1860-Präsident Hep Monatzeder?:Der Entfroster

Hep Monatzeder, München, TSV 1860 München

Auf der Pirsch: Noch ist Hep Monatzeder "Radlbürgermeister" Münchens, bald vielleicht Präsident des TSV 1860.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach schier endloser Suche ist ein Mensch gefunden, der Präsident von 1860 München werden will und darf: Grünen-Politiker Hep Monatzeder, Münchens Dritter Bürgermeister, stößt bei den Fans allerdings auf Skepsis. Als Aufsichtsrat hat er den Verein in zwei seiner berühmtesten Krisen begleitet.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Wenn eines klar war während der wochenlangen, auf Stillschweigen angelegten Bemühungen der Präsidentenfindungskommission des TSV 1860 München, dann die unausweichliche Gewissheit: Der Name des Kandidaten würde natürlich an die Öffentlichkeit sickern, bevor er offiziell verkündet werden würde. Eigentlich wollte Otto Steiner, der Vorsitzende des Aufsichtsrats, am Donnerstag eine Pressekonferenz einberufen, um zu verraten, dass er Josef Monatzeder gefunden hat. In seinem Aufsichtsrat. Das kann er sich jetzt sparen, es wissen ja alle.

Josef, besser bekannt als "Hep", oder "Radlbürgermeister" Monatzeder, war bereits am Freitag gemeinsam mit 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer nach Abu Dhabi geflogen. Um vorzusprechen bei Hasan Ismaik, dem Investor des Fußball-Zweitligisten, seinem künftigen Partner. Oder Gegner. Das wird sich weisen.

Denkbar ist, dass die Reise schon gebucht war, als Steiner einen Tag vor Monatzeders Abflug den Amtsverzicht des aktuellen Präsidenten Dieter Schneider mit einer Pressemitteilung flankiert hatte, in der Schneider noch als "Kandidat" bezeichnet wurde.

In jedem Fall ist es ein interessantes Vorgehen, den künftigen Präsidenten eines autonomen e.V. (der nicht nur eine Fußball-Sparte unterhält) schon beim Investor der Profifußball-Abteilung zu präsentieren, ihn dann zu nominieren - ehe er ja, hoppla, noch gewählt werden muss von den Mitgliedern.

Und im Falle Monatzeders, dem Dritten Bürgermeister der Stadt München, der im nächsten Jahr aus diesem Amt scheiden möchte, dürfte das kein Selbstläufer werden. Beim großen Fanklub-Dachverband Arge ist er seit Jahren durchaus unbeliebt. Am Montag titelte schon die AZ: "Monatzeder 1860-Präsident: Fans entsetzt"; darunter schrieben Leser: "Bitte kein Politiker. Die fahren die Karre bloß an die Wand", "unglaublich, wenn das stimmen sollte!"

Oder: "Stoppt Monatzeder!" - was fast nach einem dieser engagierten Umweltschützer klang, die sich an die Gleise ketten, um den Zeitplan eines Castor-Transporters aus dem Takt zu bringen. Solch bebenden Volkszorn hat Monatzeder, selbst Grüner, der sich unbestreitbare Meriten beim Ausbau der urbanen Radwege erwarb, nun auch wieder nicht verdient.

Wegbegleiter durch Krisen

Der 61-Jährige ist doch langjähriger Wegbegleiter des TSV 1860. Als Aufsichtsrat hat er den Verein in zwei seiner berühmtesten Krisen begleitet: in den Abstieg aus der Bundesliga 2004. Und in die drohende Insolvenz 2011, die nur noch abgewendet werden konnte mit den Petro- und Immobiliendollars von Hasan Ismaik (der dann als Gegenleistung 60 Prozent der Anteile an der Profifußball-Gesellschaft, die Fanartikel-GmbH und ein kleines bisschen Mitsprache forderte: Trainer, Sportdirektor, Besetzung des Vereinspräsidiums, Transfers von flinken Spielern aus Afrika).

In Wahrheit müssten die Fans heilfroh sein, dass den Job noch jemand übernehmen möchte - und auch darf. Der Aufsichtsratsvorsitzende Otto Steiner war ja als Kandidat ausgeschieden, weil ihm sein Arbeitgeber Constantin Entertainment keine Freigabe für das zeitintensive Amt erteilt hatte. Und Präsident Dieter Schneider kam aus Ismaiks Sicht für eine weitere Amtszeit nicht in Frage.

Weil er den Einfluss des Geschäftsmanns gemäß der Statuten von 50+1 begrenzen wollte, die vorschreiben, dass Vereine und nicht Investoren die Richtlinien der Politik bestimmen. Und weil er sich einem Verschuldungsgrad verweigerte, der ihn wohl ziemlich bald an Zeiten der Fast-Insolvenz erinnert hätte.

So aber wurden der stoische Mittelständler aus Markt Indersdorf im Landkreis Dachau und der launige Jordanier niemals gute Freunde. Und Schneider musste gehen. Oder wie es Otto Steiner noch einmal präzisierte: "Es ist natürlich so, dass der Gesellschafter - vertreten durch den Präsidenten - eine wichtige Rolle spielt im Verhältnis mit dem Investor. Und dieses Verhältnis, das ist ja kein Geheimnis, war etwas eingefrostet."

Hep Monatzeder mag nun die Optimalbesetzung als Entfroster sein. Er ist passionierter Tänzer, Schlagzeuger und Sporttaucher mit Vorliebe für Korallenriffe in den wärmsten Ozeanen dieser Welt. Auch ist er kein Blockierer, er hat sich bei 1860 unter Karl-Heinz Wildmoser und Rainer Beeck eher den Ruf eines Abnickers erworben. Das könnte passen.

Obwohl er als Politiker einer Berufsgattung angehört, die Ismaik seit seiner Bekanntschaft mit Präsidiums- und SPD-Mitglied Franz Maget nicht mehr leiden kann. "Schickt mir drei junge oder fußballerfahrene Leute, ehemalige Spieler, Anwälte, Buchhalter", brummte er entnervt im Januar. Aber vielleicht wird auch dieser Wunsch noch erfüllt. Am Donnerstag kann Steiner ja immerhin noch des Präsidenten Vizes präsentieren.

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