Teemu Pukki:Finnlands Fußball-Botschafter

Teemu Pukki: Finnlands Teemu Pukki bei einem seiner Treffer gegen Armenien.

Finnlands Teemu Pukki bei einem seiner Treffer gegen Armenien.

(Foto: Heikki Saukkomaa/AFP)
  • Die finnische Nationalmannschaft, noch nie für ein Turnier qualifiziert, ist so gut wie sicher bei der EM 2020 dabei. Angreifer Teemu Pukki, 29, hat sieben von zwölf Toren geschossen.
  • Bei Schalke war Pukki einst Ergänzungsspieler, bei Celtic galt er als nicht gut genug - doch er belehrte seine Kritiker eines Besseren: In Englands zweiter Liga wurde er zum Spieler des Jahres gekürt und trifft auch in der Premier League für Norwich.
  • Seine Entwicklung hat auch mit seinem früheren Bröndby-Trainer Alexander Zorniger zu tun.

Von Sebastian Fischer

Zwei wichtige Politiker haben schon Fanartikel von ihm. Mitte September traf sich Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron im Elysee-Palast mit Finnlands Ministerpräsident Antti Rinne und erhielt von seinem Gast als Mitbringsel ein weiß-blaues finnisches Nationaltrikot überreicht, auf dem Rücken: Nummer zehn, Pukki. Rinne seinerseits bekam in dieser Woche schon sein zweites Pukki-Trikot geschenkt, das gelb-grüne Klubshirt von Norwich City, Nummer 22. Er bedankte sich beim Premier-League-Verein mit einem Foto aus seinem Büro in den sozialen Netzwerken. "#Pukkiparty", schrieb er dazu, ein Hype bekommt im Internet seinen eigenen Namen. Und vielleicht geht er gerade erst richtig los.

Der Stürmer Teemu Pukki, 29, hat am Dienstag schon wieder zwei Tore geschossen, beim 3:0-Sieg Finnlands gegen Armenien. Die finnische Nationalelf, noch nie für ein Turnier qualifiziert, ist damit so gut wie sicher bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr dabei, es reicht schon ein Heimsieg im vorletzten Gruppenspiel im November gegen Liechtenstein. Pukki hat von zwölf finnischen Quali-Toren sieben erzielt. Und wenn er am Samstag für Aufsteiger Norwich in Bournemouth aufläuft, könnte er sein siebtes Premier-League-Tor im neunten Spiel erzielen.

Die Saison ist zwar erst etwas mehr als zwei Monate alt. Aber in Teemu Pukki aus der finnischen Hafenstadt Kotka an der Mündung des Flusses Kymijoki, der zu Beginn des Jahrzehnts für zwei Jahre bei Schalke 04 spielte, um danach bei Celtic Glasgow als zu schwacher Stürmer vorverurteilt zu werden, hat der europäische Fußball schon jetzt den Protagonisten für eine besondere Geschichte dieses Sportjahres.

Pukki hat seine Kritiker schon in der vergangenen Saison eines Besseren belehrt

Um sie zu verstehen, könnte man eine Biografie lesen, die im September in Finnland auf den Markt kam, doch Pukki selbst empfiehlt das nicht. Der Autor beschreibt darin, dass der Spieler in jungen Jahren zu viele Süßigkeiten aß. Er habe "nichts zu tun mit diesem Buch", schrieb Pukki daraufhin bei Instagram: "Obwohl mir Süßigkeiten manchmal gut geschmeckt haben, habe ich sie niemals täglich gegessen." Die Geschichte seiner Karriere ist demnach also eine etwas andere.

Sie begann, als er mit 16 zu Finnlands Jugendspieler des Jahres gekürt wurde und 2008 mit seiner Mutter nach Spanien zog, um sich beim FC Sevilla zu versuchen. Nach zweieinhalb erfolglosen Jahren kehrte er nach Finnland zurück, spielte für HJK Helsinki - und wechselte 2011 zu Schalke. Seine Quote war eigentlich gut, er schoss alle 133 Minuten ein Tor, doch er war hinter Raúl und Klaas-Jan Huntelaar nur Ergänzungsstürmer. 2013 ging er nach Schottland, wo er für Celtic auch auf dem Flügel statt im Zentrum spielen sollte, sich mit der physischen Spielweise schwer tat - und die Bewertung der Saison durch Trainer Neil Lennon später vernichtend ausfiel: "Ich würde nicht sagen, dass er eine Vollkatastrophe war."

Pukki wechselte wieder, zu Bröndby IF nach Dänemark. Pukki hat seine Kritiker schon in der vergangenen Saison eines Besseren belehrt, er schoss 29 Tore in Englands zweiter Liga und wurde zum Spieler des Jahres gekürt. In dieser Saison traf er bei den bislang einzigen beiden Siegen des Aufsteigers, beim 3:1 gegen Newcastle sogar dreimal, und er gewann die Wahl zum Spieler des Monats August. In Finnland sind die Zeitungen voll mit Geschichten über ihn, er reicht inzwischen fast an die Popularität von Jari Litmanen oder Sami Hyypiä heran, bislang die berühmtesten finnischen Fußballer.

Wenn Pukki selbst erklärt, wie es dazu kam, etwa der Eastern Daily Press in Norwich, sagt er unter anderem: "Ich war wahrscheinlich ein bisschen faul. Ich habe nicht in der Defensive gearbeitet, wie ich es hätte tun sollen." Und das sei etwas, das Alexander Zorniger ihm beigebracht habe.

Zorniger, in Deutschland bekannt als der Trainer, der 2015 fünf Monate lang bis zu seiner Entlassung dem VfB Stuttgart radikales Pressing beizubringen versuchte, der inzwischen wieder vereinslos ist, aber mit Bröndby 2018 dänischer Pokalsieger wurde, ist nicht überrascht, dass er etwas zu Pukki sagen soll.

Mit der finnischen Presse habe er auch schon gesprochen. Er erzählt, dass Pukki sein gesetzter Stürmer war, aber dass er ihm tatsächlich etwas habe beibringen müssen. Er habe Pukki versprochen, sagt Zorniger, dass er in seinem System mit mehr Defensivarbeit mehr Torchancen bekommen würde. Er markierte für ihn den Raum 30 Meter vor dem gegnerischen Tor, in dem er die Verteidiger anlaufen sollte. Zorniger sagt: "Er hat die Kombination aus Ausdauer und Geschwindigkeit, die man nicht so oft findet." Zorniger vergleicht Pukki mit dem Dänen Yussuf Poulsen, den er bei RB Leipzig trainierte. Und noch etwas: Pukki habe durchaus Züge einer Art finnischer Melancholie, ein "leichter Grauschleier, den musste man ein bisschen lüften." Pukki schoss in 164 Spielen für Bröndby 72 Tore. Als Zorniger im Februar entlassen wurde, schrieb Pukki ihm eine SMS, um sich bei seinem alten Trainer zu bedanken.

Norwich, Pukkis Verein seit 2018, spiele unter dem deutschen Trainer Daniel Farke auch ein System, das Pukki liege, sagt Zorniger, wenn auch mit mehr Ballbesitz. Und von einem Grauschleier ist nichts mehr zu sehen. "An einem schlechten Tag lächelt er genau wie an einem guten Tag", sagt sein Mitspieler Moritz Leitner. Als Fußballer sei Pukki "einfach unaufgeregt", kein Trickser, aber tiefenentspannt sicher im Torabschluss: "Er macht das auf eine gewisse Art und Weise, dass es cool aussieht."

Beim 3:0 gegen Armenien traf Pukki zweimal fast identisch nach einem schnellen Antritt mit einem Chip über den Torwart. "Ein typischer Teemu Pukki", rief ein englischer TV-Kommentator.

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