Tuchel-Vorstellung beim FC Bayern: "Sehr naiv" beim ersten Anruf

Tuchel-Vorstellung beim FC Bayern: Am Samstag, 25. März 2023, stellte der FC Bayern Thomas Tuchel als neuen Chefcoach vor.

Am Samstag, 25. März 2023, stellte der FC Bayern Thomas Tuchel als neuen Chefcoach vor.

(Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Als die Bayern-Bosse bei ihm durchklingelten, sei er total überrascht gewesen, dass es um den Trainerjob ging, erklärt Thomas Tuchel bei seiner Präsentation. Kahn und Salihamidzic rechtfertigen die Nagelsmann-Entlassung als "wohlüberlegt".

Auch ein Champions-League-Sieger ist offenbar nicht für alle Eventualitäten des Fußballgeschäfts gewappnet. Thomas Tuchel, der beim FC Bayern die überraschend schnell freigewordene Trainerstelle von Julian Nagelsmann übernimmt, hat bei seiner Vorstellung am Samstagmittag in München erklärt, er sei "sehr naiv" in das erste Gespräch mit dem Münchner Sportvorstand Hasan Salihamidzic am Dienstag gegangen.

Das Interesse der Bayern sei für ihn "total überraschend" gekommen. "Ich wusste nicht, was wir besprechen und worum es geht", gestand Tuchel, was ihn aber nicht daran hinderte, dann doch ziemlich zügig einen bis 30. Juni 2025 gültigen Vertrag zu unterschreiben.

Zuletzt stand der 49-Jährige beim FC Chelsea in London unter Vertrag - mit dem er 2021 den Titel in der "Königsklasse" gewonnen hatte.

Tuchel landet beim FC Bayern - eigentlich wollte er im Ausland arbeiten

Eigentlich sei er "davon ausgegangen, dass ich meine Karriere im Ausland fortsetze", erklärte Tuchel, an dem Tottenham Hotspur und Real Madrid dran gewesen sein sollen. "Ich musste erst mal drüber schlafen und nachdenken." Die "Größe der Aufgabe" habe aber die Zweifel überwogen.

Tuchel wird auch an der Säbener Straße wieder mit seinen bewährten Co-Trainern Arno Michels und Zsolt Löw zusammenarbeiten. "Auch mein Trainerteam war nicht vorbereitet, deshalb auch ein großes Dankeschön an die Flexibilität der Familien", sagte Tuchel.

Der erst kürzlich auf Wunsch von Nagelsmann verpflichtete Torwarttrainer Michael Rechner wird dagegen auch zum Stab von Tuchel gehören. "Er macht weiter, er ist ein absoluter Topmann und bleibt bei uns", sagte Sportvorstand Salihamidzic. Rechner hatte die Nachfolge von Toni Tapalovic angetreten. Den verletzten Kapitän und Nationaltorhüter Manuel Neuer hatte die von Nagelsmann betriebene Trennung von seinem Intimus Tapalovic massiv verärgert.

Tuchel sieht beim FC Bayern "einen der besten und talentiertesten Kader in Europa"

Die Anstellung beim Serienmeister empfindet Tuchel als "Ehre und Auszeichnung". Das erste Pflichtspiel steigt am 1. April, Gegner ist dann Tuchels Ex-Klub und aktueller Tabellenführer Borussia Dortmund. Gegen den BVB wolle er sofort "das erste Ausrufezeichen setzen", so Tuchel.

Beim FC Bayern sieht Tuchel "einen der besten und talentiertesten Kader in Europa, das setzt mich natürlich unter Druck". Man könne "mit diesem Kader um jeden Titel spielen".

Dass diese so hochkarätig besetzte Truppe die traditionell hohen Ziele beim Rekordmeister noch mit Nagelsmann hätte erreichen können, daran glaubten die Bosse zuletzt nicht mehr. Vorstandschef Oliver Kahn begründete die Freistellung auf der Pressekonferenz folgendermaßen: "Es ist die Pflicht und unsere Aufgabe, für den sportlichen Erfolg zu sorgen."

Bayern-Bosse zum Nagelsmann-Aus: "Es war keine Panikreaktion"

Der Trainerwechsel mitten in der entscheidenden Saisonphase sei "keine Panikreaktion", erklärte Kahn: "Das hat mit Panik überhaupt nichts zu tun." Die Entscheidung, Nagelsmann am Freitag freizustellen, sei "wohlüberlegt" und keine Entscheidung aus der Emotion heraus gewesen. "Ich weiß, es ist keine populäre Entscheidung", räumte Sportvorstand Salihamidzic ein.

Eine überragende Champions-League-Saison (acht Spiele, acht Siege), der Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale und Platz 2 in der Bundesliga - offenbar nicht genug sportlicher Erfolg für Kahn und seine Vorstandskollegen. Die Führung sah sich wegen der ständigen Formschwankungen zum Handeln veranlasst, weil "die Leistungskurve ständig nach unten geht", wie Salihamidzic sagte. Die Konstellation zwischen Trainer und Mannschaft habe nicht mehr gepasst.

Nun soll es also Tuchel richten. Seine Spieler will der Neue "nicht totreden", nicht alle Stars seien schließlich "happy" über die Veränderung auf der Trainerbank: "Am schnellsten fasst man Vertrauen, wenn man gemeinsam auf den Platz geht." Das wird dann erstmals am Montag der Fall sein.

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