FC Augsburg:"Philipp ist der beste deutsche Linksverteidiger"

FC Augsburg - Fortuna Düsseldorf

Philipp Max nach seinem 1:0 gegen Düsseldorf.

(Foto: dpa)
  • Im Sommer noch wollte Philipp Max weg vom FC Augsburg.
  • Jetzt erziehlt ein Tor ums andere, wird als der beste Linksverteidiger Deutschlands bezeichnet.
  • Auch die Nationalmannschaft ist nicht weit.

Von Sebastian Fischer, Augsburg

Dafür, dass er eigentlich gar nicht mehr hier sein wollte, sah Philipp Max zufrieden aus. Der Fußballer des FC Augsburg hatte gerade beim 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf seine Saisontore fünf und sechs erzielt, außerdem seine vierte Torvorlage beigetragen zum fünften Augsburger Sieg in sechs Spielen. "Wenn's läuft, dann läuft's", sagte er. Dabei hätte er im Sommer den Verein verlassen - wenn es gelaufen wäre, wie er wollte, dass es läuft.

Ein Spiel bei RB Leipzig bleibt noch, dann wird der FC Augsburg eine so kuriose wie erfolgreiche Hinrunde beenden. Als sie begann, wurde die Mannschaft von der Sport-Bild eine "Lachnummer" genannt, nachdem sie nach sieben Spielen viermal verloren und 19 Gegentore kassiert hatte. Nun reist sie am Samstag als Zehnter mit weitem Vorsprung vor den Abstiegsrängen zum Tabellenführer. So eine Serie, 16 von 18 möglichen Punkten, habe er noch nie erlebt, sagte Max. Sein Anteil daran ist groß.

Es ist keine neue Erkenntnis, dass er beherrscht, was ihm gerade gelingt: Sprints über die linke Seite wie vor dem 1:0, als er den von Düsseldorfs Torwart Zackary Steffen zur Seite abgewehrten Ball über die Linie drückte; gefährliche Standards wie sein Eckball vor dem 2:0, einem Kopfballtor von Tin Jedvaj. Sein 3:0 durch einen Freistoß, den sich Torwart Steffen mehr oder weniger selbst ins Tor schaufelte, war so etwas wie das Spielglück des Tüchtigen.

Der mögliche Wechsel war ein Gefühlschaos für Max

All das hat Max schon mal regelmäßig gezeigt, in der Saison 2017/2018 bereitete er 13 Tore vor. Doch in der vergangenen, unruhigen Augsburger Spielzeit, war auch Max nicht in bester Verfassung. Im Sommer trat er aus dem Mannschaftsrat aus. "Ich musste wieder zu mir selbst finden", sagte er dazu in einem Kicker-Interview im Oktober, in dem er auch über seinen möglichen Wechsel vor der Saison sprach: "Es war ein Gefühlschaos."

Je nachdem, wen man fragt, wollte Augsburg entweder eine zu hohe Ablösesumme respektive Leihgebühr für den Außenverteidiger haben, oder es gab kein konkretes Angebot. Jedenfalls ergab sich weder aus dem angeblichen Interesse seines Jugendvereins Schalke 04 etwas, noch aus Gerüchten über eine Ausleihe zu Atalanta Bergamo. In den ersten Wochen der Saison, als die ganze Mannschaft noch nicht eingespielt wirkte, lief es auch für Max nicht ideal, ihm zufolge wegen einer Verletzung während der Vorbereitung. Doch spätestens seit er am elften Spieltag mit einem Freistoß beim 1:0 in Paderborn sein erstes Saisontor erzielte, ist er in bester Form. Seitdem hat Augsburg nicht mehr verloren.

Torgefährlicher Linksverteidiger

"Er hat von Anfang an gezeigt, dass er die Geschichte vom Sommer völlig zur Seite gelegt hat", sagte Manager Stefan Reuter am Dienstag, und vielleicht hatte er da auch das andere Beispiel im Kader im Kopf: Angreifer Michael Gregoritsch, der sich eine zwischenzeitliche Suspendierung einhandelte, weil er auf Länderspielreise in Österreich seinen Abschied aus Augsburg ankündigte, der ähnlich wie bei Max im Sommer nicht zustande kam.

Dass Gregoritsch im Winter gehen könnte, ist nicht unwahrscheinlich. Was Max angehe, glaube er das "auf keinen Fall", sagte Reuter. Max selbst sagte darüber, dass es nun wieder Gerüchte über Transfers geben könnte: "Es ist nichts Neues mittlerweile, es wird immer wieder an mich ran gebracht. Ich kann damit jetzt super umgehen, hab's auch nach diesem Sommer super hinbekommen." Er gehe nicht davon aus, Augsburg im Winter zu verlassen.

Mit Niederlechner arbeitet Max ergibig zusammen - und geht frühstücken

Tatsächlich wirkt Max gerade nicht wie ein Spieler, der seine eigenen Ambitionen getrennt von jenen des Teams betrachtet. Er erzählte von einem Ritual, das er vor ein paar Wochen eingeführt habe: Mit Florian Niederlechner gehe er immer einen Tag vor dem Spiel frühstücken. Der Stürmer, mit sieben Toren und acht Vorlagen Augsburgs Top-Scorer, verriet sogar das Menü: "Ich fang' meistens an mit Ei, nehme ab und zu Porridge dazu. Und am Schluss essen wir immer Pancakes." Das Zusammenspiel zwischen Max, 26, und Niederlechner, 29, die in Taufkirchen einst dieselbe Schule besuchten, ist eines der erfolgreichsten der Liga, jeweils drei Tore des anderen haben beide schon vorbereitet.

Dass Max im zweiten Spiel hintereinander doppelt traf und nun bereits so viele Saisontore erzielt hat wie noch nie, hängt auch mit seiner Position zusammen. Er lief wie schon beim 4:2 gegen Hoffenheim als Linksaußen auf. Dass dies aber nicht seine beste Rolle ist, wird nun wie schon vor zwei Jahren in anderem Kontext thematisiert. "Philipp ist der beste deutsche Linksverteidiger, das ist klar. Ich glaube, dass Philipp auch in der Nationalmannschaft spielen muss", sagte Verteidiger Jedvaj.

Bislang schien Max nicht dem Spielertyp zu entsprechen, der Bundestrainer Joachim Löw zusagt. Aber auch Niederlechner findet: "Wenn er so weitermacht, hätte er sich das verdient." Man darf davon ausgehen, dass es demnächst mal ein Thema beim gemeinsamen Frühstück werden könnte.

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