Pferdesport:Renntag für Feinschmecker

Lesezeit: 2 min

In Riem findet ein Gruppe-1-Zuchtrennen der europäischen Topkategorie statt.

Von Andreas Liebmann

Es gab auch schon vor Corona allerlei Möglichkeiten, ein Menü mit außergewöhnlichem Rahmenprogramm zu kombinieren. Zwischen den Gängen genoss man dann Akrobatik, Zauberei, Varieté. Das Beobachten von Pferderennen während der Nahrungsaufnahme ist ebenfalls nichts revolutionär Neues, allerdings sind beide Betätigungsfelder selten eine derart enge Liaison eingegangen wie an diesem Sonntag an der Münchner Galopprennbahn in Riem. Denn dort findet der traditionelle Dallmayr-Renntag statt, wie immer mit einem Gruppe-1-Zuchtrennen der europäischen Topkategorie, und Zuschauer sind coronabedingt nicht zugelassen - abgesehen von einem kleinen Schlupfloch, das der gastgebende Münchener Rennverein (MRV) nicht beeinflussen kann. Das Wirtshaus zur Rennbahn ist nämlich in Betrieb und hat auf seiner Terrasse mit separatem Zugang Platz für 200 Gäste, die neben Hunger und Durst wohl auch Interesse am exklusiven Ausblick mitbringen dürfen.

Selbst als normale Rennbahnbesucher wären diese 200 aus Sicht der Veranstalter bedauernswert wenige im Vergleich zu den 15 000, die der Termin üblicherweise anzieht - aber doch 200 mehr als null. "Seien wir froh, dass der Renntag überhaupt stattfindet", sagt Sascha Multerer, der Medienbeauftragte des MRV. Im Frühjahr hatten Sponsor und Verein noch gemeinsam abgewunken und keinen Sinn darin erkannt, die als "größte Kaffeeparty der Welt" beworbene Veranstaltung ohne Publikum abzuhalten. Das Umdenken vor einigen Wochen hatte auch damit zu tun, dass man das Preisgeld auf 77 500 Euro halbieren durfte, außerdem habe man die Tradition nicht abreißen lassen wollen, so Multerer. Die leise Hoffnung, vielleicht doch ein paar Zuschauer auf die Bahn lassen zu dürfen, erfüllte sich nicht, was Multerer "nachvollziehbar" findet. Die Behörden hätten da keinen Spielraum gehabt, trotz der Weitläufigkeit des Geländes. Der aktuelle bayerische Verordnungstext lässt nun mal nur Sportveranstaltungen ohne Zuschauer zu. Multerer muss also darauf verweisen, dass das Fernsehen live überträgt (Sport 1, 15 bis 17 Uhr), zusätzlich zum Stream im Internet.

Wegen der Kooperation mit dem französischen Wettanbieter PMU beginnt der Renntag bereits um 11.25 Uhr, der Dallmayr-Preis startet um 15.20 Uhr. Die englischen Pferde Spotify und Barney Roy sowie der Ire Patrick Sarsfield bringen internationales Flair ins Feld der sieben Starter. Für Münchner Farben laufen der Derby-Vierte des Vorjahres Quest the Moon und Wai Key Star, beide vom Stall Salzburg. Derby-Sieger Laccario hätte in Riem seinen Saisonstart feiern sollen, nun lassen ihn seine Besitzer aber doch länger in Frankreich; auch wegen des starken Feldes, glaubt Multerer. Sein kulinarisches Urteil: "Schade, er wäre die Kirsche auf der Sahne gewesen."

© SZ vom 24.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: