Racing Point in der Formel 1:Landet Vettel beim Mittelklasseteam?

F1 Grand Prix of Great Britain

Wie geht es weiter mit Ferrari-Pilot Sebastian Vettel? Wechselt er am Ende zu Racing Point?

(Foto: Getty Images)

Team Racing Point wird für seine von Mercedes kopierten Teile hart bestraft - die Spekulationen über einen Zugang von Sebastian Vettel zur kommenden Saison dauern dennoch an.

Von Anna Dreher

Das Datum stimmt nicht so ganz, aber 2020 ist ja manche Planung für eine Feier durch die Coronavirus-Pandemie durcheinander geraten. Also zelebriert die Formel 1, die Königsklasse des Motorsports, den offiziellen Jubiläums-Grand-Prix zu ihrem 70. Geburtstag nun eben an diesem Wochenende in Silverstone, dort, wo am 13. Mai 1950 auch ihr erster Weltmeisterschaftslauf stattfand. Das große Thema vorab war mithin das große Ganze. Was ihnen die Formel 1 bedeute, wurden die Fahrer gefragt, Sebastian Vettel musste erst ein bisschen überlegen. "Das ist ein großer Teil meines Lebens", antwortete er schließlich, und: "Das Faszinierende ist die Geschwindigkeit der Autos."

Nun fällt sein Ferrari in dieser Saison nicht gerade mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit auf. Aber viel interessanter als die für ihn frustrierende Gegenwart war dann ohnehin mal wieder die ungewisse Zukunft des viermaligen Weltmeisters. Seit die Trennung von Vettel und der Scuderia zum Ende dieser Saison bekannt ist und seine Optionen auf ein attraktives Cockpit schwinden, wird er mit Racing Point in Verbindung gebracht. Ein Mittelklasseteam, das zuletzt jedoch als so ungewöhnlich schnell auffiel, dass es die Skepsis der Konkurrenz auf sich zog und nun vom Automobilweltverband Fia deutlich sanktioniert wurde.

Renault hatte Protest gegen den RP20 eingelegt. Die Bremsbelüftungen, so der Vorwurf, habe der Rennstall nicht selbst entworfen, sondern unerlaubterweise komplett kopiert vom Erfolgsteam und seinem Motorenlieferanten Mercedes. Dem Silberpfeil von 2019 ist der Racing-Point-Wagen ohnehin auffallend ähnlich. Während die Leihe von Motoren und das Einbauen bestimmter Komponenten anderer Hersteller regelkonform ist, müssen beispielsweise Chassis und Aerodynamik selbst entworfen werden. Neben der Fahrerwertung gibt es schließlich auch die Konstrukteurs-WM. Bis Ende 2019 durften die Bremsschächte übernommen werden, seit 2020 nicht mehr. Wie viel Kopieren ist also erlaubt?

Nicht so viel, wie beim RP20 für diese Saison, hat die Fia entschieden. Am Freitag gab der Weltverband in einem vierzehnseitigen Urteil mit Begründung bekannt, dass das Team mit 400 000 Euro Geldstrafe und dem Abzug von 15 WM-Punkten in der Konstrukteurswertung belegt wird. Zuvor lag Racing Point mit 42 Zählern auf Rang fünf - nur einen Punkt hinter Ferrari. Diesen Platz nimmt nun Renault ein.

Wenige Plätze sind frei in der Formel 1

Fünf der zehn Rennställe haben mittlerweile ihre Absicht bekundet, gegen das verhängte Strafmaß in Berufung zu gehen. Ferrari, McLaren, Williams und Renault ist das Urteil zu milde ausgefallen. Und auch Racing Point selbst will gegen die Bestrafung vorgehen. Bis Mittwochmorgen haben die Teams nun Zeit, ihre Absicht zu bestätigen. Derweil strebt die Fia nach diesem Fall Regelanpassungen für 2021 an. Der Verband werde "weiter akzeptieren, wenn einzelne Teile kopiert werden", sagte Fia-Technikchef Nikolas Tombazis, "aber wir möchten nicht, dass das ganze Auto eine Kopie eines anderen Autos ist."

Schon zuvor war Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer Szafnauer im Gespräch gewesen, weil er manchem Beobachter Anlass gegeben hatte, die Spekulationen um Sebastian Vettel neu zu befeuern. Vettel, 33, wurde zunächst gesehen, wie er die Rennstrecke mit dem Teamchef in dessen Ferrari 488 Pista verließ - und redete sich dann fadenscheinig heraus. "Ihm ist das Benzin ausgegangen, und weil wir in die gleiche Richtung mussten, bin ich mit ihm zur Tankstelle gefahren", erzählte Vettel: "Anschließend ist er nach Hause gefahren und ich wo anders hin." Er kenne Szafnauer schon lange, "ich saß auch schon mal in seinem Auto. Damals hat es bloß niemanden interessiert". Die Gazzetta dello Sport will hingegen wissen, dass Vettel für drei Jahre bei Racing Point unterschrieben habe.

"Es gibt viele Möglichkeiten, aber wenn man rechnet und sich ansieht, wie viele Plätze noch frei sind: nicht so viele in der Formel 1", sagte Vettel vor dem fünften Saisonrennen am Sonntag (15.10 Uhr im SZ-Liveticker). Am Donnerstag gab Mercedes die Verlängerung mit Valtteri Bottas bekannt. Die Unterschrift von Weltmeister Lewis Hamilton gilt als reine Formalie.

Und während Vettel überlegt, kann sich ein anderer zumindest kurzzeitig über die Rückkehr ins Cockpit freuen: Weil Sergio Perez erneut positiv auf das Coronavirus getestet wurde, springt Nico Hülkenberg ein. In der vorigen Woche verhinderte ein Getriebeschaden sein Comeback - für Racing Point.

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