Wer es gut mit dem Fußballer Pepe hält, könnte nun anmerken: Er hat es sicher nicht so gemeint. Ihm sind die Nerven durchgegangen. Böse ist der nicht, der Pepe doch nicht! Der Portugiese war einfach gereizt von der Hitze, vom Spielverlauf und von diesen Nervensägen aus der deutschen Pressing-Abteilung. Doch leider existiert auf diesem Planeten kaum ein Profi, dem ein so miserabler Ruf vorauseilt wie dem galligsten aller Verteidiger. Pepe ist wieder einmal vom Platz geflogen. Er bettelte darum - anders lässt sich nicht beschreiben, was beim 4:0-WM-Auftakt der DFB-Elf in jener 37. Minute passierte.
Kurz zurückgespult: Die Partie gegen die Deutschen nahm für Pepe und Co. einen solch desaströsen Anfang, dass sie wohl nichts gegen ein plötzliches Jahrhundert-Unwetter und einen anschließenden Spielabbruch gehabt hätten. Erst der durchaus diskutable Elfmeter, den Müller zum 1:0 nutzte, dann die Erkenntnis, dass die Deutschen mittlerweile auch Tore nach Ecken können - 2:0. Als Mats Hummels den Ball per Kopf ins Tor rammte, begleitete ihn Pepe ins Luftduell. Er verlor es, als hätte er Blei an den Sohlen getragen.
Pepe, der Höllenhund mit dem Schlächter-Ruf, erwischte einen dieser Tage, an denen auch die Härtesten blöd aussehen. Der Halbzeitpfiff stand kurz bevor, da geriet der Mann von Real Madrid in die nächste Verlegenheit. Thomas Müller piesackte ihn im Spielaufbau mit einer giftigen Aktion aus der Rubrik "frühes Stören". Müller stocherte, Pepe versuchte, sich den DFB-Angreifer wie eine Schmeißfliege vom Leib zu halten. Dann folgte der erste Wischer.
Pepes Hand schnellte Müller ins Gesicht. Eine Ausholbewegung im Lauf? Eine Tätlichkeit? Ein Versehen? Müller langte sich jedenfalls schmerzverzerrt an die Schläfe. Pepe hätte den Freistoß für die Deutschen einfach hinnehmen und den Tatort verlassen können - doch er hatte mit seinem Widersacher noch etwas zu klären.
Pepe bückte sich, ein Kontakt, ein Hieb mit dem Kopf, dann schoss Müller empor. Zwei rotwürdige Attacken binnen weniger Sekunden - Pepe hatte wieder einmal tief in der Dummheiten-Kiste gewühlt. Dass Müller nicht seine gute Kinderstube vergaß und sich lediglich verbal zur Wehr setzte, ist schon erstaunlich. "Was willst du denn", war von seinen Lippen zu lesen, als er Pepe anplärrte wie einen Falschparker im Großstadt-Stau.