Qualifikation gegen Montenegro:Deutschen Handballern droht das EM-Aus

Martin Heuberger

Martin Heuberger: Weg zur EM scheint versperrt

(Foto: dpa)

Das deutsche Handball-Team verliert das Qualifikationsspiel gegen Montenegro und hat die EM-Teilnahme nun nicht mehr in eigener Hand. Montenegro ist derweil schon für das Turnier im Januar 2014 gesetzt.

Wie geprügelte Hunde schlichen die deutschen Handballer vom Parkett. Nach einer erneuten Blamage gegen Montenegro kann das Team um Kapitän Oliver Roggisch die EM 2014 in Dänemark so gut wie abhaken. Am Mittwoch verlor der WM-Fünfte in Podgorica mit 25:27 (11:13) gegen das zweitklassige Balkanteam und kassierte damit nach dem 27:31 im Hinspiel die zweite Niederlage gegen die Montenegriner.

"Die Enttäuschung ist riesengroß. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe mich mit einem EM-Aus nicht befasst. Aber ich muss auch erstmal das Spiel analysieren. In der Abwehr waren wir zu nachlässig und in der zweiten Hälfte haben wir unsere Chancen nicht verwertet. Montenegro war einfach abgebrühter als wir", konstatierte der Bundestrainer geknickt. Die Stärke des Gegners musste auch Roggisch anerkennen. "Montenegro war in beiden Spielen besser als wir, wir haben nie zu unserem Spiel gefunden, keiner hatte Normalform. Und nun haben wir es nicht mehr selbst in der Hand, zur EM zu fahren. Ob es ein Wunder gibt, sehe ich eher als unrealistisch an", meinte der frustrierte Abwehrspezialist.

Im letzten Qualifikationsspiel am Samstag in Aschaffenburg braucht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) einen Sieg gegen Israel und muss darauf hoffen, dass Montenegro zur gleichen Zeit in Tschechien gewinnt. Nur dann sichert sich der WM-Fünfte den zweiten Platz hinter den bereits qualifizierten Montenegrinern (8:2 Punkte) wegen des gewonnen direkten Vergleichs gegen die dann punktgleichen Tschechen (derzeit 6:4). Die beiden Besten jeder Gruppe sowie der punktbeste Dritte aller sieben Gruppen qualifizieren sich für die EM im Januar 2014 in Dänemark.

"Ist das bitter. Keine Ahnung wie das geschehen konnte ... -> staatstrauer", twitterte Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar. Bester deutscher Torschütze war Patrick Wiencek (5), für Montenegro war Nemanja Grbovic (7) am erfolgreichsten.

Der nächste deutsche Gegner Israel hatte zuvor mit 24:30 gegen Tschechien verloren und keine EM-Chance mehr. In der ersten Hälfte des reinen Kampfspiels in Podgorica taten sich die ersatzgeschwächten Deutschen - sieben Spieler fehlten verletzungsbedingt - sehr schwer mit der kompromisslosen Abwehr der Montenegriner, die zudem im Angriff mit einfachsten Mitteln zum Erfolg kamen.

Immer wieder scheiterten die deutschen Werfer an Torwart Rade Mijatovic, und selbst eine vierminütige Überzahl nutzten sie nur zu zwei Treffern. Nach dem 11:9 in der 27. Minute schien zwischenzeitlich der Knoten geplatzt zu sein. Doch dann drehten die Gastgeber vor der mageren Kulisse von nur 2500 Zuschauern mächtig auf, trafen viermal in Folge zum Pausenstand von 13:11.

Obwohl den Balkan-Handballern in der zweiten Hälfte langsam die Kräfte ausgingen, standen sich die Gäste mit vielen vergebenen Chancen selbst im Weg und konnten sich noch bei Torwart Silvio Heinevetter bedanken, dass sich Montenegro nicht schon anfangs absetzte. Die Schlüsselszene folgte in der 44. Minute: Beim 16:19 scheitert der Wetzlarer Kevin Schmidt mit einem Siebenmeter an Mijatovic, im Gegenzug erhöht Petar Kapisoda zur ersten Vier-Tore-Führung der Gastgeber.

Zwar kamen die Deutschen nach einer Auszeit noch einmal auf 20:19 heran, verpassten es dann aber, die Partie zu kippen, weil sie zu viele hochkarätige Chancen vergaben und auch in der Abwehr zu weit von ihren Gegenspieler entfernt waren.

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