Rad-Doping:Armstrong in der Bredouille

Gericht macht den Weg frei für 100-Millionen-Dollar-Prozess gegen den spät des Dopings überführten Ex-Radprofi.

Lance Armstrong hat einen herben juristischen Rückschlag erlitten und muss mehr denn je eine hohe Millionenstrafe fürchten. Die finanzielle Existenz des früheren Radsport-Stars steht auf dem Spiel. Ein Gericht in Washington hat einen Armstrong-Antrag auf Klageabweisung zurückgewiesen und den Weg für einen Schadenersatzprozess um 96 Millionen Dollar geebnet. Der 45 Jahre alte Armstrong, dem wegen Dopings alle sieben Tour-de-France-Titel aberkannt wurden, muss sich wegen der Behauptung falscher Tatsachen zu Lasten der Postbehörde US Postal Service vor Gericht verantworten.

Das halbstaatliche Unternehmen wird von Anwälten der US-Regierung vertreten. US Postal habe nichts von Armstrongs Dopingpraktiken gewusst und hätte andernfalls, so die Anwälte, keine millionenschweren Sponsorenzahlungen an die Teamgesellschaft "Tailwind Sports" geleistet. Auf mehr als 30 Millionen Euro für die Jahre 2000 bis 2004 beläuft sich die Streitsumme, der zu zahlende Schadenersatz könnte dreimal so hoch ausfallen. Für US-Postal hatte Armstrong, der in anderen Schadenersatzprozessen bereits mehr als zehn Millionen Dollar zahlen musste, sechs Tour-Triumphe errungen. Treibende Kraft des Prozesses ist Armstrongs früherer Teamkollege Floyd Landis - selbst überführter Doper, dem der Toursieg 2006 aberkannt worden war. Als Whistleblower kann Landis, der inzwischen im legalen Cannabis-Geschäft tätig ist, im Falle eines Schuldspruchs gegen Armstrong mit einer Belohnung von rund einem Drittel der Streitsumme rechnen.

Der Klage von Landis hatte sich die Regierung angeschlossen, nachdem Armstrong 2013 erstmals öffentlich seine Verfehlungen eingeräumt hatte. Der lebenslang für sportliche Wettkämpfe gesperrte Armstrong und sein Rechtsbeistand betrachten die Forderung als gegenstandslos und machen geltend, dass das Unternehmen von der Zusammenarbeit profitiert habe. Der Werbewert habe weit über 100 Millionen Dollar gelegen. Dieser Argumentation folgte Richter Christopher Cooper auf den 37 Seiten seiner Entscheidung nicht, eine Jury wird das Urteil fällen.

Mit dem Prozess wird im Herbst gerechnet. "Wenn ich verliere, dann werden wir nicht mehr an diesem Tisch in meinem Zuhause sitzen. So viel Geld habe ich nicht", hatte Armstrong bereits Mitte 2015 gesagt.

Armstrong hat nie eine Versöhnung mit Landis angestrebt. Jetzt bezahlt er womöglich einen hohen Preis dafür.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: