Pferdesport:Die Stimmung lebt

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Eineinhalb Längen voraus: Adrie de Vries und Lambo (re.) sind bei den Bavarian Classics, dem Hauptrennen in Riem, nicht zu schlagen und gewinnen vor Andrasch Starke auf Virginia Storm und dem favorisierten Sea of Sands mit Lukas Delozier im Sattel. (Foto: Lajos-Eric Balogh/Turfstock)

Am Wochenende ist der Münchener Rennverein mit dem ersten von acht Renntagen in die neue Saison gestartet. Die Austragung des Bavarian Classics stellt Veranstalter wie Teilnehmer zufrieden - nur das Publikum fehlt noch.

Von Celine Chorus, München

Mit seiner Prognose sollte Sascha Multerer, 44, ins Schwarze treffen. Über weite Strecken des Rennens liegt Mendocino nur im Mittelfeld, doch als der führende Manganelli auf den letzten Metern einbricht, ist seine Stunde gekommen: Mendocino überholt den Favoriten auf der Innenbahn, stürmt an die Seite des in Führung liegenden Imis und liefert sich mit ihm ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Nach Blick auf die Zielfotos soll es für Mendocino, einen dreijährigen sieglosen Hengst aus dem Stall Salzburg, trotzdem nicht reichen: Das Rennen über 2000 Meter endet mit der berühmten Nase Abstand.

Trotz des verpassten Sieges dominierte bei Rene Piechulek die Freude über die erreichte Platzierung: "Es war ein guter Einstand. Wir sind alles andere als unzufrieden", sagte der Reiter nach dem ersten Rennen der aktuellen Saison. Auch Trainerin Sarah Steinberg bewertete die Prüfung als eine lehrreiche Erfahrung: "Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Renntag", sagte die 33-Jährige, nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte: "Mendocino hat eine gute Vorstellung abgeliefert. Ich denke, dass es ein Pferd mit Zukunft ist."

Das Bavarian Classic war dem verstorbenen MRV-Generalsekretär Horst Lappe gewidmet

Auf der Rennbahn des Münchener Rennvereins (MRV) hat an diesem Wochenende die neue Saison begonnen. Mit zwölf Prüfungen war es einer der längsten Renntage der vergangenen Jahre. Der Höhepunkt war allerdings das Bavarian Classic, eine Vorprüfung für das Deutsche Derby in Hamburg (4. Juli), das in Gedenken an den verstorbenen Generalsekretär als Horst-Lappe-Erinnerungsrennen ausgetragen wurde. "Es ist ein gutes Indiz, wo die Pferde stehen", betonte dessen Nachfolger Sascha Multerer.

Das mit insgesamt 33 000 Euro dotierte Gruppe-III-Rennen war in der vergangenen Saison wegen der unterschiedlichen Bestimmungen in den einzelnen Bundesländern nach Köln verlegt worden. Bereits zu Jahresbeginn seien jedoch alle Hebel in Bewegung gesetzt worden, um das Bavarian Classic erneut auf seiner angestammten Rennbahn ausrichten zu können: "Uns kommt momentan auch entgegen, dass der Deutsche Galopp über sein Präsidium beschlossen hat, dass wir zu niedrigeren Rennpreisen austragen dürfen", erklärte Multerer. Der Deutsche Galopp ist die zuständige Züchtervereinigung, die Galopprennen hierzulande organisiert und beaufsichtigt.

Der erste Renntag in Riem war "ein guter Start in die Saison", sagt Sascha Multerer

Um die Gesundheit aller Beteiligten zu gewährleisten, waren nur diejenigen Personen auf der Rennbahn erlaubt, die für die Durchführung der Leistungsprüfungen notwendig waren und eine entsprechende Zutrittsankündigung ausgefüllt hatten. Zudem musste auf dem gesamten Gelände eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden. "Es war ein guter Start in die Saison, der auch wichtig war, um die Stimmung am Leben zu halten", so Multerer, der den ersten von acht Renntagen trotz des fehlenden Publikums als einen Erfolg bezeichnete.

So sollte den Riemer Veranstaltern in die Karten spielen, dass nach dem Preis der MIG-Fonds - dem Rennen um Mendocino - auch das Bavarian Classic den Erwartungen gerecht wurde. "Für München ist es ein wichtiges Rennen", betonte Multerer, "da wir zum Saisonauftakt in aller Munde sind und die Leute auf uns schauen." Favorit der Prüfung über 2000 Meter war der von Jean-Pierre Carvalho trainierte und von Lukas Delozier gerittene Sea of Sands. Auch Virginia Storm und Wiesentau wurden gute Chancen ausgerechnet.

Im Bavarian Classic düpiert Lambo den favorisierten Sea of Sands

Bereits mit dem Start übernimmt Sea of Sands das Kommando und erarbeitet sich die Führung vor Lambo, bei dem Adrie de Vries kurzfristig als Reiter einspringen musste. In unveränderter Reihenfolge erreichen die Pferde die letzten 550 Meter, als Lambo zu einer Attacke auf den Favoriten ansetzt, der das erhöhte Tempo nicht sofort mitgehen kann. Schnell kann sich Lambo um vier Längen von den Gegnern absetzen und marschiert in entschlossenen Schritten in Richtung seines bisher größten Erfolges.

"Das Rennen war sehr schnell entschieden", so de Vries, der nicht nur den Sieg im Bavarian Classic holte, sondern auch in drei weiteren Rennen punktete, und dadurch erfolgreichster Reiter in Riem wurde:"Ich habe mir schon gedacht, dass es ein sehr gutes Pferd sein muss, das mich jetzt noch schnappen kann." Auch Lambos Trainer erklärte, von der Leistung seines Pferdes überrascht zu sein: "Ich habe gehofft, dass er gut sein würde, aber wie gut er ist, hat man heute gesehen", sagte Miro Rulec: "Er hat eine unheimliche Beschleunigung."

Auch finanziell erfüllt der Renntag die Erwartungen des Münchener Rennvereins

Nach dem ersten Renntag dürfen sich sowohl Lambo als auch Mendocino Hoffnungen machen, sich für das Deutsche Derby in Hamburg zu qualifizieren. Welche 20 Pferde auch tatsächlich beim Gruppe-I-Rennen antreten werden, entscheidet im Juni ein Ranking anhand des Generalausgleichsgewichts. Keine Chance auf eine Teilnahme haben allerdings die beiden, in München trainierten, siegreichen Pferde Luzum und Wynono: Sie stehen nicht auf der Starterliste für den Leistungsvergleich für dreijährige Pferde.

"Wir haben ein sehr gutes Programm gesehen. Das Wetter hätte besser sein können - und die Zuschauer fehlen", betonte Multerer, der das Bavarian Classic als einen "Paukenschlag" zum Saisonauftakt beschrieben hatte: "Ich würde sagen, es war ein erfolgreicher Einstieg in die Saison." Denn auch in Hinblick auf die finanzielle Situation erreichten der Generalsekretär des Münchener Rennvereins am Samstag gute Nachrichten. Vor den Renntag hatte der MRV-Generalsekretär einen Umsatz von 240 000 bis 250 000 Euro anvisiert: Der habe sich im Rahmen der Erwartungen bewegt, erklärte Multerer, nach dessen Angaben man nach den zwölf Rennen bei 252 000 Euro ausgekommen sei.

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