Polen bei der Fuball-WM:Lewandowski kommt mit 16 Treffern im Gepäck

Robert Lewandowski, Kamil Grosicki

Jubelt Robert Lewandowski (links) auch gegen Senegal? Und jubelt Kamil Grosicki wieder mit?

(Foto: AP)

Von Maik Rosner, Moskau

Mit der WM-Geschichte von Salif Sané kann die von Robert Lewandowski nicht ganz mithalten. Eine eigene Briefmarke, wie sie in Polen nun für den Stürmer des FC Bayern gedruckt wurde, ist zwar sicher eine feine Sache und erfüllt einen vielleicht mit Stolz. Andererseits ist schwer vorstellbar, dass Lewandowski sich hinsetzt, die Rückseite der WM-Briefmarke mit seinem Konterfei ableckt und auf eine Postkarte klebt, um der Oma einen lieben Gruß zu schicken. Weshalb die Geschichte von Salif Sané aus einer Zeit, als Postkarten und nicht Instagram die Regel waren, vor dem WM-Gruppenspiel zwischen Polen und Senegal an diesem Dienstag ein bisschen romantischer erscheint.

Sané, senegalesischer Innenverteidiger, erinnert sich an den 31. Mai 2002 noch sehr genau. Elf Jahre war er damals alt, er ging in Lormont bei Bordeaux zum Unterricht. Doch sein Lehrer setzte damals nicht Mathematik auf die Agenda, sondern eine TV-Übertragung aus der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Als Lehrstoff diente das WM-Eröffnungsspiel zwischen dem Titelverteidiger Frankreich und dem Turnierneuling Senegal. "Und dann gewannen wir auch noch 1:0 und zogen später ins Viertelfinale ein - wunderbar", erinnerte sich Sané in einer Kolumne der Sport-Bild.

Bei der WM 2016 traf Lewandowski nur einmal

Nun, 16 Jahre später, ist der in Frankreich aufgewachsene Innenverteidiger für das Heimatland seiner Eltern selbst dabei. Es ist erst die zweite WM-Teilnahme für Senegal, und Sané hat sich mit den Kollegen vorgenommen, das Ergebnis von einst zu übertrumpfen. "Wir müssen besser sein als die Generation von 2002. Denn ich glaube, dass unsere junge Mannschaft noch mehr Potenzial hat", sagt der künftige Verteidiger des FC Schalke 04. Viele seiner Kollegen spielen in europäischen Topligen, allen voran Stürmer Sadio Mané vom Champions-League-Finalisten FC Liverpool. Neben ihm bilden der Innenverteidiger Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel und der zentrale Mittelfeldspieler Idrissa Gueye vom FC Everton die Achse für Trainer Aliou Cissé, 42. Den Mann mit den Rastalocken, jüngster Coach der WM, bewunderte Sané 2002 aus seinem Klassenzimmer, damals spielte Cissé noch mit. Nun will Sané das nächste Kapitel selbst mitschreiben.

Großes zu erreichen, das hat sich auch Lewandowski für seine erste WM-Teilnahme vorgenommen, und viel dürfte davon abhängen, ob er weiterhin so zuverlässig für seine Nationalelf trifft wie zuletzt. Mit 16 Toren stieg er in der WM-Qualifikation zum besten europäischen Schützen auf, vor Portugals Cristiano Ronaldo (15 Tore). "Er ist die beste Nummer 9 der Welt", sagt Trainer Adam Nawalka über Lewandowski und nennt ihn "die Dampflokomotive, die unser Team antreibt".

Zuletzt bei der EM 2016 in Frankreich schafften es Lewandowski und Polen bis ins Viertelfinale, obwohl der Kapitän nur einmal traf, wie schon bei der EM 2012. Dennoch steht und fällt das Spiel mit Lewandowski, dem Rekordtorschützen seines Landes. Für 16 der insgesamt 28 Tore in der WM-Qualifikation sorgte er, obwohl er oft unter strenger Obhut gleich mehrerer Gegenspieler steht. Er mache die "Drecksarbeit", wie Lewandowski das Schaffen von Räumen für die Kollegen im Kicker nannte, aber gern. "Was bringt es mir, wenn ich ein Tor mehr schieße, wir aber schon nach der Gruppenphase nach Hause fahren", sagte er. Torschützenkönig der WM zu werden, hält er ohnehin für "kein realistisches Ziel". Wichtige Tore bei der WM zu erzielen, das wäre nach den jüngsten Debatten beim FC Bayern und aufgrund seiner Wechselabsichten aber auch in Lewandowskis Sinne.

Die aktuelle Generation der Polen wird oft als goldene bezeichnet, der allerdings zum vorerst letzten Mal wirklich etwas zugetraut wird bei einer WM. Viele hochklassige Nachwuchskräfte scheinen nicht nachzukommen. Und die Spieler, die aktuell das Gerüst der Nationalelf bilden, wie die Offensivspieler Piotr Zielinski, Arkadiusz Milik (beide SSC Neapel), der Mittelfeldkämpfer Grzegorz Krychowiak (West Brom) und der mit einer Schulterblessur angereiste Abwehrchef Kamil Glik (AS Monaco), sind dennoch stark abhängig von Lewandowski, dem Lokomotivführer. 14 Gegentore in der Qualifikation, so viele wie kein anderer europäischer WM-Teilnehmer, sprechen für eine Unwucht im Kader, die auch durch zwölf Standardtore aufgefangen wurde, ebenso Topwert. Lewandowski ahnt, dass ein gutes erstes Spiel gegen Senegal "extrem bedeutsam" wäre für den Turnierverlauf. Das gilt ebenso für Sané und seine Kollegen.

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