Playoff-Aus für Dirk Nowitzki:Zu früh in den Sommerurlaub

Dirk Nowitzki

Schon wieder in der ersten Runde raus: Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks.

(Foto: AP)

Dirk Nowitzki könnte nach dem frühen Playoff-Aus für Deutschland bei der Basketball-EM spielen. Bei den Dallas Mavericks stellt sich indes die Frage, wie die Kaderplanung so sehr scheitern konnte.

Von Joachim Mölter

Wenn in diesen Tagen in den amerikanischen Medien über den deutschen Basketballer Dirk Nowitzki berichtet wurde, kam häufig der Begriff "vintage performance" vor; man umschreibt das im Deutschen am besten mit: "eine Leistung wie zu seinen Glanzzeiten". Nowitzkis Glanzzeiten sind vorbei, das ist die unterschwellige Botschaft dieses Begriffs, aber gelegentlich gelingt dem 36-Jährigen noch eine Leistung, wie man sie früher oft von ihm gesehen hat. So wie am Dienstagabend, als er 22 Punkte für sein Team erzielte und dazu 14 Rebounds einsammelte.

Das ist eine beachtliche Ausbeute für einen Mann seines Alters, zumal seine Trefferquote im Grunde nicht so besonders war: Nowitzki verwandelte keinen seiner sechs Distanzwürfe und dadurch insgesamt nur ein Drittel aller seiner 23 Würfe. Aber weil Dallas' bester Punktesammler Monta Ellis (25 an diesem Abend) am Ende wegen einer Knieverletzung ausfiel, gab es bei den ohnehin ersatzgeschwächten Mavericks niemanden mehr, der hätte einspringen können, um die 94:103 (50:56)-Niederlage bei den Houston Rockets zu verhindern und damit das Aus in den Playoffs der amerikanischen Profiliga NBA.

"Immer, wenn wir knapp dran waren, haben wir es nicht geschafft, die Partie noch mal spannend zu machen", sagte Nowitzki. Weder beim 57:59 zu Beginn der zweiten Halbzeit noch beim 85:88 drei Minuten vor Schluss gelang es, das Spiel zu drehen.

Im Grunde hatte es Dallas aber schon bei der 128:130-Heimniederlage am vorigen Freitag versäumt, die Best of 7-Serie offen zu halten, die nun mit 1:4 Siegen verloren gegangen ist. Da erzielte Dirk Nowitzki mit 34 Punkten sogar eine Saisonbestleistung - "eine großartige Vintage Performance, die die Mavericks nicht genutzt haben", fand espn.com, das Internetportal des größten amerikanischen Sportsenders.

Der texanische Rivale aus Houston, mit dem Dallas die Autobahn I-45 verbindet, trifft nun in der nächsten Runde auf den Sieger des Duells zwischen Titelverteidiger San Antonio Spurs und den Los Angeles Clippers (Stand: 3:2). Die Mavericks-Profis hingegen fahren in den Sommer- urlaub, sobald sie in Dallas ihre Spinde ausgeräumt haben. Nur dem Management des Klubs stehen arbeitsreiche Wochen bevor - Teambesitzer Mark Cuban und Sportdirektor Donnie Nelson müssen einen konkurrenzfähigen Kader für die nächste Saison zusammenstellen, wieder einmal.

Seit der Meisterschaft 2011 sind die Mavericks nicht mehr über die erste K.o.- Runde hinausgekommen, seit Jahren versuchen Cuban und Nelson ihrem alternden Kapitän Nowitzki Mitspieler zur Seite zu stellen, die ihm noch einmal die Chance auf einen Titelgewinn verschaffen. Die Bemühungen scheitern bisweilen spektakulär, so wie in diesem Jahr mit dem Engagement des an sich renommierten Spielgestalters Rajon Rondo, einem ehemaligen NBA-Champion (2008 mit den Boston Celtics). Ein Transfer, der auf dem Papier genial aussah und sich auf dem Parkett als das Gegenteil erwies.

Spielt Nowitzki bei der EM?

Von dem im Dezember geholten Rondo erhofften sich die Mavericks, dass er ihrem bis dahin hochtourigen Angriffsspiel noch mehr Impulse gäbe. Doch die Spielphilosophien von Rondo und Mavericks-Coach Rick Carlisle passten nicht zusammen; die Beziehung war am Ende derart zerrüttet, dass der Klub nach dem zweiten Spiel gegen Houston eine Rückenverletzung vorschob, um zu erklären, warum Rondo nie mehr in einem Mavericks-Trikot zu sehen sein werde. Sein Vertrag läuft ja aus. Von Nowitzki gab es wegen dieses Experiments im Übrigen keine Kritik: "Wenn man einen Spieler wie Rondo kriegen kann, versucht man das immer", sagte er: "Es hat halt für beide Seiten nicht funktioniert, und jetzt geht es für beide Seiten weiter."

Der gebürtige Würzburger hat sich in den 17 Jahren, in denen er nun in der NBA aktiv ist, einen gewissen Fatalismus zugelegt. "Wir werden sehen, was im Sommer passiert", sagte er nach dem Playoff-Aus, "es läuft ja wieder ein Haufen Verträge aus." Unter anderem der von Monta Ellis, 29, der den 14 Jahre führenden Nowitzki in dieser Saison als besten Korbjäger des Klubs abgelöst hat, mit 18,9 zu 17,3 Punkten im Durchschnitt. Weil auch der defensivstarke Center Tyson Chandler, 32, nicht über diese Saison hinaus gebunden ist, bleibt von der Stammformation dieser Saison neben Nowitzki bloß noch Flügelspieler Chandler Parsons, 26, übrig. Und der fällt wegen einer Knieoperation unter Umständen acht Monate lang aus.

Wieder nur Achtelfinale

Nowitzkis Abschneiden mit den Mavericks

Zum siebten Mal seit Dirk Nowitzki in Dallas spielt, sind die Mavericks in der ersten Runde der NBA-Playoffs ausgeschieden. Damit ist das Team seit seinem Titelgewinn 2011 nicht mehr über die Auftakthürde hinausgekommen. Nowitzkis Abschneiden mit den Mavericks im Überblick:

1999: 11. Platz in der Western Conference

2000: 9. Platz in der Western Conference

2001: Playoff-Viertelfinale 1:4 San Antonio

2002: Playoff-Viertelfinale 1:4 Sacramento

2003: Playoff-Halbfinale 2:4 San Antonio

2004: Playoff-Achtelfinale 1:4 Sacramento

2005: Playoff-Viertelfinale 2:4 Phoenix

2006: Finale 2:4 Miami

2007: Playoff-Achtelfinale 2:4 Golden State

2008: Playoff-Achtelfinale 1:4 New Orleans

2009: Playoff-Viertelfinale 1:4 Denver

2010: Playoff-Achtelfinale 2:4 San Antonio

2011: Meister 4:2 Miami

2012: Playoff-Achtelfinale 0:4 Oklahoma

2013: 10. in der Western Conference

2014: Playoff-Achtelfinale 3:4 San Antonio

2015: Playoff-Achtelfinale 1:4 Houston

Die Dallas Mavericks haben also wieder eines der letzten gute Jahre von Nowitzki erfolglos beendet. Und der hat ja nur noch zwei: Sein Vertrag gilt bis zum Sommer 2017, dann wird er 39, und es ist eher unwahrscheinlich, dass er danach noch weitermacht.

Etwas wahrscheinlicher ist nun aber geworden, dass Nowitzki im Spätsommer bei der EM mitmacht (5. bis 20. September), bei der eine der vier Vorrundengruppen in Berlin ausgespielt wird. Seine grundsätzliche Bereitschaft, in die Nationalmannschaft zurückzukehren, hat er kundgetan, sein tatsächliches Mitwirken aber davon abhängig gemacht, wie weit er mit seinen Mavericks in den NBA-Playoffs kommt, wie sein körperlicher Zustand ist, wie viel Zeit er zur Regeneration hat. An Zeit zur Erholung wird es jetzt nicht fehlen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: