Qualifying in Monaco:Für Niki

Lesezeit: 3 min

Sauer zieht Charles Leclerc von dannen. (Foto: Mark Sutton/imago)

Lewis Hamilton sichert Mercedes die nächste Pole. Sebastian Vettel entgeht einem Debakel - auf Kosten seines Teamgefährten Charles Leclerc, der früh ausscheidet, so dass Ferrari wieder einmal stümperhaft aussieht.

Mit einer "wunderbaren" Runde in Streckenrekordzeit hat Lewis Hamilton sich die Pole Position für das Kultrennen der Formel 1 gesichert. Stallrivale Valtteri Bottas demonstrierte auf Rang zwei die Entschlossenheit der Silberpfeile, nach dem Tod von Teamaufsichtsratschef Niki Lauda im Sinne des stets pragmatischen Österreichers die historische Doppelerfolgsserie mit einem Triumph beim Großen Preis von Monaco fortzusetzen. "Das ist das Rennen, das jeder gewinnen will. Das bedeutet mir so viel", sagte Hamilton, dessen Mercedes wie der von Bottas in der Qualifikation am Samstag einen roten Cockpitschutz zu Ehren Laudas trug: "Das ist eine der schönste Pole Positionen, an die ich mich erinnern kann. Die Woche war nicht einfach."

Herausforderer Ferrari erlebte mit Sebastian Vettel auf Rang vier und dem angefressenen Lokalmatador Charles Leclerc auf Platz 16 ein weiteres Desaster. "Mehr war nicht drin", sagte Vettel: "Ich habe alles probiert." Vielleicht sogar zu viel.

Nachdem er schon im Training am Morgen die Frontpartie seines Ferrari demoliert hatte, als er sich in Kurve eins verbremste, streifte er in der entscheidenden Runde leicht die Leitplanken. Vettels Rückstand auf die 1:10,116 Minuten von Hamilton: über sieben Zehntelsekunden. Vor den 31 Jahre alten viermaligen Weltmeister und zweimaligen Monaco-Gewinner schob sich auch noch der Niederländer Max Verstappen im Red Bull. Hinter Vettel reihte sich dessen französischer Teamkollege Pierre Gasly ein. Nico Hülkenberg schied im Renault als Elfter vor dem entscheidenden Durchgang aus. Kimi Räikkönen verpasste die Top Ten bei seiner 300. Grand-Prix-Teilnahme ebenfalls. Der 39 Jahre alte Finne belegte den 14. Platz.

Die Italiener leisten sich den nächsten Strategiefehler

Alle aber landeten sie noch vor Leclerc. Anstatt den 21 Jahre alten Monegassen in der ersten Zeitausscheidung wie Vettel auch noch mal rauszuschicken, leistete sich die Scuderia im ersten Durchgang einen schweren strategischen Fehler. "Ich habe keine Ahnung", haderte Leclerc. "Die Strategie war, noch mal rauszugehen. Ich weiß auch nicht, warum wir das nicht gemacht haben", sagte er und forderte Erklärungen vom Team ein. "Ich habe gefragt, ob sie sich sicher sind. Sie sagten, dass sie sich sicher sind. Wir hatten genug Zeit, noch einmal rauszufahren." Im Kampf gegen Mercedes fehlt der Lokalmatador, um mit verschiedenen Renntaktiken gegebenenfalls Druck auszuüben. Dass er später aufgrund von Strafen gegen andere Fahrer auf Platz 15 vorrückte, dürfte Leclerc nicht getröstet haben.

Vettel verteidigte sein Team. "In Q1 hat sich die Strecke deutlich stärker verbessert, als wir es hätten erahnen können", sagte der viermalige Weltmeister: "In der Hitze des Moments kann das passieren, auch wenn das nicht gut aussah. Aber das hätte jedem passieren können, der ähnliche Probleme mit dem Reifenfenster hat wie wir." Teamchef Mattia Binotto sprach auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Samstagabend unverblümt von einem "schlechten Tag" und einem "klaren Fehler des Teams". "Wir haben die Cut-Off-Zeit falsch berechnet", sagte er. Damit ist die Rundenzeit gemeint, die mindestens auf dem Display stehen muss, um sicher weiterzukommen. "Wenn wir die Cut-Off-Zeit berechnen, haben wir eigentlich einen Spielraum, offenbar war das nicht ausreichend. Der zweite Fehler war, dass wir diese Cut-Off-Zeit nicht mehr korrigiert und nicht darauf reagiert haben." Personelle Konsequenzen schloss Binotto allerdings aus.

Auch Vettel hätte es beinahe schon zu Beginn erwischt: Er war eine Minute vor Ablauf der Zeit nur 17. Eine Runde blieb dem Heppenheimer, der nach einer leichten Leitplankenberührung ungeplant in die Box hatte fahren müssen. Nervenstark raste er zumindest da auf den vorläufigen ersten Platz - und katapultierte damit seinen Teamkollegen Leclerc raus. Vom Mercedes-Duo war Vettel aber Formel-1-Welten entfernt, als es wirklich drauf ankam.

"Niki hätte gewollt, dass wir rausgehen und fahren", meinte Hamilton, der in dem 70 Jahre alten dreimaligen Weltmeister auch einen Freund verloren hatte. Über Lauda, der am Montag gestorben war, sagte der Brite: "Er hat mein Leben verändert. Ohne ihn wäre ich heute vielleicht nur Weltmeister und nicht fünffacher Champion." Und so fuhr Hamilton nach dem Auftaktrennen in Australien zum zweiten Mal in dieser Saison die Pole ein. In der Karriere des fünfmaligen Champions aus Großbritannien war es die 85.; er und sein finnischer Teamkollege Bottas legten mit der ersten Startreihe auch die Grundlage für einen weiteren Doppelerfolg. In den bisherigen fünf Saisonrennen machten die beiden die ersten beiden Plätze jeweils unter sich aus. Im Klassement hat Titelverteidiger Hamilton vor dem Rennen an diesem Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) sieben Punkte mehr als Bottas, Verstappen ist auch hier Dritter, Rückstand 46 Punkte. Vettel liegt 48 Zähler zurück.

© SZ vom 26.05.2019 / dpa, sid, sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: