Premier League:Englands Liga strahlt heller als die Champions League

Manchester City v Liverpool FC - Premier League

Teil des Gladiatorezirkus der Gegenwart: Sergio Agüero (r.) von Manchester City.

(Foto: Getty Images)

ManCity gegen Liverpool schauen Abermillionen Menschen in 179 Ländern. Und ein Transfer, der in Dortmund bejubelt wird, ist in London Alltagsgeschäft.

Kommentar von Claudio Catuogno

Was ist ein gutes, was ist ein schlechtes Geschäft? Die Frage stellt sich im Bezug auf Fußballer, wenn sie mal wieder von einem Verein zum nächsten transferiert werden. Und manchmal stellt sich die Frage auch den Fußballern selbst. Das Rib-Eye-Steak zum Beispiel, welches sich der Bayern-Angreifer Franck Ribéry diese Woche vom Promi-Metzger und Gastronom Nusret Gökçe in Dubai hat braten und aufschneiden lassen, sodass er selbst nur noch etwas Salz hinzugeben musste: War das seinen Preis wert? 1200 Euro !?!

Die stolze Summe, das muss man dazusagen, erklärt sich dadurch, dass Gökçe das Steak nach der Zubereitung über Holzkohle in Blattgold gewendet hat. Nicht aus Geschmacksgründen. Sondern weil's schön glitzert. Ribéry jedenfalls ist ausweislich der Bilder, die er von dem Mahl bei Instagram gepostet hat, zufrieden gewesen mit der Investition - die er ja, wenn man's genau nimmt, mit zwei, drei Minuten Profifußball wieder reinspielt. Alles eine Frage der Perspektive.

Der FC Chelsea hat in dieser Woche den US-amerikanischen Stürmer Christian Pulisic für 64 Millionen Euro von Borussia Dortmund gekauft. "Ein gutes Geschäft" sei das, analysierte der ehemalige BVB-Trainer Jürgen Klopp - "für Dortmund". Das sehen sie auch beim Tabellenführer so: In der Chefetage haben sie der Versuchung, sich angesichts der erlösten Millionen ein paar Blättchen Gold ins Euphorie-Pils zu bröseln, nur deshalb widerstanden, weil sie Margen wie nun bei Pulisic inzwischen gewohnheitsmäßig erlösen. Ousmane Dembélé: Kam für 15 Millionen aus Rennes, ging für 115 Millionen nach Barcelona. Pierre-Emerick Aubameyang: Kam für 13 Millionen aus Saint-Étienne, ging für 63 zum FC Arsenal. Henrikh Mkhitaryan: Kam für 27 Millionen aus Donezk, ging für 42 zu Manchester United. Und bei Pulisic kommt noch dreierlei hinzu: Er hatte zuletzt nicht mal mehr regelmäßig mitgespielt in Lucien Favres Sturm-und-Drang-Truppe. 2020 wäre sein Vertrag ausgelaufen, dann hätte er ablösefrei wechseln können. Und Dortmund darf ihn sogar noch die gesamte Rückrunde lang behalten, erst dann zieht er nach London.

Ein gutes Geschäft, in der Tat. Heißt das aber, dass der FC Chelsea ein schlechtes gemacht hat? Auch hier: Es ist alles eine Frage der Perspektive.

Zum einen ging es den Londonern explizit darum, dass sie das Geld möglichst schnell überweisen können: Im Sommer droht ihnen eine Transfersperre, als Sanktion für mutmaßlich unerlaubten Handel mit minderjährigen Talenten. Formal kehrt Pulisic dann als zwischenzeitlich zum BVB verliehener Spieler zu Chelsea zurück - das ist erlaubt. Und zum anderen mögen 64 Millionen Euro für Dortmund ein Haufen Geld sein. In der Premier League, in der bekanntlich ein Vielfaches an TV-Geldern fließt, läuft so eine Investition unter Alltagsgeschäft.

Erst am Donnerstagabend hat man die Strahlkraft des Glitzerbetriebs wieder vorgeführt bekommen: Da begegneten sich das Manchester City des Trainers Pep Guardiola (ehemals FC Bayern) und der FC Liverpool des Trainers Klopp (ehemals BVB) zum furiosen Spitzenspiel, Leroy Sané (ehemals Schalke 04) erzielte den Siegtreffer. In 179 Länder wurde das Spektakel übertragen, Millionen und Abermillionen sahen zu, auch im Mega-Markt USA, wo ein gewisser Christian Pulisic als bester Kicker des Landes gilt. Da wird auch für Chelsea künftig etwas zu holen sein. Was die globale Strahlkraft angeht, ist die englische Liga längst die eigentliche Champions League, der Gladiatorenzirkus der Gegenwart.

Für den BVB mag der Pulisic-Transfer das in Gold gewendete Rib-Eye-Steak sein. Für England ist er bloß eine weitere Portion Beef Tatar.

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