Provokateure des Spieltags:Zorniger macht Bayern ein unmoralisches Angebot

Stuttgarts Trainer würde gerne Peps "Sohn" abwerben. Rudi Völler tätschelt einer TV-Moderatorin den Arm. Granit Xhaka weiß nun, was Shit Chat ist. Die Provokateure des Bundesliga-Spieltags.

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Matthias Ginter

Borussia Dortmund's Ginter scores a goal during their Bundesliga first division soccer match against Schalke 04 in Dortmund

Quelle: Ina Fassbender/Reuters

Rechtsverteidiger heißen so, weil sie rechts verteidigen. Sie sollen den Linksaußen (heißt so, weil er linksaußen spielt) des Gegners am Flanken und Toreschießen hindern. Auch Borussia Dortmund spielt mit einem Rechtsverteidiger, aber Matthias Ginter schert sich nicht um sein Berufsbild. Er spielt in Wahrheit als rechtsverteidigender Mittelfeldspieler auf Rechtsaußen, das hat er im Derby gegen Schalke 04 vorgeführt: Die 30. Minute, Ginter rennt über die rechte Seite, flankt auf Shinji Kagawa, jubelt. Die 43. Minute, Ecke Mkhitaryan, Ginter springt, köpfelt, jubelt. Zwei Tore, sieben Vorlagen - in der sogenannten Scorer-Liste provoziert Ginter als Neuntbester, er liegt sogar vor prominenten Mittelstürmern (heißen so, weil sie in der Mitte stürmen) wie Schalkes Franco Di Santo. Der kam in zwölf Einsätzen bisher auf exakt null Tore und einen einzigen Assist.

(chge)

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Alexander Zorniger

VfB Stuttgart's coach Alexander Zorniger reacts during their Bundesliga first division soccer match against Bayern in Munich

Quelle: REUTERS

Eine kleine provokante Note kann Gesprächen durchaus gut tun. Alexander Zorniger ist ein Meister der kleinen provokanten Noten, die so klein sind, dass sie nur ab und an zu Tage treten. Als Pep Guardiola gerade darüber sinnierte, dass er die wenige Einsatzzeit für seinen Spieler Joshua Kimmich bedauere, machte ihm der Trainer des VfB Stuttgart einen Vorschlag. "Wir könnten Joshua Kimmich die Spielzeit geben", sagte Zorniger, der den 20-Jährigen noch aus Leipziger Zeiten kennt. Zorniger sorgte damit für kurzes Kopfrattern beim Bayern-Coach. Dann lachte Guardiola, lehnte ab und meinte: "Joshua Kimmich ist fast mein Sohn." Ein Satz, der ohne Zutun von Zorniger an diesem Abend wohl nicht entstanden wäre.

(ska)

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Rudi Völler

AS Rom - Bayer Leverkusen

Quelle: dpa

Ob es an den milden Temperaturen liegt? An der Sonne, die in der vergangenen Woche die Fußballplätze der Nation brutzelte? Rudolf Völler jedenfalls lodert gerade nur so vor Energie und nähert sich alten Mist-und Käse-Zeiten. Jüngst tobte der Sportchef von Bayer Leverkusen im Spiel gegen Wolfsburg dem vierten Offiziellen entgegen, nun entgleiste er nach der Pleite gegen den 1. FC Köln. Als er im Sky-Studio von Moderatorin Jessica Kastrop zu Fehlern von Trainer Roger Schmidt befragt wird, schnauft Völler genervt und tätschelt Kastrop großväterlich den Arm als säße da ein Kind, das gerade Blödsinn erzählt hat. Kann man mal machen. Wenn man als männlicher Provokateur auf der nächsten Titelseite der Emma landen will.

(ska)

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Kyriakos Papadopoulos

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Quelle: AP

Läuft nicht bei ihm, könnte man sagen. Wieder musste Kyriakos Papadopoulos vorzeitig vom Platz. War es sein Rüpel-Image, das den Schiedsrichter dazu provozierte? Der Rempler gegen den durchgestarteten Kölner Anthony Modeste war unstrittig, aber der Ball war da schon weit weg. Dennoch blieben die Schiedsrichter hart. "Das war ein klare rote Karte, da gibt es keinen Spielraum", sagte vor Ort DFL-Schiedsrichter-Manager Hellmut Krug und widersprach damit Bayer-Trainer Roger Schmidt. Der hatte sich aufgeregt, weil er fand, dass Modeste keine eindeutige Torchance genommen wurde. Das provozierende Image bleibt in jedem Fall an dem Griechen hängen. Er zählt nicht umsonst zu den gefürchtetsten Zweikämpfern der Liga.

(jbe)

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Julian Draxler

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Quelle: AP

Bisher weniger als Rambo aufgefallen ist Wolfsburgs Nationalspieler Julian Draxler. Er ist ja eher ein Feingeist, ein Visionär, einer aus der Schnickser-und-Trickser-Fraktion. Aber beim 0:2 in Mainz provozierte auch er einen verfrühten Feldverweis. Es mag keine Absicht gewesen sein, wie Draxler da per Kung-Fu-Feger in Gonzalo Jara hineinrauschte, aber blöd sah es natürlich trotzdem aus. Und er provozierte heftigen Ärger bei den Verantwortlichen des VfL. "Das sind diese Szenen, wo man dem Spieler überhaupt keine Absicht unterstellen kann. Auch wenn es wirklich gefährliches Spiel war, war es keine Szene, nach der ein Spieler verletzt raus musste", echauffierte sich Sportchef Klaus Allofs. Ähnlich verstimmt zeigte sich Trainer Dieter Hecking. Der wunderte sich, dass der Schiedsrichter nach "0,4 Sekunden" wild entschlossen zur roten Karte gegriffen hatte - ohne groß zu überlegen. Irgendwie hatte Draxler mit seiner Aktion auch die Wolfsburger Pleite provoziert.

(jbe)

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Alfredo Morales/Granit Xhaka

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Quelle: AP

Ein bisschen Shit Chat gehöre doch dazu, hat Tobias Levels am Samstagabend gesagt. Er meinte Fußballspiele im Allgemeinen, aber speziell das zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Ingolstadt, dessen Abwehrspieler Levels ist. Levels hat Shit Chat nicht näher definiert, aber wer den Begriff nicht kannte, musste nur seinem Mitspieler Alfredo Morales und Gladbachs Granit Xhaka zusehen. Ein Gespräch nach dem anderen führten sie und sahen nicht aus, als diskutierten sie über Vor- und Nachteile der abkippenden Sechs. Xhaka habe sich "von Beginn an einiges anhören müssen", sagte sein Trainer André Schubert hinterher. Er meinte: einigen Shit Chat. Schuberts Worte dienten zugleich als Erklärung für die 86. Minute - da hatte der genervte Xhaka nach einem Foul die gelb-rote Karte gesehen. Es war die passende Pointe für ein Spiel mit acht gelben Karten - und null Toren.

(chge)

© Süddeutsche.de/chge/jbe
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