Pferdesport:Schlagerstar läuft im fünften Rennen

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Romina Power mit Michael Figge. (Foto: Rennstall Figge/oh)

Ungewohnt harmonisch beginnt der Münchener Rennverein die neue Galoppsaison. In der Derby-Vorprüfung Bavarian Classic sind mehrere Münchner Pferde am Start, darunter eine Stute mit besonderer Prominenz: Romina Power.

Von Andreas Liebmann

Um die kuriose Geschichte abzurunden, die der Münchner Galopptrainer Michael Figge erzählt, würde eigentlich nur eins noch fehlen: Wenn jene fünf Männer vor einem Jahr, als sie sich nach kurzer Debatte geeinigt hatten, gemeinsam "Felicità" geträllert hätten, einen der großen Hits des Schlagerduos Al Bano & Romina Power.

Ganz so weit kam es dann wohl nicht, aber die Geschichte ist ja auch so schon schön. Sie fing damit an, dass Figge sich bei einer Auktion in Dublin in ein französisches Pferd verschaut ("Boah, ist die schön!") und es nach Rücksprache mit weiteren potentiellen Investoren auch erworben hatte. "Rockatella" hieß die Mutter, nach deutschen Vorgaben sollte auch die Tochter einen Namen mit R erhalten, also debattierte die neue Besitzergemeinschaft: Rassige Regina, Rosi, Romica, Regioexpress... - bis, wieso auch immer, der Vorschlag "Romina Power" fiel. "Den fanden alle supertoll, jeder hatte gleich die schönen Lieder im Kopf", erinnert sich Figge, und wie die Geschichte letztlich ausging, ist bekannt. Denn zum Saisonstart an diesem 1. Mai wird Romina Power auf der Galopprennbahn Riem im Hauptrennen starten, wenn auch "als krasse Außenseiterin", wie Michael Figges Bruder Florian erzählt, einer der Mitbesitzer.

Um den ungewöhnlichen Namen wirklich auf die Rennbahn zu bringen, wurde die Sache allerdings noch kompliziert. Denn nach Auskunft der zuständigen Dachorganisation Deutscher Galopp brauchten die fünf dafür zwingend das Einverständnis der echten Romina Power. Er habe die Tochter des Hollywoodstars Tyrone Power dann zwar noch angeschrieben, erinnert sich Michael Figge, aber nach ausbleibender Antwort der inzwischen 71-jährigen italienisch-amerikanischen Sängerin dann doch lieber nach einem neuen Namen gesucht. Bis, ja bis sich Romina Power tatsächlich doch noch meldete - und ungeahnte Begeisterung für die Idee zeigte. Sie unterschrieb nicht nur die Einverständniserklärung, sondern bat darum, künftig "auf dem Laufenden gehalten" zu werden, und erkundigt sich seitdem immer wieder nach der Stute. "Sie ist da schon dran", sagt Michael Figge, der hofft, dass es irgendwann zu einer persönlichen Begegnung kommt.

Der Verein meldet schwarze Zahlen und neuerdings neun statt acht Renntage

Es gab schon ganz andere Zeiten beim Münchener Rennverein (MRV). In denen wäre nicht nur so eine kleine Anekdote untergegangen in der medialen Wahrnehmung, sondern gesamte Renntage wie der kommende gleich mit - weil der Verein viel zu sehr damit beschäftigt war, sich öffentlichkeitswirksam zu streiten und nebenher noch irgendwie ums Überleben zu kämpfen. Zurzeit aber können sich wohl alle ganz gut auf ihren Sport konzentrieren. "Harmonisch" gehe es zu, stellt Figge fest. Auch die letzten Scharmützel sind unter der Führung des Präsidenten Michael Motschmann beendet worden, zuletzt ein Rechtsstreit mit einem Mitglied um das neue Mitarbeiterhaus, den man mittels Vergleich beilegte. "Der Verein ist befriedet", sagt auch Generalsekretär Sascha Multerer und trägt allerhand gute Nachrichten vor, die gerade erst bei der Mitgliederversammlung zur Sprache kamen. Zum Beispiel, dass die Zahl der Renntage auf der Galopprennbahn im Münchner Osten in der neuen Saison von acht auf neun gestiegen ist, darunter weiterhin zwei Rennen der europäischen Topkategorie Gruppe I sowie eben der traditionelle Gruppe-III-Aufgalopp am 1. Mai.

Die im Februar 2022 durch einen Brand zerstörte Klubtribüne soll demnächst zwei- statt dreistöckig wiederhergestellt und neu gestaltet werden. Der Verein arbeitet weiter daran, die Genehmigung für eine Photovoltaikanlage auf dem Trainingsgelände zu erhalten, von der Multerer erwartet, dass sie dem MRV je nach Größe eine dauerhafte Liquiditätserhöhung "von einer halben Million Euro im Jahr oder mehr" bringen könne, sichere Einnahmen also, mit denen man dann kalkulieren kann. Und schon jetzt sieht es finanziell offenbar so gut aus wie lange nicht, nicht nur weil ein paar Altverbindlichkeiten reduziert werden konnten: "Der MRV hat 2022 tatsächlich nach Steuern und Abschreibungen schwarze Zahlen geschrieben", verkündet Multerer. Nicht einmal das langjährigste Mitglied Michael Marx könne sich daran erinnern, wann es das zuletzt in Riem gegeben habe, und der überblicke immerhin einen Zeitraum bis zurück ins Jahr 1968. Zur Einordnung: Al Bano und Romina Power waren da noch nicht einmal verheiratet.

Das erste der acht Rennen am Montag beginnt um 13.15 Uhr. Das mit 55 000 Euro dotierte Gruppe-III-Hauptereignis Bavarian Classic mit Romina Power, dem Pferd, ist für 15.30 Uhr angesetzt. Die Bahn sei nach den vielen Regenfällen der vergangenen Tage noch nicht im Optimalzustand, sagt Multerer, er nennt das "spannende Witterungsbedingungen". Das 2000-Meter-Rennen für Dreijährige gilt als wichtige Vorprüfung zum Deutschen Derby, als Favoriten im Zehnerfeld gelten Alpenjäger vom aktuellen Trainerchampion Peter Schiergen aus Köln und Fantastic Moon, der von Sarah Steinberg in München trainiert wird. Ihr Münchner Kollege Michael Figge schickt zwei Pferde in dieses fünfte Rennen des Tages, Romina Power und - Snow Late. Dass sie noch einen Al Bano bräuchten, ist den Besitzern bewusst.

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