Paris Saint-Germain:Wolken statt Geigen am Himmel

Coupe de France - Semi Final - Olympique Lyonnais v Paris St Germain

Angreifer Neymar.

(Foto: Benoit Tessier/Reuters)
  • Trotz eines 5:1 im Pokal gegen Olympique Lyon plagen Paris Saint-Germain sorgen vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Dortmund.
  • Es fallen sicher die Leistungsträger Marco Verratti und Thomas Meunier (beide Gelbsperre) aus - und wohl auch der verletzte Abwehrchef Thiago Silva.
  • Dazu kommen die von Pariser Medien fortwährend kolportierten atmosphärischen Probleme Tuchels im Umgang mit seinen Diven.

Paris Saint-Germain hat am Mittwochabend im Halbfinale des französischen Pokals 5:1 gegen Olympique Lyon gewonnen - ein Kantersieg, auswärts bei einem formstarken Gegner, der in der Champions League zuletzt Juventus Turin besiegte. "Das ist ein außergewöhnliches Ergebnis", lobte Trainer Thomas Tuchel. PSG hat damit beste Aussichten, diesmal das nationale Triple zu holen, nachdem in der ersten Saison mit Tuchel beide heimischen Pokaltitel verdaddelt wurden. Im Coupe de France geht es nun im Finale gegen Saint-Étienne oder Rennes.

Und auch im Ligapokal steht der überlegene Tabellenführer der Ligue 1 im Endspiel, Gegner dort ist erneut Lyon. Klingt alles sehr rosig. Doch vor dem Champions-League-Rückspiel gegen Dortmund nächsten Mittwoch ist der Himmel über Paris trotzdem eher bewölkt als voller Geigen. Die Ausgangslage ist nach dem 1:2 beim BVB heikel, und Tuchel ist vor dem bisher wichtigsten Spiel seiner Trainerlaufbahn weiterhin Widrigkeiten ausgesetzt.

In Lyon lief die 43. Minute, als Tuchel ein Schockfrösteln erfasst haben dürfte. Sein Glamourstürmer Neymar, um den seit Wochen Trubel herrscht, zeigte die erste starke Aktion des Abends: einen furiosen Sprint über links und eine Maßflanke auf Angreifer Edinson Cavani, dessen Volleyabnahme übers Tor zischte. Aber dann plötzlich: Neymar humpelt, er greift sich an den Oberschenkel, bis zum Pausenpfiff steht er nur noch teilnahmslos auf dem Feld, dann schleicht er mit Leidensmiene in die Kabine. Alles deutete auf eine Muskelverletzung hin, die vermutlich das Aus für das Dortmund-Spiel bedeutet hätte.

Es wäre die Fortsetzung einer Neverending Story gewesen: Vom Halbfinale der Heim-WM 2014 bis zu sämtlichen Pariser K.-o.-Spielen der Champions League in den Vorjahren hat der Brasilianer immer wieder große Partien verletzt verpasst. Deswegen gab es vor dem Hinspiel in Dortmund (1:2) dem Anschein nach eine Direktive der Vereinsspitze, dass Neymar in den Begegnungen davor nicht eingesetzt werden sollte. Er selbst beschwerte sich nach dem Abpfiff in Dortmund, wo er trotz des Tores zum 1:1 blass blieb, über diese "Entscheidung von Klub und Ärzten", die ihn aus dem Rhythmus gebracht habe. Und jetzt also in Lyon: Neymar erneut lädiert?

Tuchels Zukunft in Paris dürfte vom Rückspiel gegen Dortmund abhängen

Die Überraschung folgte zu Beginn der zweiten Halbzeit: Neymar, 28, der sich neuerdings in Begleitung der deutschen Fernsehmoderatorin Janin Ullmann, 38, zeigt, kehrte fidel aufs Feld zurück. Er legte seinem Partner Kylian Mbappé schöne Tore auf und traf selbst per Elfmeter zum 2:1 (62.). Am Ende war es wie so oft in den vergangenen Wochen: Durch einen Torreigen demonstrierte Paris seine offensive Schlagkraft, siegte am Ende sogar noch hoch - und trotzdem: Es bleiben Sorgen.

Gegen Dortmund fallen sicher die Leistungsträger Marco Verratti und Thomas Meunier (beide Gelbsperre) aus - und wohl auch der verletzte Abwehrchef Thiago Silva. Defensive Stabilität und Dominanz fehlten Paris auch in Lyon bis zur Führung, es fiel sogar ein frühes 1:0 (11.) für Olympique. Zudem sucht Torjäger Mauro Icardi seine verlorene Superform des Herbstes, gegen den BVB könnte daher der im Januar noch höchst wechselwillige Cavani stürmen.

Dazu kommen die von Pariser Medien fortwährend kolportierten atmosphärische Probleme Tuchels im Umgang mit seinen Diven. Mehrmals gab es zuletzt Aufregung um unangemessene Partys, und in der Vorwoche soll dann die Idee des Trainers, ein Kurztrainingslager in Spanien zu organisieren, vom Team unter Verweis auf fehlende Freizeit abgelehnt worden sein. Außerdem könnte Tuchels Hoffnung, den BVB mit emotionaler Stimmung im Prinzenpark zu bezwingen, von der Corona-Krise torpediert werden: Die Behörden erwägen ein Spiel ohne Zuschauer.

Was also gibt den Ausschlag gegen Dortmund? Das Kummerbündel? Oder doch die enorme PSG-Qualität? Von dieser Frage hängt die Pariser Zukunft von Tuchel ab. Denn am Ende gilt dort ausschließlich die Champions League als Maßstab.

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