Süddeutsche Zeitung

Radsport:Tortur für Rang drei

Maximilian Schachmann wird beim Re-Start der Radsportsaison Dritter bei der Strade Bianche. Er gehört lange zur führenden Ausreißergruppe, hat am Ende bei einem Anstieg aber keine Chance gegen den Sieger Wout van Aert.

Der Berliner Radprofi Maximilian Schachmann ist beim Restart der WorldTour-Saison auf das Podium gefahren. Bei der 14. Strade Bianche über 184 Kilometer mit Start und Ziel in der Toskana-Perle Siena belegte der 26-Jährige vom deutschen Team Bora-hansgrohe beim souveränen Sieg des Belgiers Wout van Aert (Jumbo-Visma) den dritten Platz.

Im Schlussspurt vor der berühmten Piazza del Campo musste sich der deutsche Straßenradmeister noch dem Italiener Davide Formolo (UAE Team Emirates) um zwei Sekunden geschlagen geben, der eine halbe Minute nach van Aert ins Ziel kam. Einen deutschen Sieg hat es bei Strade Bianche noch nicht gegeben.

"Es war ein brutales Rennen, und mir war schon vor dem Start klar, dass der Schlüssel zum Erfolg sein wird, wie man mit der Hitze umgehen kann", sagte Schachmann nach der Tortur bei Temperaturen jenseits der 35 Grad. Schachmann hatte vor dem Abbruch der Saison wegen der Corona-Pandemie das letzte Rennen der WorldTour gewonnen, sich im März bei der Fernfahrt Paris-Nizza durchgesetzt. Am Samstag machte er sich drauf und dran, das nächste Kapitel seiner Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Gemeinsam mit einem Quintett bestimmte der Deutsche lange Zeit das Geschehen auf den weißen und staubigen Schotterpisten, die ein Drittel der Gesamtstrecke einnahmen. Zu den Führenden gehörte neben van Aert und Formolo auch Olympiasieger Greg van Avermaet (Belgien/CCC Team). Gut 20 Kilometer vor dem Ziel sprengten Schachmann und van Aert die Spitzengruppe mit einem Ausreißversuch, aber nach nur wenigen Kilometern wurden sie wieder gestellt. Für van Avermaet war die Tempoverschärfung jedoch zu viel, er musste abreißen lassen.

12,5 Kilometer vor dem Ziel wagte es van Aert erneut. Der 25-Jährige baute sich einen kleinen Vorsprung auf, Schachmann und Formolo hielten zunächst noch Kontakt. Doch beim schweren Anstieg zur Piazza del Campo war die Entscheidung gefallen. Van Aert konnte nach zwei dritten Plätzen 2018 und 2019 endlich triumphieren.

"Im letzten Sektor wollte ich etwas warten, das war ein Fehler, denn van Aert hatte schnell eine Lücke", sagte Schachmann zum entscheidenden Moment, "danach hätte ich alle Kraft investieren müssen, um noch einmal nach vorne zu kommen, da habe ich mich aufs Podium konzentriert." Auf Beifall mussten die Profis allerdings verzichten. Zuschauer waren auf der Piazza del Campo nicht zugelassen, auch entlang der Strecke waren nur vereinzelt Fans zu sehen.

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SZ vom 02.08.2020 / SID
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