Süddeutsche Zeitung

Nach Foul im Pokal-Finale:Paris bangt um Mbappé

Ein schwaches Paris Saint-Germain holt nach vier Monaten Pause geradeso den französischen Pokal. Kylian Mbappé verletzt sich bei einem rüden Foul - Trainer Thomas Tuchel sorgt sich.

Von Lisa Sonnabend

Als Kylian Mbappé, einer der explosivsten Spieler der Welt, nach vier Monaten Pause endlich wieder ein Pflichtspiel bestritt, humpelte er über den Platz. Im Finale um den französischen Pokal wurde er rüde von den Beinen geholzt, von der Ersatzbank aus musste der 21-Jährige fortan verfolgen, wie sich Paris Saint-Germain gegen Saint-Étienne zum Titel zitterte. Zur Siegerehrung machte er sich mit zwei Krücken auf, der rechte Fuß bandagiert und beidseitig geschient. Immerhin lächelte er dabei leicht.

Am Freitagabend gewann Paris zum 13. Mal in der Vereinsgeschichte den Coupe de France, doch der Jubel fiel verhalten aus. "Teuer bezahlt", titelte die französische Sportzeitung L'Équipe. Und Le Figaro schrieb: "Paris hat Angst." Mbappé, neben Neymar der wichtigste Spieler des Klubs, zog sich eine Verletzung am Sprunggelenk zu. Am Samstagmittag wurde bekannt, dass der Knöchel nicht gebrochen, sondern schwer verstaucht ist. Ob Mbappé beim Finalturnier der Champions League teilnehmen kann, ist derzeit unklar.

Paris Saint-Germain steckt ohnehin in einer kniffligen Situation, ein Ausfall von Mbappé würde dabei mehr als ungelegen kommen. Im April war die französische Liga wegen der Coronavirus-Pandemie abgebrochen und PSG zum Meister deklariert worden. Danach ruhte der Ball in Frankreich, während in Deutschland, England, Italien und Spanien der Kampf um die Meisterschaft wenig später weiterging und die Teams sich wieder einspielen konnten. Thomas Tuchel und seinen Spielern blieb nach der langen Pause nur der Versuch, mit ein paar Testkicks wieder in Form für den Saisonhöhepunkt zu kommen.

Der Pokal am Freitag war dabei nur der Auftakt. Denn am kommenden Wochenende geht es um den Liga-Pokal, Mitte August steht das Champions-League-Finalturnier in Lissabon an. Für PSG könnte es die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte werden, die Spielzeit könnte aber auch ernüchternd enden.

Erfolg misst sich bei PSG vor allem am Abschneiden in der Champions League

Gegen Saint-Étienne präsentierte sich die Mannschaft von Tuchel schwach. Zwar nutzte der Brasilianer Neymar nach 13 Minuten einen Abpraller zur Führung, doch der Liga-Siebzehnte war dem Ausgleich oft nahe - sogar nachdem Kapitän Loic Perrin, im wohl letzten Spiel seiner Karriere, für sein Foul an Mbappé die rote Karte gesehen hatte. Es war eine ruppige, keine glanzvolle Partie, die die 5000 im Stade de France zugelassenen Besucher zu sehen bekamen. Auch Staatspräsident Emmanuel Macron saß auf der Tribüne.

Trainer Tuchel hat nun ungewisse Tage vor sich. Neben dem 21-jährigen Weltmeister verletzte sich in der Partie auch der deutsche Nationalspieler Thilo Kehrer an der Hüfte. Tuchel muss sein Team also voraussichtlich umstellen, ehe am 31. Juli der Klub im Liga-Pokalfinale gegen Olympique Lyon erstmals einen dritten Saisontitel erobern möchte. Am 12. August steht dann das Viertelfinale der Champions League gegen Atalanta Bergamo an - und damit die wichtigste Saisonphase; denn der Erfolg misst sich bei PSG und den katarischen Eigentümern vor allem am Abschneiden in der Champions League. Dafür muss sich Paris steigern - und dafür benötigt es auch Mbappé.

Als sich Macron während der Siegerehrung erkundigte, wie es ihm geht, antwortete Mbappé: "Es hat doch ein bisschen geknackt." Tuchel war wütend: "Alle, die dieses Foul gesehen haben, sind beunruhigt. Natürlich bin ich beunruhigt", sagte der 46-jährige Trainer nach der Partie. Abwehrchef Thiago Silva hofft, dass Mbappé sich schnell erholt: "Er ist ein Schlüsselspieler für uns." Ein Bruch ist es immerhin nicht, aber Paris bangt weiter.

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