Präsidentenwahl beim DFB:Koch über Grindel: "Wir sollten ihn an seinen Taten messen"

German Football Association interim president Koch presents independent report on 2006 World Cup in Frankfurt

Wird die Krönungsmesse des DFB-Präsidenten am Freitag ohne Wehmut verfolgen: Interimschef Rainer Koch.

(Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Noch ist Rainer Koch Interimschef, doch am Freitag wird der neue DFB-Präsident ernannt: Reinhard Grindel. Im SZ-Interview spricht Koch über seinen Nachfolger - und über die Nachwehen der WM-Affäre.

Von Thomas Kistner

Rainer Koch wird die Krönungsmesse ohne Wehmut verfolgen, wenn Reinhard Grindel, 54, CDU-Bundestagsabgeordneter und langjähriger Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes, am Freitag auf einem außerordentlichen Bundestag ins Amt des neuen DFB-Präsidenten gehoben wird. Nein, er selbst habe nie kandidieren wollen, beteuert Koch. Er sei ja nur die Vertretung gewesen, nachdem es Wolfgang Niersbach durch die Turbulenzen der Affäre rund um die WM 2006 aus dem Amt geweht hatte.

Und überhaupt, so Koch, habe er ja vieles in seiner kurzen Amtszeit festgezurrt. Der Verband sei neu geordnet, die Fragen rund um die dubiosen 6,7 Millionen Euro, die nach der WM-Vergabe 2000 hin- und herschwappten, seinen "unabhängig und so weit es für uns möglich war, transparent aufgeklärt", findet Koch, mehr noch: "Ich glaube, dass es im Sport keine vergleichbar transparente und intensive Untersuchung solcher Vorgänge gegeben hat", sagt der 57 Jahre alte Jurist im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Freitagsausgabe).

Tatsächlich sind auch nach der Freshfields-Untersuchung viele Fragen unbeantwortet, und diese Fragen werden Koch und den neuen DFB-Präsidenten Grindel wohl noch eine Weile begleiten. Zum Beispiel die Frage nach Konsequenzen für die Hauptdarsteller in der Sommermärchen-Affäre wie Franz Beckenbauer ("Schadenersatzforderungen sind auch zu klären").

Reinhard Grindel? "Wir sollten ihn an seinen Taten messen"

Oder Fragen zum DFB selbst, seinem neuen Präsidenten. Liga-Chef Reinhard Rauball hatte zuletzt den Eindruck erweckt, Grindel sei nur ein Präsident auf Bewährung; im November wird auf dem ordentlichen Bundestag wieder gewählt. "Er ist eine der drei Personen, die in den letzten Jahren im DFB-Präsidium an vorderster Stelle tätig waren. Wir sollten ihn an seinen Taten messen", entgegnet Koch.

Hinter Rauballs jüngsten Äußerungen ruht ein Zwist, der schon länger schwelt: zwischen dem Lager der Profis sowie dem der Amateure, denen Koch als "1. Vizepräsident" im DFB angehört. "Der Amateurfußball erkennt die Interessenslage der Profis an", sagt Koch, zum Beispiel bei der Terminplanung, wenn die großen Klubs vor der Saison die Bundesliga in Asien bewerben.

Allerdings lässt Koch auch durchblicken, dass er sich mehr Entgegenkommen der Liga fürs Amateurlager wünscht, zum Beispiel für die ersten Runden im DFB-Pokal, der sich manche Profiklubs gerne entziehen würden. Die Profis müssten "den großen Traum der Amateure akzeptieren, dass sie einmal im Jahr unter Wettbewerbsbedingungen gegen die Großen spielen können", so Koch: "Die Seele des Fußballs ist unantastbar. Nichts drückt die Einheit des deutschen Fußballs mehr aus als unsere gemeinsame Nationalmannschaft und der DFB-Pokal."

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