Premier League:Sieben ohne Neuner

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Drei Tore beim Schützenfest des FC Chelsea: Mason Mount. (Foto: Ian Tuttle/imago)

Thomas Tuchel und der FC Chelsea landen auch ohne Lukaku und Werner einen Kantersieg gegen Norwich City mit dem deutschen Trainer Daniel Farke und bleiben Tabellenführer.

"Dieser Kader ist ein Geschenk", hatte Jürgen Klopp, der Trainer des FC Liverpool, über die personellen Ressourcen des FC Chelsea gesagt, als Thomas Tuchel Anfang 2021 Chefcoach bei den Blauen aus London wurde. Wer Böses unterstellen wollte, wertete diesen Satz als einen charmant vergifteten Glückwunsch an den deutschen Kollegen, der ja bereits zweimal, in Mainz und Dortmund, Klopps direkter Nachfolger gewesen war. Denn als Subtext ließ sich in den Satz interpretieren: Mit diesem großartigen Chelsea-Kader, da würde jeder Trainer was gewinnen!

Thomas Tuchel hat dann so schnell so viel mit Chelsea gewonnen, dass niemand seinen Traineranteil am Erfolg anzweifelte. Er holte mit Chelsea mal schnell den Champions-League-Pott, und er verpasste dem Team eine signifikante Handschrift. Am Samstag jedoch hat sich Tuchel vielleicht trotzdem noch mal an den Kader-Begrüßungssatz von Klopp erinnert. Chelsea gewann in der Premier League 7:0 (3:0) gegen Norwich City. Es war der mit Abstand höchste Sieg der ersten zehn Tuchel-Monate an der Stamford Bridge, in denen Chelsea viel Positives gezeigt hatte, aber bisher selten durch eine hohe Torquote auffiel. Nun also erstmals sieben Stück - und die kuriose Fußnote lautete: obwohl die beiden Mittelstürmer verletzt ausfielen.

Aber ja, Klopp hat recht. Es steckt eben auch dann noch sehr viel Werthaltiges in Chelseas Aufgebot, wenn Torjäger der Güteklasse Romelu Lukaku und Timo Werner fehlen. Der Belgier und der Deutsche mussten unter der Woche, beim 4:0 in der Champions League gegen Malmö, binnen weniger Minuten mit Fußblessuren vom Feld. Beide fehlten nun gegen Norwich, trotzdem wurde das vom Deutschen Daniel Farke gecoachte Schlusslicht von Chelsea auseinandergenommen. Beim Tabellenführer rückte stattdessen in den Vordergrund: Mason Mount mit drei Toren (1:0/6:0/7:0), nachdem er in der Liga zuvor monatelang kein einziges erzielt hatte. "Dieser Hattrick ist ein besonderer Moment für Mason. Er ist heute stolz, denn er macht sich selbst immer sehr viel Druck ", sagte Tuchel.

Der Zweite, der bei Chelsea diesmal im Fokus stand, war Flügelstürmer Callum Hudson-Odoi, der unter Tuchel bislang nur ein Nebendarsteller war und vom Trainer vor der Partie öffentlich angestachelt worden war. Zur Reporterfrage, wann beim ewigen FC-Bayern-Kandidaten Hudson-Odoi denn endlich ein Durchbruch zu erwarten sei, hatte Tuchel gesagt: "Das entscheidet alleine Callum. Er muss die nächsten 250 Spiele auf höchstem Niveau spielen - dann ist es eine Wende."

Gegen Norwich wurden daraus 249 Bewährungsspiele. Hudson-Odoi traf sehenswert per Lupfer zum 2:0 (18.), das Norwich bereits früh den Zahn zog. Auch Reece James und Ben Chilwell schossen Tore für Chelsea, und Kai Havertz durfte wegen der Absenzen im Sturm als "falsche Neun" agieren. Wer solche Optionen im Kader hat, sollte in der Tat nicht klagen.

© SZ vom 25.10.2021 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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