmal einen ungeahnten Siegeszug in der Heimat hinlegt.

Und was für eine Dramaturgie diese Partie prägte: Mehr "Last-Minute" als in diesem jetzt schon zum Klassiker mutierten Endspiel geht kaum. Mehr Heldentum als jener des Brasilianers Gabriel Barbosa ebenso wenig. Seine beiden Tore bescherten dem Traditionsklub vom Zuckerhut seinen zweiten Libertadores-Cup-Triumph nach 1981. Dass am Ende ein Mann mit dem Spitznamen "Gabigol" die Dinge an sich riss, ließ im Estadio Monumental Brasilianer wie auch Argentinier fast vom Glauben abfallen. Der Fußball besitzt bekanntlich in beiden Ländern fast religiöse Züge, aber so ein Wahnsinn? Das musste von ganz oben kommen.

River hatte geführt und vehement verteidigt, es war nicht immer schön, aber effektiv. Und Flamengo rannte gegen Pinola und Co. an, ohne dass ein Durchschlag wahrscheinlich schien. Doch dann kam ebenjene Leistungsexplosion Barbosas in der Endphase. Erst staubte der 23-Jährige nach einem Querpass vor dem Tor ab, dann gewährte ihm ausgerechnet Pinola mit einem Stellungsfehler und einer Kopfballvorlage die Chance zu einem Volleyschuss, der alles auf den Kopf stellte. In den hitzigen Schussminuten sahen dann noch Exequiel Palacios (River Plate) und Gabriel selbst wegen Tätlichkeiten die Rote Karte - solche Szenen gehören in einem südamerikanschen Finale fast schon zur Folklore.

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"Der Pokal wird seinen Platz auf meinem Arm bekommen", versprach hinterher ein bewegter Rafinha - es wird nicht sein erstes Tattoo sein. Und es ist natürlich auch nicht sein erster Titel. Nach 18 Trophäen mit den Bayern, darunter dem Champions-League-Triumph 2013, befindet sich der erst vor wenigen Monaten nach Rio gewechselte Rechtsverteidiger nun in feiner Gesellschaft: Er ist nach Größen wie Ronaldinho oder Neymar nun der siebte Brasilianer, der die jeweils höchsten Klub-Wettbewerbe auf beiden Kontinenten gewann.

Interessant ist aus europäischer Sicht auch Flamengo-Trainer Jorge Jesus, ein Portugiese. Er tauschte zur Halbzeit seine Weste gegen sein dunkle Glücks-Jackett - trotz drückender Hitze in Lima. "Das war Champions-League-Niveau. Technisch, taktisch reicher, und auf den Rängen bunter als Liverpool gegen Tottenham", meinte der 65-Jährige. Klubvize Marcos Braz offenbarte: "Ich denke, wir haben das Spiel in der Pause gewonnen. Wer in der Kabine war, hat gesehen, was passiert ist."

Es hatte ja eine ganze Weile gedauert, ehe Flamengo jetzt wieder einmal eine goldene Generation beisammen hat. So wie 1981, als man mit Zico, dem "Weißen Pelé", letztmals den Riesenpokal der Copa geholt hatte. Diesmal klappte es auch dank Bekanntheiten wie dem ehemaligen Bremer Regisseur Diego, der mit 34 immer noch ganz adrette Pässe spielen kann, auch wenn er zuletzt lange verletzt fehlte. "Daran teilzuhaben, erfüllt mich mit Stolz", sagte Flamengos Nummer 10. Neben Diego und Rafinha war mit dem ehemaligen Wolfsburger Bruno Henrique noch ein weiterer Ex-Bundesligamann in Lima dabei. Und vielleicht waren auch die Götter dabei, so wie damals 1999, als die Bayern all ihren Glauben verloren.

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