Playoff-Halbfinale zwischen Bayern und Bamberg:Bei Schweinsteiger beliebt, beim Gegner verhasst

FC Bayern Muenchen v Alba Berlin - BBL

Steffen Hamann im Viertelfinale gegen Alba Berlin.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Das Halbfinale zwischen FC Bayern und Baskets Bamberg ist der Auftakt zum Machtkampf im Basketball. Mittendrin steht Bayern-Spieler Steffen Hamann - einstiger Bamberger. Der Schweinsteiger-Kumpel provoziert und polarisiert wie kein anderer.

Von Joachim Mölter

Es wird sicher auch einige Leute geben, die Steffen Hamann wohlwollend willkommen heißen, wenn er an diesem Mittwoch wieder mal zu Besuch nach Bamberg kommt: Verwandte, Schulfreunde, ehemalige Kollegen vielleicht noch. Hamann ist ja ein Bamberger, geboren im nahe gelegenen Rattelsdorf, aufgewachsen in umliegenden Basketball-Vereinen, ein Spross der Region. Es ist nur so, dass er an diesem Mittwoch als Kapitän des FC Bayern München anreist, das könnte eine brisante Begegnung werden.

Die Brose Baskets Bamberg gegen den FC Bayern München, Oberfranken gegen Oberbayern, vermeintliche Provinz gegen selbsternannte Weltstadt, Titelverteidiger gegen Herausforderer - die an diesem Mittwoch (20.05 Uhr/Sport1) beginnende Halbfinal-Serie dieser beiden Klubs um die deutsche Meisterschaft hat alle Voraussetzungen für eine dauerhafte Rivalität, einen hierzulande selten erlebten Klassenkampf. Für einen richtigen Machtkampf.

Auf der einen Seite stehen die Bamberger, die zuletzt dreimal das Double aus Meisterschaft und Pokal gewonnen haben und ihre Vormachtstellung in Deutschland verteidigen wollen. Auf der anderen Seite stehen die Münchner, die genau diesen Spitzenplatz beanspruchen und ihn aufgrund ihrer wirtschaftlichen Potenz wohl auch in absehbarer Zeit besetzen werden. Die Frage ist nur: Gelingt den aufstrebenden Münchnern der Umsturz schon in diesem Jahr? Oder können sich die erfahrenen Bamberger noch einmal behaupten?

Mittendrin in diesem angespannten Beziehungsgeflecht bewegt sich nun Steffen Hamann, der schon ganz allein fähig ist zu polarisieren wie wohl kein anderer Profi in der Basketball-Bundesliga: beliebt bei den eigenen Anhängern wegen seines Kampfgeistes, geschmäht von den gegnerischen Fans, weil er mit seinem Einsatz bisweilen die Grenzen des Erlaubten austestet - aufreizend, triezend, provozierend.

Als er nach acht Bundesliga-Jahren und zwei deutschen Meisterschaften im Sommer 2008 von Bamberg zu Alba Berlin wechselte, begrüßten ihn die dortigen Zeitungen als den "bisher unbeliebteste Spieler der Liga" (Berliner Morgenpost). Selbst wenn Hamann im Trikot des Nationalteams auflief, musste er sich in deutschen Hallen schon Pfiffe anhören. Das könnte ihm nun sogar in seiner Heimatstadt blühen.

Mit guter Verteidigung zum Erfolg

"Es geht nicht darum, wie die Leute mich empfangen", sagt Hamann gelassen, "es ist doch eine gute Sache, dass die zwei besten Mannschaften schon im Halbfinale aufeinander treffen." Bei diesem Vergleich spielt Hamann eine wichtige Rolle im Konzept von Bayern-Trainer Svetislav Pesic. Der sagte vor dem ersten Spiel der Best-of-five-Serie: "Unsere Verteidigung wird entscheidend sein, keine Frage." Bamberg pflegt ein schnelles Angriffsspiel, das gilt es zu unterbinden. Und das wird in erster Linie Hamanns Aufgabe sein.

Der 1,94 Meter große Guard wechselt sich auf der Spielmacherposition mit Tyrese Rice (1,85 Meter) ab, einem vollkommen anderen Spielertyp: Rice ist der korbgefährlichste Münchner mit 15,6 Punkten im Schnitt, er kann sich seine Wurfchancen notfalls alleine schaffen. Hamann ist im Angriff eher ein Ballverteiler, der seine Mitspieler in Szene setzt, und nur gelegentlich zum Korb zieht oder aus der Distanz wirft, gerade oft genug, damit ihn die Verteidiger nicht vergessen. Hamanns Stärke liegt in der Abwehrarbeit, deswegen stand er zuletzt auch immer in der Startformation der Münchner. Er ist dort der tonangebende Mann. "Ich soll die Mannschaft von Anfang an aufwecken mit meiner Energie in der Defensive", erklärt Hamann seine Rolle, "danach kommt dann Tyrese mit seiner Firepower", seiner Wurfkraft.

Steffen Hamann wird demnächst 32 Jahre alt, er kam 2010 zum damaligen Zweitligisten FC Bayern, als der sein Basketball-Projekt anschob. Sein Drei-Jahres-Vertrag läuft aus nach dieser Saison, er spielt quasi um einen neuen Kontrakt, und es fällt schwer, sich vorzustellen, dass er den nicht bekommt als Kapitän, Publikumsliebling und bester Basketball-Kumpel von Fußball-Profi Bastian Schweinsteiger. Der sitzt ja so oft er kann als Edelfan bei den Heimspielen in der ersten Reihe, Hamanns Leibchen mit der Nummer 6 tragend. FC-Bayern-Sportdirektor Marko Pesic sagt, alle Vertragsgespräche seien bis nach dem Saisonende vertagt; die Spieler sollen sich auf die Playoffs konzentrieren.

Druck vor der Begegnung mit seinem alten Verein verspürt Steffen Hamann angeblich nicht: "Bamberg hat den Druck, das erste Spiel zu Hause gewinnen zu müssen", sagt er, "und wir haben schon gezeigt, dass wir dort bestehen können." Im Pokal-Viertelfinale warfen die Münchner Anfang Februar den Cup-Verteidiger in dessen Halle aus dem Wettbewerb (77:69). Nicht nur wegen dieser schönen Erinnerung hätte Steffen Hamann wohl nichts dagegen, nun wieder häufiger nach Bamberg zu Besuch zu kommen. Wenn er das in zwei Wochen noch einmal tun sollte, zum dann fünften und entscheidenden Spiel der Halbfinal-Serie, hätten er und seine FC-Bayern-Kollegen schon viel erreicht.

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