Preußen Münster:Adel verpflichtet

Preußen Münster - Team Presentation

Seine Aufgabe ist das Traumvergrößern: Dem neuen Trainer Sven Hübscher gefällt an Münster auch die Aussicht auf den Aufstieg.

(Foto: Getty Images)

Drittligist Preußen Münster startet ambitioniert in die Spielzeit und vertraut weiter auf Trainer Sven Hübscher.

Von Ulrich Hartmann, Münster

Münster in Westfalen steckt voller altertümlicher Sehenswürdigkeiten: dem Dom aus dem 13. Jahrhundert, dem Schloss aus dem 18. Jahrhundert und dem Fußballstadion von 1926. In diesem Stadion spielte Preußen Münster, als der Klub 1951 deutscher Meisterschaftszweiter wurde und als er 1963/64 die Bundesliga-Gründungssaison mitbestritt. In diesem Stadion spielt Preußen Münster noch heute.

In naher Zukunft soll das halbmarode Preußenstadion an Ort und Stelle umgebaut und zukunftstauglich gemacht werden, damit eine andere Altlast abgehakt werden kann: der nun schon 28 Jahre währende Traum von der Rückkehr in die zweite Liga. Bereits in diesem Sommer wurde in der sehenswerten Stadt die zuletzt nicht allzu sehenswerte Fußballmannschaft des SC Preußen runderneuert mit neuem Trainer, zwölf neuen Spielern und neuen Aufstiegshoffnungen für die neunte Drittliga-Saison nacheinander. Man eröffnet diese am Freitag als Gast des TSV 1860 München.

Gründungsmitglied der Bundesliga, das klingt in Münsters Fall aber eher wie verarmter Adel, denn seit dem sofortigen Abstieg im Jahr 1964 haben sie nie wieder in der Bundesliga mitgespielt. Auch die zweite Liga ist ewig her: 1991. In der eingleisigen dritten Liga spielen die Münsteraner seit 2011. Beklagen deprimierte Repräsentanten insolventer Traditionsklubs immer wieder, die dritte Liga sei schon wegen unzureichender TV-Einkünfte eine Art Totenpfad, so muss man den Münsteranern lobend bescheinigen, sich halbwegs gemütlich eingerichtet zu haben. In acht Spielzeiten waren sie nie schlechter als Rang zwölf - aber auch nie besser als Rang vier.

Gerne wären die Westfalen freilich nach oben in die zweite Liga geflüchtet, aber jeder neue Anlauf ging schief. So ist Münster tatsächlich die letzte verbliebene Mannschaft, die seit 2011 durchgängig in der dritten Liga spielt. Der SV Wehen Wiesbaden hatte die Preußen in diesen acht Jahren treu begleitet, hat aber soeben den Sprung die zweite Liga geschafft. Nun ist Münsterdie letzte Konstante in einer Liga, in der der Durchgangsverkehr an einen vielbefahrenen Hauptbahnhof erinnert.

Nun also der neunte Anlauf. Dazu setzen die Münsteraner auf den Trainer Sven Hübscher, 40, der zuletzt knapp eineinhalb Jahre lang die zweite Mannschaft von Werder Bremen trainierte. Er trat seinen Job in Bremen kurz vor dem nicht mehr zu verhindernden Abstieg aus der dritten Liga an und führte das Team in der darauffolgenden Viertliga-Saison auf Platz drei der Regionalliga Nord. Zuvor hatte der gebürtige Dortmunder beim FC Schalke 04 jahrelang Jugendteams trainiert und war dort später zum Assistenten solcher Cheftrainer wie Jens Keller, Roberto DiMatteo und André Breitenreiter aufgestiegen.

An Preußen Münster gefallen Hübscher nicht nur die Nähe zum Wohnort Gelsenkirchen und das gute Verhältnis zu Sportchef Malte Metzelder, sondern auch die Aussicht auf den Aufstieg. Er sagt, die dritte Liga sei extrem eng, weshalb man keine gewagten Prognosen abgeben dürfe, aber: "Ich weiß, dass in Münster schon lange von der Zweiten Liga geträumt wird, und meine Aufgabe ist es, diesen Traum noch größer werden zu lassen."

Eine neu zusammengewürfelte und aus finanziellen Erwägungen recht junge Mannschaft soll den Traum nähren. Rechtsverteidiger Julian Schauerte, bis 2018 bei Fortuna Düsseldorf und dann ein Jahr im belgischen Eupen, ist mit 31 Jahren zweitältester Spieler im Kader und wurde prompt zum Kapitän ernannt. Weitere halbwegs bekannte Namen haben die Mittelfeldspieler Nico Brandenburger, Luca Schnellbacher und Heinz Mörschel. Bei der Generalprobe, einer 1:3-Niederlage gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo, standen sechs Neuzugänge in der Startelf. Almelos Trainer, der frühere DFB-Fußballlehrer-Ausbilder Frank Wormuth, lobte Münster als "kompakte und körperliche" Mannschaft.

Etwa drei Millionen Euro an Gehältern investiert der Klub in seinen Kader, circa 6,5 Millionen beträgt der Gesamtetat für die Saison. Mit solchen Summen wird man in der Drittliga-Trainerumfrage nach denFavoriten indes kein einziges Mal genannt. Das ist den Münsteranern aber Recht. Als etabliertes Drittliga-Inventar kommt man lieber wie Phoenix aus der Asche als aus dem Rampenlicht.

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