Pferdesport:Bundestrainer coacht bei Hallen-WM ein Trio ohne Kaderreiter

Göteborg (dpa)- Beim Weltcup-Finale ist Otto Becker mehr Diplomat als Bundestrainer. Wenn vom 4. bis zum 7. April in Göteborg der Weltcupsieger der Springreiter ermittelt wird, betreut der deutsche Coach ein namhaftes Trio mit zwei Titelfavoriten - aber streng genommen ist er gar nicht zuständig.

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Göteborg (dpa)- Beim Weltcup-Finale ist Otto Becker mehr Diplomat als Bundestrainer. Wenn vom 4. bis zum 7. April in Göteborg der Weltcupsieger der Springreiter ermittelt wird, betreut der deutsche Coach ein namhaftes Trio mit zwei Titelfavoriten - aber streng genommen ist er gar nicht zuständig.

Die Situation ist kurios. Ludger Beerbaum ist nach den Olympischen Spielen in Rio zurückgetreten, Daniel Deußer und Christian Ahlmann sind seitdem nicht mehr für die Nationalmannschaft geritten, weil sie die Unterschrift unter die Athletenvereinbarung verweigerten. "Das ist eine schwierige Situation für Otto", sagte Deußer am Tag vor dem ersten Ritt.

"Er wird uns sicher betreuen und Tipps geben", erklärte Deußer, der wie Ahlmann und Beerbaum keinem Kader des Verbandes angehört. Für das Weltcup-Finalturnier im Scandinavium, das bei den Reitern als Hallen-Weltmeisterschaft gilt, ist das nicht notwendig.

Becker reist auch nach Göteborg, weil er Deußer und Ahlmann "zurückholen" und in der Freiluft-Saison - mit der EM im August - wieder in der Nationalmannschaft einsetzen will. "Ich halte denen die Tür auf bis zum Schluss", sagte der Bundestrainer: "Sie sind absolute Top-Reiter und Teamplayer." In Göteborg sind sie jedoch nur Einzelreiter.

Zuletzt waren Ahlmann und Deußer 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Nationalteam geritten und hatten gemeinsam mit Beerbaum und Meredith-Michaels Beerbaum die Bronzemedaille gewonnen. Seitdem haben sie die Athletenvereinbarung des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) nicht mehr unterschrieben. Das ist eine Voraussetzung, um in der Nationalmannschaft zu reiten.

Vor knapp einer Woche verkündete der Verband eine Einigung mit Deußer, doch der Reiter sagte nun: "Nein, noch habe ich nichts unterschrieben." Es gebe eine mündliche Abmachung, "aber ich habe noch keine Papiere gesehen". Der in Belgien lebende Hesse ist wie Ahlmann mit einigen Details dieser Vereinbarung nicht einverstanden. Grundsätzlich will der 37-Jährige aber nach zweieinhalbjähriger Pause wieder für Deutschland reiten.

Wie wichtig Deußer und Ahlmann für das Nationalteam wären, zeigten sie in der Weltcup-Saison. Sie beendeten die Westeuropa-Liga auf den Plätzen eins und zwei. "Als richtigen Topfavoriten sehe ich mich deshalb nicht", sagte Deußer und betonte: "Es geht alles wieder bei null los." Anders als etwa in den Wintersport-Disziplinen wird der Weltcupsieger der Springreiter erst beim Finale ermittelt. Die zuvor gewonnenen Punkte gelten lediglich als Qualifikation.

"Klar war ich Erster, aber es gibt auch andere Kandidaten", sagte Deußer. Und zählte fast ein Dutzend auf, darunter auch Ahlmann und Beerbaum, der sich den letzten Platz für das Finalturnier gesichert hatte. "Ludger ist hochmotiviert", sagte Deußer, der Weltcupsieger von 2014, über den Weltcupsieger von 1993.

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