Premier League:Arsenal erinnert an eine Klopp-Mannschaft

Premier League - Arsenal v Liverpool

Deutsch-deutsche Herzlichkeit: Arsenals Stürmer Mesut Özil und Liverpools Trainer Jürgen Klopp umarmen sich.

(Foto: David Klein/Reuters)

Von Felix Haselsteiner

Anfang November, nach zehn Spieltagen, sortiert sich die Premier League normalerweise und lässt so Rückschlüsse zu: auf den bisherigen Saisonverlauf, auf den Erfolg von Trainerwechseln im Sommer, auf die Rolle von Spielern in einer Mannschaft. Unter den englischen Spitzenmannschaften lässt sich so bereits einiges analysieren. Das dominante Manchester City macht exakt da weiter, wo es im letzten Jahr aufgehört hatte. Liverpool ist weitaus gefestigter in den Ergebnissen und wirkt reifer, Chelsea kombiniert unter Maurizio Sarri eine herausragende taktische Spielanlage mit der Hochform von Eden Hazard. Tottenham Hotspur und Manchester United müssen sich derzeit mit der Verfolger-Rolle begnügen.

So bleibt eine Mannschaft übrig, über die man bislang noch kein allzu aussagekräftiges Früh-Fazit treffen konnte: Der FC Arsenal. Da stehen für das Team von Unai Emery auf der einen Seite zwei Niederlagen gegen Manchester City und Chelsea an den ersten beiden Spieltagen, zu einem Zeitpunkt, als Emerys Arsenal sich noch merklich in der Kennenlernphase befand, die Aussagekraft also eher gering blieb. Auf der anderen Seite haben die Gunners seitdem kein Spiel verloren, zweieinhalb Monate lang hält diese Serie jetzt schon - wiederum braucht es jedoch eine Relativierung, immerhin spielten sie in diesem Zeitraum gegen eine Vielzahl von Gegnern außerhalb der Spitzengruppe sowie in der Europa League unter anderem gegen Qarabag Agdam und Worskla Poltawa.

Die Samstagabendpartie gegen den FC Liverpool also sollte endlich darüber aufklären, wo der FC Arsenal im engen Kampf um die Premier-League-Spitzenplätze steht, womit man möglicherweise noch rechnen kann in den nächsten Wochen und Monaten und ob die Londoner endlich ihr Image als ewiger Vierter der Liga ablegen können. Antwort: Möglicherweise.

Ungewohnte Szene in der Klopp-Ära

Die erste Halbzeit bestätigte immerhin die bisherigen Eindrücke des FC Liverpool. Das abwechslungsreiche Spiel gestaltete der LFC immer wieder mit etwas Ruhe, teilweise konnte man sogar Torhüter Allison dabei beobachten, wie er bei Abstößen bewusst Tempo aus dem Spiel nahm, eine bislang sehr selten gesehene Szene in der Klopp-Ära. Dass Liverpool (in lila) sich so hervortat als die Mannschaft mit mehr Sachlichkeit und weniger Spektakel, mag an der überarbeiteten taktischen Herangehensweise der Mannschaft liegen, allerdings trug auch Arsenal einiges dazu bei: Immer wieder fanden Henrikh Mkhitaryan und Mesut Özil die Schnittstellen in Liverpools Viererkette und sorgten so für Abstimmungsprobleme. Pierre-Emerick Aubameyang und Alexandre Lacazette hätten Arsenal in Führung bringen können.

Doch auch die Reds hatten Gelegenheiten. Sadio Manés Führungstreffer in der 19. Minute wurde wegen einer vermeintlichen Abseitsposition aberkannt, zweimal kam zudem Innenverteidiger Virgil van Dijk zu herausragenden Möglichkeiten. Die erste Viertelstunde der zweiten Halbzeit zeigte noch deutlicher, dass vieles an Arsenal derzeit an eine Klopp-Mannschaft erinnert. Die Gunners liefen früh und risikoreich an, suchten vor allem Mesut Özil als Spielgestalter und ließen Liverpool kaum Luft zum Atmen.

Emerys Mannschaft braucht Siege in "big games"

Dann jedoch zahlte sich die neue Sachlichkeit von der Mersey aus: Mit dem ersten echten Angriff der zweiten Hälfte brach Liverpool in der 61. Minute auf der linken Seite durch, Bernd Leno im Tor der Londoner konnte Manés Hereingabe nur in die Mitte ableiten, wo James Milner den Führungstreffer erzielte.

In der Folge erarbeitete sich Liverpool wesentlich mehr Spielanteile, stand nun merklich tiefer und schaffte es so vor allem, den Raum um Özil zu verdichten, um seine Zuspiele zu unterbinden. Das funktionierte bis zur 82. Minute, als der eingewechselte Alex Iwobi doch eine Lücke fand und Lacazette in Szene setzte, der sehenswert aus der Drehung zum Ausgleich traf.

Es brauchte also tatsächlich die Schlussminuten, um zu eruieren, wie groß die Aussagekraft dieses Spitzenspiels für den Meisterschaftskampf in England war. Liverpool spielte das Unentschieden nun ruhig herunter und verteidigte gut. Und auch Arsenal fehlten nach einem intensiven Spiel ganz offensichtlich die Kräfte, um auf Sieg zu spielen. So hielten am Ende beide Serien: Liverpool ist in der Liga weiterhin ungeschlagen, die Londoner seit langer Zeit ebenfalls, sie lauern vier Punkte hinter der Tabellenspitze.

Der FC Arsenal hat am Samstagabend gezeigt, dass er mithalten kann - sollte Unai Emerys Mannschaft in dieser Saison allerdings tatsächlich vorhaben, ihren altbekannten Ruf abzulegen und mit City, Liverpool und Chelsea um den Titel streiten, wird es Siege in den sogenannten "big games" brauchen und dafür möglicherweise eine etwas sachlichere Spielanlage. Eine, wie sie die Konkurrenz zurzeit hat. In einem Monat bieten sich die nächsten Gelegenheiten, das zu zeigen: Dann trifft Arsenal Anfang Dezember innerhalb einer Woche auf Tottenham und Manchester United.

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