Radsport:34-jähriger Ex-Radprofi tot

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Der Belgier Frank Vandenbroucke wurde in einem Hotelzimmer im Senegal tot aufgefunden. Todesursache soll eine Lungenembolie sein.

Der ehemalige belgische Radprofi Frank Vandenbroucke ist tot. Der 34-Jährige wurde in einem Hotelzimmer im Senegal aufgefunden, wie die Polizei des westafrikanischen Landes bestätigte. Belgischen Medien zufolge soll Vandenbroucke dort während seines Urlaubes einer Lungenembolie erlegen sein. Er hinterlässt eine Ehefrau und zwei Töchter.

Starb im Alter von 34 Jahren: der Belgier Frank Vandenbroucke. (Foto: Foto: dpa)

Fünfeinhalb Jahre nach dem Tod von Italiens Idol Marco Pantani, der an einer Überdosis Kokain gestorben war, hat der internationale Radsport erneut einen seiner tief gestürzten Helden verloren. "Eine Tragödie à la Pantani", schrieb die italienische Zeitung Gazzetta dello Sport nach Bekanntwerden der Nachricht. Die Polizei in Senegal hatte belgischen Medien vom Dienstag zufolge den Tod Vandenbrouckes bestätigt, der in dem westafrikanischen Land seit Sonntag Urlaub gemacht hatte.

Seine Mutter Chantal Vanruymbeke hatte noch nach seiner Ankunft mit ihm gesprochen. "Er war ganz fröhlich. Er logierte im schönsten Hotel des Senegal. Ich schwebte wie auf Wolken, dass wir nach zehn harten Jahren unseren Sohn zurückgewonnen hatten. Und nun kommt das. Ich bin erschüttert", sagte sie der Zeitung Het Nieuwsblad. Sein Onkel Jean-Luc Vandenbroucke, in den siebziger und achtziger Jahren selbst erfolgreicher Radprofi, ließ hingegen andere Töne anklingen. "Traurigerweise ist sein Tod nur zum Teil eine Überraschung, denn wir wussten, ihm geht es nicht gut", sagte er. "Es ging bei ihm rauf und runter, sowohl mit der Gesundheit als auch der Moral."

Der in Belgien auch als "VDB" bekannte Radprofi gewann 1998 die Fernfahrt Paris-Nizza und feierte ein Jahr später seinen größten Erfolg als Sieger beim Frühjahrs-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Im Sommer folgten zwei Etappensiege bei der Spanien-Rundfahrt. Die Belgier wähnten in ihm schon einen neuen Eddy Merckx. An diese Triumphe konnte Vandenbroucke nie wieder anknüpfen. Noch 1999 suspendierte ihn das Cofidis-Team im Zuge der Doping-Affäre um den Arzt Bernard Sainz. 2002 durchsuchte die belgische Polizei sein Haus auf der Suche nach verbotenen Mitteln und fand EPO, Morphium und das muskelbildende Präparat Clenbuterol. 2007 sprach ihn ein Gericht in zweiter Instanz aber frei.

Comeback-Versuche scheiterten

In seiner Autobiografie "Ich bin nicht Gott" wiederum gestand er dann Epo-Doping. Fahrer, die neue Präparate ausprobierten, bezeichnete Vandenbroucke als Pioniere und bedauerte, nicht selbst einer von ihnen gewesen zu sein. Dennoch hätte er stets auf ehrliche Art gesiegt, weil seine Konkurrenten - so Vandenbrouckes Logik - ebenfalls gedopt waren. Vandenbroucke litt unter Depressionen und hatte vor zwei Jahren versucht, sich mit einer Überdosis Medikamente das Leben zu nehmen. Mehrere Comeback-Versuche scheiterten. Seit diesem Sommer war er nach einem kurzen Gastspiel beim Rennstall Cinelli-OPD ohne Vertrag, wollte aber für 2010 eine neue Mannschaft suchen.

In Belgien wurde Vandenbrouckes Tod mit großer Bestürzung aufgenommen. "Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich habe kürzlich mit ihm gesprochen, da sagte er, er sei frisch und munter", erklärte der einstige Radprofi Lucien van Impe, der Vandenbroucke zwischenzeitlich als Sportlicher Leiter betreut hatte. "Er war ein sehr harter Brocken, aber mit einem enormen Talent. Ich kann jetzt keinen Fahrer mehr nennen, der die selben Qualitäten wie VDB hat. Er hätte viel mehr Siege feiern müssen, so viel ist sicher" erklärte van Impe. Vandenbroucke gewann in seiner Karriere mehr als 50 Rennen.

Vandenbrouckes Mutter hat unterdessen eine Obduktion angekündigt. Diese wird auch klären, ob zwischen der vermuteten Lungenembolie des Belgiers und der früheren Einnahme von Dopingmitteln ein Zusammenhang besteht. Mediziner bestätigen derweil, dass das Risiko einer Lungenembolie durch einige Doping-Methoden drastisch gesteigert werde. So erhöhe beispielsweise EPO die Zahl der roten Blutkörperchen sowie den Blutdruck und damit auch das Thrombose-Risiko. Auch Eigenblutdoping könne zu einer Lungenembolie führen.

© sueddeutsche.de/dpa/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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