Premier League:Boris Johnson will den Inselfußball regulieren

Premier League: Boris Johnson und der Fußball - das ist eine sehr besondere Beziehung.

Boris Johnson und der Fußball - das ist eine sehr besondere Beziehung.

(Foto: Danny Lawson/dpa)

Weniger Oligarchie wagen: Eine unabhängige Aufsichtsbehörde der britischen Regierung soll künftig kontrollieren, wem die Premier-League-Vereine gehören - die Klubs lehnen das Vorhaben rigoros ab.

Von Sven Haist, London

Fast genau ein Jahr nach der gescheiterten Einführung einer European Super League, zu deren Grün­dungsmitgliedern sechs englische Spitzenklubs gehört hätten (Arsenal, Chelsea, Liverpool, Manchester City, Manchester United und Tottenham), hat die britische Regierung von Premierminister Boris Johnson am Montag das beispiellose Vorhaben angekündigt, den Inselfußball künftig zu regulieren.

Demzufolge werde bald eine unabhängige Aufsichtsbehörde ("independent regulator") installiert, deren Befugnisse von der Überwachung der Vereine bis hin zu deren Sanktionierung reichen sollen. In der Mitteilung heißt es, dass im Sommer dazu weitere Einzelheiten veröffentlicht werden sowie ein detaillierter Zeitplan zur Einführung der neuen Regelungen. Dabei erklärte Johnson gewohnt vollmundig, er werde mit seinem Kabinett dafür Sorge tragen, die Fans wieder "in den Mittelpunkt des Spiels" zu rücken.

Premier League: Die Fans sollen zurück ins Zentrum des Spiels: Die ehemalige Sportministerin Tracey Crouch hat mit ihrem Report die Reformen angeregt.

Die Fans sollen zurück ins Zentrum des Spiels: Die ehemalige Sportministerin Tracey Crouch hat mit ihrem Report die Reformen angeregt.

(Foto: James Marsh/BPI/Shutterstock/Imago)

Die formale Unterstützung des britischen Parlaments für die weitgehende Umsetzung der Reformen, die Tracey Crouch als ehemalige Sportministerin in einem bahnbrechenden Report ("Fan-Led Review of Football Governance") zum Zustand des englischen Fußballs im November angeregt hatte, dürfte auf massiven Widerstand aus der Premier League stoßen.

Erst kürzlich betonte Helen MacNamara, eine Abgesandte der Liga, vor dem Parlamentsausschuss für Digitales, Kultur, Medien und Sport, dass die Klubs das geplante Kontrollgremium "rigoros" ablehnen würden. Trotz einer Reihe alarmierender Vorgänge wie der Übernahme von Newcastle United durch den saudi-arabischen Staatsfonds im Oktober hatten die Vereinschefs bis zuletzt gehofft, eine Neugestaltung des sogenannten Eigentümer- und Direktorentests für bestehende und zukünftige Klubbesitzer abwenden zu können.

Crouch hingegen zeigte sich "außerordentlich erfreut" über die Zustimmung der Regierung und sah darin einen "enormen Schritt nach vorn", wenngleich der noch nicht näher ausgeführte Zeitrahmen "beunruhigend" sei. Die BBC stufte die Vorgänge als "große Niederlage für die Topklubs des Landes" ein - und sogar als "bedeutenden Moment in der Geschichte des Fußballs".

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