Radsport:Die Tour will schnell raus aus Deutschland

Le Tour de France 2016 - Stage Eleven

Wieder Favorit auf den Tour-Sieg: Chris Froome (im gelben Trikot).

(Foto: Getty Images)
  • Die Tour de France 2017 verlässt Deutschland nach der Start-Etappe in Düsseldorf bald schon wieder.
  • Beim inzwischen vierten Tour-Auftakt in Deutschland fahren die Radsportler auch über die Königsallee.
  • Nicht nur Titelverteidiger Christopher Froome stuft den Parcours diesmal als sehr schwierig und Sache für Kletterer ein.

Von Johannes Aumüller

Irgendwann gingen der Film und die animierte Grafik los, und es dauerte nicht lange, da war das Erstaunen zumindest bei einem Teil des Publikums ziemlich groß. Die Verantwortlichen der Tour de France wissen schon seit ein paar Jahren den Moment zu inszenieren, in dem sie die Streckenführung fürs kommende Jahr bekanntgeben, und so luden sie auch am Dienstagmittag die Radszene ins Palais des Congrès in Paris.

Aber noch ehe die schwarze Linie auf der Landkarte gen Süden steuerte, noch ehe sie offenbarte, welche Anstiege diesmal das Rennen entscheiden könnten und wie viele Zeitfahrkilometer in den Parcours integriert sind, mussten zumindest die Anwesenden mit Bezug zum deutschen Radsport stutzen. Denn da erkannten sie, dass der Aufenthalt des Trosses in Deutschland im Juli 2017 kürzer ausfällt als allseits erwartet.

Beim vierten Tour-Auftakt in Deutschland geht es auch über die Königsallee

Am 1. Juli beginnt die Tour mit einem Einzelzeitfahren durch die Innenstadt von Düsseldorf, unter anderem über die Königsallee und am Rhein entlang. Damit ist erst zum vierten Mal (nach Köln 1965, Frankfurt 1980 und Berlin 1987) eine deutsche Stadt Ausrichter des Grand Départ. Am Tag darauf geht es zunächst über eine Schleife rund um Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt.

So viel war auch schon seit mehreren Monaten bekannt, die weiteren Details folgten erst am Dienstagmittag - und da teilten die Tour-Bosse mit, dass das Peloton die zweite Etappe nicht mehr in Deutschland beendet. Sondern noch während dieses Abschnittes nach Durchfahrt von Neuss, Mönchengladbach, Jülich und Aachen nach Belgien weiterfährt.

Der deutsche Radsport möchte den Tour-Besuch als Fanal des Aufbruchs verstanden wissen. Er hofft auf ein großes Fest und eine Imagekorrektur - und auf eine Fahrt von Zeitfahr-Spezialist Tony Martin (künftig Katjuscha) ins Gelbe Trikot als sportliche Krönung. Weil die Verantwortlichen der Rundfahrt von der Amaury Sport Organization (Aso) zuletzt ausdauernd über die hohe Bedeutung des deutschen Marktes referierten, hatten viele mit einem längeren Aufenthalt in Deutschland gerechnet. Ein Szenario wie das von 2014, als die Tour in Großbritannien gleich drei volle Etappen austrug, war bei vielen in der Branche die Hoffnung.

Die Tour 2017 ist eine Sache für Kletterer

Allerdings wurden die Tour-Veranstalter nicht gerade überflutet mit Bewerbungen deutscher Kommunen. Vielen politisch Verantwortlichen sind die Kosten für den Besuch der Frankreich-Rundfahrt, die sich schnell auf einen siebenstelligen Betrag belaufen können, zu hoch für eine Sportart mit so ramponiertem Image. Auch die Sponsorensuche ist schwer. Das zeigt sich bestens bei Düsseldorf selbst, dessen Tour-Budget von geschätzt zwölf Millionen Euro vor allem Stadt und kommunale Töchter tragen müssen.

Dennoch bewarb sich manch deutsche Stadt nach der Vergabe des Grand Départ an den Rhein darum, in den Anfangstagen Start- oder Zielort einer Etappe zu sein. Insbesondere Trier galt lange als Option. Doch alle gingen leer aus. Aso-Chef Christian Prudhomme sprach gegenüber der SZ von "überzeugenden Bewerbungen" aus Deutschland, aber bei der Routenplanung für die Tour müssten viele Bedingungen beachtet werden. Er kündigte an, bald nach Deutschland zurückzukehren - mit der Deutschland-Tour, die zum Aso-Portfolio gehört, aber auch mit der großen Tour.

Nach den Starttagen ist die Tour eher ungewöhnlich konzipiert. Im Osten Frankreichs fährt das Peloton fast bis in die Alpen, ehe es nach Westen fliegt, um sich auf dem Rad über Pyrenäen und Zentralmassiv wieder den Alpen zu nähern. Neben fünf Berg- und fünf hügeligen Etappen gibt es neun flache Abschnitte für die Sprinter. Von der vier berühmtesten Bergen steht nur der Galibier an, auf Mont Ventoux und die Kehren von Alpe d'Huez verzichten die Tour-Macher.

Dennoch stuft nicht nur Titelverteidiger Christopher Froome den Parcours als sehr schwierig und Sache für Kletterer ein. Es gibt lediglich 36 Zeitfahrkilometer.

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