DFB-Pokal:Kovac mimt den Ein-Mann-FC-Bayern

DFB-Pokal: Bayern-Trainer Niko Kovac.

Bayern-Trainer Niko Kovac.

(Foto: AFP)
  • Der FC Bayern setzt sich in der ersten Pokalrunde mit 3:1 gegen den Viertligisten Energie Cottbus durch.
  • Vor und nach dem Spiel geht es hauptsächlich um den Transfer von Ivan Perisic.
  • Seine neuen Teamkollegen finden lobende Worte für den Offensivspieler.

Von Saskia Aleythe, Cottbus

Niko Kovac verdrehte die Augen und lächelte, so ist das beim Trainer des FC Bayern: In jeder spontanen Gefühlsregung steckt doch immer etwas Freundliches. Es war schon fast Mitternacht in der Lausitz, das ungefährdete 3:1 im DFB-Pokal gegen Energie Cottbus fertig erklärt, da wurde Kovac zum bevorstehenden Transfer von Ivan Perisic befragt. Augenrollen, Lächeln, Transferfragen sind für Kovac seit dem verhängten Maulkorb von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in der Causa Leroy Sané besonders heikel.

Am Montag war der Kroate Perisic bereits in München zum Medizincheck gesichtet worden. "Sollte das alles gut laufen und die ganzen Papiere hin- und hergeschickt werden, sollte er Spieler von uns werden", sagte Kovac schließlich in gebotener Vorsicht. Diese Lektion hatte er gelernt: Ob und wann der FC Bayern Papiere verschickt, kann man nie so genau wissen - erst am Dienstag-Vormittag kam dann die Bestätigung, dass kein Dokument verloren ging: Der FC Bayern verschickte die Meldung, dass Perisic ein Jahr lang ausgeliehen wird und der Klub eine einseitige Kaufoption besitzt.

Als Ein-Mann-FC-Bayern war Kovac nach Cottbus gereist, zumindest was die Führungsetage anging. Kein Uli Hoeneß, kein Karl-Heinz-Rummenigge, kein Hasan Salihamidzic, sie alle kümmerten sich dem Vernehmen nach um den Perisic-Transfer. Was es nun mit sich brachte, dass Kovac in mehrere Rollen schlüpfte: Noch bevor der Ball die erste Umdrehung im Stadion der Freundschaft zurückgelegt hatte, wurde er zum Mahner und übte Medienkritik - eine Aufgabe, die sonst die Klubbosse mit Leidenschaft erfüllen.

"Besser als gegen Drochtersen/Assel war es auf jeden Fall"

Über Perisic als B-Lösung zu sprechen, sei respektlos, befand Kovac. Und ergänzte nach der Partie: "Jetzt kriegst du den einen nicht, dann den anderen nicht. Dann hast du womöglich eine XY-Lösung. Ich finde, das ist nicht schön." Wobei es aber auch schwierig ist, nach mehreren öffentlichen Körben die endlich Angetraute als Traumfrau zu verkaufen.

Dass es in der Offensive noch die eine oder andere inspirierende Gestalt gebrauchen könnte, offenbarte sich auch in Cottbus. Zu Chancen kamen die Münchner nach einigem Geruckel zweifelsfrei, doch der gerade erst aus der U19 von Union Berlin geliehene Lennart Moser hatte im Cottbuser Tor einen glänzenden Tag erwischt. "Wir hätten ein Tor mehr erzielen müssen, sollen, wollen", sagte Thomas Müller, der selber ohne Treffer geblieben war, "es war kein Riesen-Glanzstück, aber für eine erste Pokalrunde absolut in Ordnung".

Manuel Neuer erinnerte sogar aus freien Stücken an die Startschwierigkeiten vor einem Jahr. "Besser als gegen Drochtersen/Assel war es auf jeden Fall", sagte der Torwart. Damals hatte der FC Bayern erst durch ein Tor in der 81. Minute gegen den Regionalligisten gewonnen. Vergleichswert Drochtersen/Assel, darauf muss man auch erstmal kommen.

"Dass er Potential hat, uns zu helfen, steht außer Frage", sagt Alaba über Perisic

Für Kovac zählte am meisten, dass man ohne Verletzung aus der Partie gegangen sei: "Ich finde, wir haben es gut gemacht." An Benjamin Pavard verteilte er ein Sonderlob, der 23-Jährige kam zu seinem Startelf-Debüt im Bayern-Trikot und hielt den Münchner Strafraum in der zweiten Halbzeit durch einige beherzte Aktionen sauber. "Top-Leistung auf einem Top-Niveau", sagte Kovac zum Auftritt des Franzosen, "man sieht, dass er nicht nur außen rechts spielen kann". Dass er nun an der Seite von Niklas Süle auftauchte, deutete nicht unbedingt darauf hin, dass es zwischen Jérôme Boateng und dem FC Bayern noch einen zweiten Frühling geben könnte. Schon vor einem Jahr hatten sich die Münchner die Dienste von Pavard vorzeitig gesichert, was aus heutiger Perspektive erstaunlich weitsichtig erscheint.

Aber das große Thema in Cottbus blieb Perisic, auch weil die neuen Teamkollegen schon einiges über den 30-Jährigen zu erzählen hatten. "Er ist ein Spieler, der die Bundesliga sehr gut kennt, der flexibel ist in der Offensive", sagte Neuer über den Mann von Inter Mailand, der zwischen 2011 und 2015 bei Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg spielte. "Er ist in der Offensive stark und im Kopfballspiel", ergänzte David Alaba, "er weiß, wie man auf höchstem Level spielt. Dass er Potential hat, uns zu helfen, steht außer Frage". Dass er mit 30 Jahren nicht unbedingt in die Generation Umbruch gehört, ist offensichtlich.

Doch über seine Läuferqualitäten sollte das nicht hinweg täuschen: Bei der WM in Russland legte Perisic so viele Kilometer wie kein anderer Spieler zurück. Manuel Neuer, der sich im Hochsommer noch eine Qualitätssteigerung im Kader gewünscht hatte, sagte jetzt: "Ich war mir immer sicher, dass da noch was kommen wird."

Beim Bundesliga-Auftakt am Freitag gegen Hertha BSC werden die Münchner um einen Angreifer reicher sein. Oder sogar um zwei? Am Ende des Abends in Cottbus tauchte Niko Kovac wieder in die Rolle des Trainers. Diesmal ging es um Philippe Coutinho vom FC Barcelona, der in immer mehr spanischen Medien mit den Münchnern in Verbindung gebracht wird, von dem man aber ebenso hört, er habe für die Bayern kaum erfüllbare Gehaltsvorstellungen. Ob er diese Spekulation genauso dementieren könne wie eine Einigung mit Leon Bailey vor ein paar Wochen, wurde Kovac gefragt. Diesmal kein Augenrollen, aber er lachte wieder. "Ich werde Folgendes machen", sagte Kovac, "über das redet dann nicht mehr der Trainer, sondern der Sportdirektor."

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