Paris Saint-Germain:Rassismusvorwürfe gegen PSG-Trainer Galtier

Paris Saint-Germain: Trainer in der Kritik: PSG-Coach Christophe Galtier mit seinem Topstürmer Kylian Mbappé.

Trainer in der Kritik: PSG-Coach Christophe Galtier mit seinem Topstürmer Kylian Mbappé.

(Foto: Franck Fife/AFP)

Hat sich der Coach des Pariser Starensembles in seiner Zeit in Nizza rassistisch geäußert? Der 56-Jährige bestreitet die Behauptungen vehement und reicht Klagen ein - seine Zukunft als Trainer steht auf dem Spiel.

Von Stefan Galler

Kylian Mbappé ist einer der bestbezahlten Fußballer der Welt, seine Mutter ist Algerierin, sein Vater stammt aus Kamerun - und sein Trainer bei Paris Saint-Germain soll ein Rassist sein. Das zumindest behauptet ein früherer Arbeitskollege über Christophe Galtier. Das Thema bewegt seit Tagen die französischen Medien, mittlerweile auch die internationale Fußballszene. Der Tenor ist klar: Sollten sich die Vorwürfe erhärten, wird der Fußballlehrer Galtier in der Ligue 1 oder in irgendeiner anderen ernstzunehmenden Liga nur ganz schwer wieder einen Job bekommen. Eine Aufarbeitung der Affäre durch die Justizbehörden hat bereits begonnen.

Die Vorwürfe reichen zurück in die Vorsaison, als Galtier noch Chefcoach bei OGC Nizza war. Sie betreffen eine Mail des damaligen Nizza-Sportdirektors Julien Fournier aus dem Frühjahr 2022 an hochrangige Vertreter der Firma Ineos, die den OGC 2019 für 100 Millionen Euro gekauft hatte. In dieser Nachricht, die französischen Journalisten zugespielt wurde, beklagt sich Fournier bitter über Galtiers Ressentiments und zitiert aus Gesprächen zwischen ihnen im August 2021, als sich der Trainer über die Komposition des Kaders beklagt haben soll.

Galtier habe die Auffassung vertreten, dass "wir nicht so viele Schwarze und Muslime in der Mannschaft haben können". Die Zusammenstellung des Teams entspreche nicht dem, "was die Leute wollen, genauso wenig, wie sie mir entspricht", soll Galtier gesagt haben. Vor allem die Anzahl muslimischer OGC-Spieler sei ihm zu hoch gewesen, weshalb er etwa den Wunsch Fourniers abgelehnt habe, den früheren Schalker Ozan Kabak (jetzt Hoffenheim) nach Nizza zu holen.

Der in einer Hochhaussiedlung in Marseille in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Galtier dementiert die Vorwürfe und Zitate vehement: "Es verletzt mich zutiefst, dass solche Aussagen mir zugeschrieben und in unverantwortlicher Weise veröffentlicht worden sind", sagte der PSG-Trainer. Er schickte der Nachrichtenagentur AFP eine Erklärung, in der er "die beleidigenden und verleumderischen Äußerungen mit aller Entschiedenheit" bestritt. Zudem reichte er laut der Zeitung L'Équipe eine Verleumdungsklage ein gegen Fournier sowie die freien Journalisten Romain Molina und Daniel Riolo von RMC Sport - die beiden hatten die Vorwürfe als Erste publik gemacht.

Nach dem frühen Scheitern in der Champions League droht Galtier bei PSG ohnehin das Aus

Als auch noch Galtiers Mobilfunknummer in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde, soll er an einem einzigen Tag Tausende Hassnachrichten erhalten haben, darunter etliche Morddrohungen. PSG soll daraufhin Personenschutz für den Trainer und dessen Familie angeordnet haben. Galtier reichte eine weitere Klage gegen unbekannt ein.

Unterdessen haben sich ehemalige Weggefährten geäußert, die die Vorwürfe für unbegründet halten, etwa der türkische Stürmer Burak Yilmaz, mit dem Galtier 2021 beim OSC Lille französischer Meister wurde. "Ich habe nie ein negatives Verhalten von ihm aufgrund meiner Religion oder Nationalität gespürt. Er ist ein fantastischer Trainer und ein fantastischer Mensch", teilte Yilmaz via Twitter mit.

Der frühere Nizza-Sportchef Fournier, dessen angebliche Mail den Stein ins Rollen gebracht hatte, meldete sich in der Zeitung Nice-Matin ebenfalls zu Wort: "Ich bin auf keinen Fall der Urheber der Verbreitung dieser internen Informationen", schrieb er und zeigte sich empört über das "Timing dieser Enthüllungen". Dass die Äußerungen Galtiers in dieser Art gefallen sind, bestritt der ehemalige Präsident von Racing Straßburg nicht.

Sehr zurückhaltend äußert sich Galtiers Ex-Klub von der Côte d'Azur: "Der betreffende Sachverhalt betrifft zwei Personen, die nicht mehr für OGC Nice arbeiten. Diese Situation wurde zum Zeitpunkt der Ereignisse mit äußerster Ernsthaftigkeit behandelt", hieß es in einer Mitteilung. Darüber hinaus wolle sich der Verein nicht äußern.

Überraschend defensiv bleibt auch Galtiers aktueller Arbeitgeber PSG. Die Position des Trainers ist ohnehin mehr als instabil nach dem Achtelfinal-Aus in der Champions League und im Pokal, auch wenn der Meistertitel nach zuletzt zwei Siegen dank acht Punkten Vorsprung auf Platz zwei sicher sein sollte. Doch es gab eben bereits acht Niederlagen allein im Kalenderjahr 2023, daher dürfte Galtier keine Zukunft in Paris haben. Die jüngsten Ereignisse könnten den Abschied beschleunigen. Es ist kaum vorstellbar, dass ein von Muslimen geführter Verein wie das aus Katar finanzierte PSG einen Trainer beschäftigt, der unter Rassismusverdacht steht.

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