Philipp Lahm:Zurück zu Bayern? "Man weiß nie, was kommt"

  • Philipp Lahm spricht vor seinem letzten Bundesligaspiel noch einmal über seine Karriere.
  • Er will zunächst seine Zeit als Privatier genießen - eine Rückkehr als Funktionär zum FC Bayern schließt er zumindest nicht aus.

Von Christopher Gerards

Als Philipp Lahm über die Stationen seiner Karriere gesprochen hat, über sein erstes Champions-League-Spiel, die erste Meisterschaft, das Triple 2013; als er an die Zeit mit Bastian Schweinsteiger gedacht hat und an die Spiele mit Thomas Müller - da lässt er einen weiteren Namen ins Publikum tröpfeln. Und wenn man ehrlich ist: Mit diesem Namen hatte niemand gerechnet.

Welcher Trainer ihn sportlich und menschlich am meisten geprägt habe, hatte ein Reporter gefragt. Naja, sagt Lahm, er habe viele große Trainer gehabt, deutsche und internationale, und er hätte jetzt über Jupp Heynckes sprechen können, über Louis van Gaal, Ottmar Hitzfeld, Pep Guardiola. Aber dann sagt Lahm, es gebe nicht "den einen" wichtigen Trainer für ihn, doch einer werde immer wieder vergessen: Kurt Niedermayer.

Im Presseraum des FC Bayern an diesem Donnerstagmittag, zwei Tage bevor Philipp Lahm, 33, seine Karriere beenden wird, sitzt der Kapitän also vor den Journalisten des Landes, in einer letzten Audienz als Profifußballer. Er reflektiert über seine Karriere, über das, was danach kommt. Es geht um Titel und bekannte Mitspieler, über eine Zeit voller Superlative. Aber es geht eben auch um Kurt Niedermayer, 61, seinen früheren Jugendtrainer, der großen Anteil an seiner Entwicklung habe.

Er sei, sagt Lahm, vielen Menschen dankbar, die ihn gefördert haben, wie eben Niedermayer, U19-Trainer der Bayern von 2001 bis 2012. Und dieser Satz sagt eine Menge über Lahm aus.

"Ich will erst mal Abstand gewinnen"

Wenn Philipp Lahm sich nach dem Spiel am Samstag gegen den SC Freiburg in den Ruhestand verabschiedet, endet eine Karriere, wie sie der Fußball noch nicht oft gesehen hat. Selten hat es einen Spieler gegeben, der derart konstant auftrat, auf und neben dem Platz, immer skandalfrei, immer demütig, in aller Regel ohne Fehler. Und fast kann man sich die Bundesliga ohne ihn nicht mehr vorstellen. Aber Lahm ist jetzt bald weg, zumindest vorerst. Denn, diesen Satz sagt er immer wieder: "Ich will erst mal Abstand gewinnen."

Der aktuelle Bayern-Trainer Carlo Ancelotti habe zwar "alles versucht", ihn umzustimmen: "Er hat fast jeden Tag gefragt, ob ich noch die gleiche Meinung habe, dass ich am Ende der Saison aufhöre." Bis zum Februar hatte er auch als möglicher neuer Sportdirektor des FC Bayern gegolten, allerdings wurde er sich nicht einig mit der Klub-Spitze um Präsident Uli Hoeneß. Ob er in Zukunft trotzdem als Funktionär des FC Bayern auf diesem Platz im Presseraum sitzen werde, fragt ein Reporter irgendwann, und Lahm sagt: "Man weiß nie, was kommt." Dann ergänzt er, wieder einmal, dass er zunächst andere Sachen, andere Leute kennenlernen wolle.

Das Angebot von Franck Ribéry

Es ist nicht der wehmütigste Auftritt der Fußballgeschichte, den Lahm an diesem Tag zeigt. Er sei zurzeit einfach noch voller Vorfreude auf sein letztes Spiel, sagt er. Darauf, ein letztes Mal mit der Mannschaft im Hotel zu übernachten. Aufs gemeinsame Mittagessen. Auf die Fahrt zum Spiel. Darauf, die Treppen in der Arena Richtung Spielfeld zu laufen. Sich ein letztes Mal konzentriert aufzuwärmen. Und später auf dem Rathausbalkon den Meistertitel zu feiern. Er wolle "einfach den ganzen Tag genießen", sagte Lahm. Wehmut, glaube er, werde ihn erst später einholen.

Wenn man so will, hat er trotzdem alle Möglichkeiten, weiterhin im Fußball tätig zu sein. Das gilt auch für den Fußballer Lahm: Vor der Haustür sei ja der Stadtteilklub FT Gern, die "Option ist da", auch eine Station bei einem Klub am Tegernsee könne er sich vorstellen. Bastian Schweinsteiger habe ihn indes schon zum Golfen nach Chicago eingeladen. Und wenn er mal ein Spiel der Bayern schauen wolle, dürfte das kein Problem werden: "Gestern im Training habe ich ein Angebot bekommen von Franck Ribéry: Er besorgt mir immer eine Karte."

Die Pressekonferenz ist fast vorbei, da fragt ihn ein Reporter noch, welche Schlagzeile er, Lahm, sich wünsche für seine Karriere. "Ich hoffe", sagt Lahm, "dass mich die Fans als guten Fußballspieler in Erinnerung behalten. Nicht mehr und nicht weniger. Das war ich, würde ich behaupten." Und auch das ist ein Satz, der viel über Philipp Lahm sagt.

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