Positive Dopingprobe:Felix Sturm: "Ich bin geschockt"

Boxen - Sturm - Macklin

Ist das der endgültige Karriere-Knock-Out? Felix Sturm sieht sich mit Doping-Vorwürfen konfrontiert.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)
  • Gedopt im WM-Kampf? Felix Sturms A-Probe nach seinem Sieg gegen Tschudinow enthielt eine anabole Substanz.
  • Sturm nun will seine Unschuld beweisen.
  • Er sagt: "Ich werde wie im Ring kämpfen wie ein Löwe."

Von Saskia Aleythe

Schon kurz nachdem das Urteil gesprochen, die Faust von Felix Sturm in die Höhe gestreckt wurde, kamen Zweifel auf. Laute Zweifel, offene Münder, aufgerissene Augen in der Arena in Oberhausen. Zwölf Runden hatte Felix Sturm Ende Februar gegen Fjodor Tschudinow gekämpft, sich mehr gequält als alles andere.

Der Russe schlug viel, doch er sollte am Ende der Verlierer sein: Die Punktrichter machten Sturm zum neuen Weltmeister im Supermittelgewicht. Tschudinows Promoter legte Protest beim Weltverband ein, doch es blieb dabei: Sturm behielt den WM-Titel.

Die Zweifel, die nun laut werden, sind anderer Art, aber sie könnten Felix Sturm noch viel mehr als den WM-Titel kosten. Es geht um seine Reputation als sauberer Boxer: Er ist nach seinem Sieg in der A-Probe positiv auf die anabole Substanz Hydro-XY-Stanozolol getestet worden.

Sturm: "Das ist alles sehr komisch"

Verstehen kann Sturm das nicht, "ich bin geschockt", sagte er dem Kölner Express. Am Freitagabend habe ihn eine E-Mail der WBA erreicht. "Das ist alles sehr komisch, vor allem, dass es acht Wochen gedauert hat, bis das Ergebnis mitgeteilt wurde." Er selbst habe ein "absolut reines Gewissen" und wolle sich jetzt einen Anwalt nehmen. "Dafür habe ich nicht 26 Jahre gearbeitet", sagt Sturm, der nun die B-Probe öffnen lassen will, "ich werde wie im Ring kämpfen wie ein Löwe".

Dabei war der Löwe zuletzt eher auf zarten Pfoten unterwegs gewesen. Sturm ist 37 Jahre alt, im ersten Duell gegen Tschudinow im Mai 2015 hatte er eine desaströse Leistung gezeigt, nach dem Kampf war er tief deprimiert. Es klang damals schon nach Abschied, Sturm sagte: "Ich habe viel erreicht, war viermal Weltmeister, habe schöne Geschichten zu erzählen und muss gut überlegen, was besser ist für meine Familie und für mich. Es gibt andere Sachen im Leben."

Im Falle eine Sperre droht das Karriereende

Diese anderen Sachen hatte er nun noch einmal hinten angestellt für den Rückkampf gegen den Russen, als erster Deutscher wurde Sturm so im Februar zum fünften Mal Weltmeister. Und seine Bilanz ist durchaus beachtlich, von 49 Kämpfen gewann er 40, fünfmal ging er als Verlierer aus dem Ring.

Vielleicht hätte Sturm seine Karriere nun ohnehin beendet, vielleicht doch noch einen 50. Kampf bestritten. Doch dieser Jubiläums-Fight ist nun höchst fraglich: Sollte die B-Probe ebenfalls positiv ausfallen, würde Sturm wohl für zwei Jahre gesperrt werden. Mit 39 Jahren noch einmal in den Ring zurückzukehren, ist eher unwahrscheinlich. Aber Sturm glaubt freilich noch nicht an eine Sperre.

"Ich lasse eine komplette Auflistung machen, was ich in den zwölf Wochen vor dem Kampf alles eingenommen habe", sagt er, "da war nichts dabei, was den Befund erklären könnte". Auch Nahrungsergänzungsmittel schließt er als Ursache aus. "Ich nehme seit acht, zehn Jahren die gleichen Mittel, deutsche Produkte." Innerhalb von drei Wochen muss er bei der WBA Stellung beziehen.

Im deutschen Boxen gibt es keine Trainingskontrollen

Auch Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, glaubt nicht an eine Schuld des Boxers. "Ich glaube nicht, dass er bewusst etwas genommen hat", sagt er. Das nachgewiesene Mittel soll vor allem im Bodybuilding-Bereich Verwendung finden und dem Muskelaufbau dienen. Sturm findet: "Ich habe seit meinem 14. Lebensjahr Muskeln. Was soll mir das bringen? Ich habe einen Körper, der voll austrainiert ist."

Boxen und Doping, das ist seit jeher eine undurchsichtige Sache. Wer wie Sturm, Robert Stieglitz oder Wladimir Klitschko Mitglied im Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) ist, unterliegt nicht den Kontrollen der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). Sondern den Kontrollen des BDB. Im Unterschied zur Nada gibt es beim BDB keine Trainingskontrollen, sondern nur Dopingtests nach Wettkämpfen. Begründet wird das mit zu hohen Kosten.

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