Premier League:4:3 - Klopps Liverpool begeistert gegen Arsenal

Arsenal v Liverpool - Premier League

Klopp und Spieler: Und dann hat es "Boom" gemacht

(Foto: REUTERS)

Liverpool und Arsenal beweisen zum Saisonauftakt, dass sie die zwei mitreißendsten Mannschaften der Premier League sind. Auch Trainer Jürgen Klopp sagt: "Boom!"

Von Filippo Cataldo

Zu Bruch ging sie diesmal nicht, aber natürlich flog Jürgen Klopp auch nach diesem Spiel die Brille von der Nase. Spektakuläre Siege verlangen gläserne Opfer, so ist es fast Tradition bei Klopp, in der vergangenen Saison zerstörte der Trainer nach einem 5:4-Auswärtssieg in Norwich seine Brille.

Doch dieses 4:3 beim FC Arsenal am ersten Spieltag der Premier League am Sonntag war ein viel größerer Sieg gewesen als das verrückte Hin und Her beim späteren Absteiger Norwich in der vergangenen Spielzeit. Der FC Arsenal ist ein natürlicher Champions-League-Teilnehmer, Arsenal und sein Trainer Arsène Wenger verkörpern seit Jahren vieles von dem, was Klopp und der FC Liverpool auch wieder sein wollen: ein durch und durch aufregender Klub, der durch und durch aufregenden Fußball spielt.

Klopp und Wenger - die Spektakel-Trainer

Mit Antonio Conte beim FC Chelsea und Pep Guardiola bei Manchester City sind in diesem Sommer zwei hochqualifizierte Trainer in die Premier League gekommen, die auf ihre Weise beide absolute Kontrollfreaks sind. Auf Spiele, die 4:3 ausgehen, können sie in der Regel verzichten. Dazu kommen noch zwei Trainer (José Mourinho bei Manchester United und Claudio Ranieri bei Meister Leicester), die ihren Spielern auch nicht gerade den aufregendsten Fußball abverlangen, zumindest nicht allzu oft.

Sie sind Kontertrainer, wenn's sein muss, dürfen ihre Mannschaften auch guten, alten, dreckigen Kick & Rush spielen. Dann gibt es noch die Schönspieler von Arsenal - und Klopps Mentalitätsmonster aus Liverpool, die Fußball um des Fußballs willen spielen, hinreißende Tore schießen, Harakiri in der Verteidigung betreiben und jeden Trainer regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben - wenn diese nicht zufällig auf die Namen Wenger oder Klopp hören.

"Die beste Art, ein Spiel zu gewinnen, ist einen perfekten Start zu erwischen, im Mittelteil fantastisch zu sein und dann ein Weltklasse-Ende abzuliefern", referierte Klopp am Ende - wohlwissend, dass seine Mannschaft nur im Mittelteil des Spiels richtig gut, vielleicht sogar Weltklasse gewesen war. 1:0, 1:1, 1:2, 1:3, 1:4, 2:4, 3:4 - so lautete die Torfolge aus Sicht der Gastgeber. Arsenals Theo Walcott verschoss sogar einen Elfmeter (30.), nur um eine Minute später doch den Führungstreffer zu erzielen. Der überragend aufspielende Philipp Coutinho glich noch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit einem direkt verwandelten Freistoß aus.

Und Klopps Brille fliegt schon wieder

Die nächsten 20 Minuten gehörten wohl zu den mitreißendsten der jüngeren Premier-League-Geschichte. Adam Lallana traf aus sechs Metern, indem er den Ball an zwei Abwehrspielern und Torwart Petr Cech vorbei ins Tor schoss (49.). Beim Jubel über diesen Treffer flog Klopp zum ersten Mal an diesem Nachmittag die Brille von der Nase. "Ich dachte bei diesem Tor nur: Boom", erklärte der Coach später.

Sieben Minuten später tankte sich Coutinho im Strafraum durch zwei Verteidiger, hielt seinen linken Fuß in eine scharfe Hereingabe von Roberto Firmino und traf zum 3:1. Dann schloss Sadio Mané, im Sommer für 42 Millionen Euro aus Southampton gekommen, einen hinreißenden Sololauf mit einem Schlenzer ins Toreck zum 4:1 ab (63.). Liverpool hatte sich in einen mittleren Rausch gespielt, Klopp konnte sich nicht entscheiden, welches Tor er am schönsten finden sollte.

Der frühere Gladbacher Xhaka wird eingewechselt

Arsenal, das ohne den verletzten Per Mertesacker und den noch nicht ganz fitten Mesut Özil auskommen musste, wankte gewaltig. Doch es kam zurück. Und wie! Nur wenige Sekunden nach dem 1:4 verkürzte Alex Oxlade-Chamberlain. Als Calum Chambers dann noch zum 3:4 traf, waren noch mindestens 15 Minuten zu spielen. Nun war es Liverpool, das wankte, nun schien auch Klopp langsam nervös zu werden, er rannte schimpfend durch die so genannte Coaching-Zone, machte ein bedrohliches Gesicht, brüllte seine Spieler an, hin und wieder doch für ein bisschen Ordnung zu sorgen.

Insgeheim war er aber wahrscheinlich auch da begeistert von diesem Wahnsinn. Wenger wiederum brachte in der 67. Minute Granit Xhaka, den gut 40 Millionen Euro teuren Zugang von Borussia Mönchengladbach. Ein Spieler, der prädestiniert dafür ist, für Ordnung zu sorgen - auf seine Art. In seinen 23 Minuten leistete er sich vier Foulspiele und sah in der 86. Minute nach einem Foul die gelbe Karte. Näher ans 4:4 brachte er seine Mannschaft aber nicht mehr.

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