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Radklassiker Paris - Roubaix:Italiener triumphiert im Matsch

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Stürze, Schlamm, Spektakel: Der Klassiker Paris - Roubaix verläuft so denkwürdig wie selten - am Ende siegt der Italiener Sonny Colbrelli.

Da kamen sie also auf die Schlussrunde. Drei Fahrer, die kaum noch zu erkennen waren, sondern eher wie ein rollender Haufen Schmutz wirkten. Völlig verdreckt waren sie nach diesem mehr als sechs Stunden langen Kampf durch die "Hölle des Nordens", und offenkundig völlig erledigt. Aber nun waren noch diese finalen 400 Meter im Velodrom von Roubaix zu erledigen, und am Ende eines knappen Sprints stand der Italiener Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) als Sieger fest vor Florian Vermeersch (Belgien/Lotto-Soudal) und dem Favoriten Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix).

Die Mischung des Klassikers Paris - Roubaix ist fast jedes Jahr für ein großes Spektakel gut: die lange Strecke von 257,7 Kilometern, die vielen tückischen Kopfsteinpflaster-Passagen wie der berühmte Wald von Arenberg, der Wind, das oft schlechte Wetter. Aber so wild wie bei dieser 118. Auflage war es noch selten. Normalerweise findet das Rennen im Frühjahr statt, wegen der Pandemie landete es nun im Oktober. In den Tagen vor dem Rennen regnete es immer wieder, und in der Nacht davor gab es ein Unwetter, das die Strecke in eine einzige Schlammschlacht verwandelte.

Andauernd gibt es spektakuläre Stürze und Defekte

An den Rändern der Pflaster-Abschnitte bildeten sich tiefe Pfützen, in der Mitte war es spiegelglatt. Andauernd gab es spektakuläre Stürze und Defekte: Geheimfavorit Nils Politt (Bora-Hansgrohe) fiel früh zurück, ebenso sein Teamkollege Peter Sagan und der frühere Roubaix-Sieger John Degenkolb. Ganz stark präsentierte sich Max Walscheid (Qhubeka), der lange das Rennen mitbestimmte, im Matsch gleich zweimal stürzte und trotzdem noch als Zwölfter ins Ziel kam, einen Platz hinter Jonas Rutsch (Team EF), dem besten Deutschen.

Am fiesesten verlief der Tag für den Italiener Gianni Moscon aus der Equipe Ineos: Er schien nach einer Attacke auf dem besten Weg zu einem Solo-Sieg zu sein, bis ihn auf den Kopfsteinpflastern binnen weniger Minuten gleich zwei Malheurs ereilten. Erst hatte sein Hinterrad einen Platten, dann schlitterte er nur wenige Kurven später zu Boden. Offenkundig hatte sein Ersatzreifen zu viel Druck, Moscon kam gar nicht mehr zu Recht.

Am Ende der Schlacht waren nur noch Colbrelli, 31, Vermeersch, 22, und van der Poel, 26, übrig. Normalerweise sagt ein altes Radsport-Sprichwort, dass dieses Rennen nur etwas für Fahrer ist, die schon Erfahrungen haben mit der "Hölle des Nordens". Doch den Sieg dieses Rennens machten drei Pedaleure aus, die allesamt ihr Roubaix-Debüt gaben.

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