Premier League:Arsenal investiert endlich

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Nationalspieler Shkodran Mustafi wechselt vom FC Valencia in die Premier League zum FC Arsenal. Dort ist er nach Mesut Özil und Per Mertesacker der dritte Deutsche.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Seit Jahren fordern die Arsenal-Fans, mehr Geld in neue Spieler zu stecken. Jetzt macht der Klub Skhodran Mustafi zum drittteuersten deutschen Spieler der Geschichte.

Von Javier Cáceres

Shkodran Mustafi weiß offenkundig, was sich gehört, zumindest ist das der Eindruck, den sie nun in Valencia von ihm haben. Es sei eine Ehre für ihn gewesen, beim FC Valencia gespielt zu haben, schrieb der deutsche Nationalverteidiger den "lieben Weiß-Schwarzen" in einem offenen Brief, den er verbreiten ließ, als sein Transfer zum FC Arsenal am Dienstagabend perfekt war.

41 Millionen Euro riefen die Spanier für den deutschen Nationalspieler auf, dessen "hasta pronto" ("Auf bald!") als besonders rührend wahrgenommen wurde, weil es mit dem kühlen Adiós von Paco Alcácer kontrastierte. Der spanische Nationalstürmer hatte sich am Montag wortlos zum FC Barcelona verabschiedet, der 30 Millionen Euro zahlte.

Die teuersten Deutschen

1. Leroy Sané 50 Millionen Euro (2015/16 vom FC Schalke 04 → Manchester City)

2. Mesut Özil 47 Millionen Euro (2013/2014 von Real Madrid → FC Arsenal)

3. Shkodran Mustafi 41 Millionen Euro (2015/16 vom FC Valencia → FC Arsenal)

4. Mats Hummels 38 Millionen Euro (2016/17 von Bor. Dortmund → FC Bayern)

5. Mario Götze 37 Millionen Euro (2013/2014 von Bor. Dortmund → FC Bayern)

6. Julian Draxler 36 Millionen Euro (2014/15 vom FC Schalke 04 → VfL Wolfsburg)

7. André Schürrle 32 Millionen Euro (2014/15 vom FC Chelsea → VfL Wolfsburg)

Beide Transfers hängen miteinander zusammen: Sie bringen einen Batzen Geld, den der hochverschuldete Verein dringend benötigt. Vor ein paar Wochen verdammte die Wettbewerbskommission der EU den FC Valencia dazu, bis November 20 Millionen Euro zu zahlen. Vor einigen Jahren hatte der Verein versucht, die Klubschatulle durch eine Kapitalerhöhung mit 90 Millionen Euro zu füllen, über die Aktionäre kamen aber nur 18 Millionen zusammen.

Nach illegalen staatlichen Beihilfen muss Valencia seine besten Spieler verkaufen

Den verbleibenden Betrag stellte die vereinseigene Stiftung - weil sie keine eigenen Einnahmen hat, nahm sie einen Kredit bei der Pleitebank Bankia auf. Die Bürgschaft übernahm wiederum die Regionalregierung. Vereinbart wurde ein Zinssatz von 0,8 Prozent - statt der marktnäheren 8,0. Illegale staatliche Beihilfe diagnostizierte darob die EU-Kommission und verdonnerte die Behörden in Spanien dazu, beim klammen Champions-League-Finalisten von 2001 (Sieger: Bayern München) 20 Millionen einzutreiben. Nur deshalb war denkbar, dass der eigentlich ambitionierte FC Valencia seine beiden besten Spieler jetzt zum Verkauf freigab. Und damit die Enttäuschung des eigenen Anhangs einpreiste.

Denn der albanischstämmige Mustafi war auch schon vor seinem emotionalen Abschiedsbrief ("Danke für die besonderen Momente") in Valencia beliebt. Dass er in der vergangenen Saison nicht ganz so stark agierte wie ihm Vorjahr, wurde nicht ihm angelastet, sondern dem 22-Millionen-Euro teuren Missverständnis Ayman Abdennour (soll noch abgegeben werden); der Innenverteidiger gilt den örtlichen Medien als der Inbegriff des Panik-Erregers.

An der Seite von Nicolás Otamendi, der 2015 zu Manchester City wechselte, hatte Mustafi so gut in der Innenverteidigung agiert, dass die Anhänger in Valencia sich fragten, warum er nicht auch in der deutschen Nationalelf eine tragende Rolle spielt. Er war 2014 für acht Millionen Euro aus Genua nach Spanien gewechselt.

Bei Arsenal soll Mustafi einen ehemaligen deutschen Nationalspieler vertreten

Bei Arsenal wird Mustafi, 24, zunächst seinen früheren Nationalmannschafts-Kollegen Per Mertesacker vertreten müssen, der noch auf Monate hinaus verletzt ist. Trainer Arsène Wenger hatte lange gezögert, Mustafi zu holen, dem Franzosen erschien der Preis überhöht. In der Tat waren von deutschen Fußballern bislang nur Mesut Özil bei seinem Wechsel zu den Gunners 2013 und Leroy Sané beim Transfer vor wenigen Wochen zu Manchester City mit etwa je 50 Millionen teurer. Neben Mertesacker und Özil ist Mustafi nun der dritte Weltmeister von 2014 in den Reihen Arsenals.

Dass der Londoner Klub so viel Geld für ihn ausgab, "zeigt für mich das Vertrauen und die Wertschätzung von Arsenal", sagte Shkodran Mustafi dem Sport-Informationsdienst: "Und natürlich auch die Erwartungen in mich. Aber deswegen bin ich hier. Ich freue mich auf die Herausforderung in der Premier League." Arsenal ist für ihn nach dem FC Everton, Sampdoria Genua und dem FC Valencia bereits die vierte Station im Ausland.

Für Wenger wiederum bedeutet der Einkauf Mustafis Entspannung. Seit Wochen werfen ihm die Arsenal-Fans vor, das "verdammte Geld" nicht auszugeben, das Arsenal auf der hohen Kante hat ("Spend the fucking money!").

Ein Fanshop-Mitarbeiter protestiert gegen Wengers zögerliche Einkaufspolitik

Sie mussten ja zusehen, wie die Konkurrenz nach dem neuen Fernsehvertrag der Premier League (9,5 Milliarden Euro für drei Jahre) protzte; allen voran Manchester United, das Paul Pogba für 105 Millionen Euro von Juventus Turin zurückholte und damit den teuersten Transfer der Fußballhistorie vollzog. Nun holte Wenger neben Mustafi noch den Angreifer Lucas Pérez vom spanischen Erstligisten Deportivo La Coruña (20 Millionen Euro).

Mustafi und Pérez gesellen sich unter anderen zu Granit Xhaka, der in diesem Sommer für 45 Millionen Euro bei Borussia Mönchengladbach abgelöst worden war. Für einen Fanshop-Mitarbeiter des FC Arsenal kommt Wengers Transferoffensive allerdings zu spät. Er hatte sein mit umgerechnet 8,50 Euro Stundenlohn dotiertes Amt aus Protest gegen Wengers defensives Gebaren öffentlich zur Verfügung gestellt - damit Arsenal mehr Geld für Neuverpflichtungen habe. Ob er einen neuen Job gefunden hat, ist unbekannt.

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