Pferdebuch:Dressurissima

Lesezeit: 2 min

21 Frauen, die sich den Traum vom Pferdestall erfüllen.

Von Gabriele Pochhammer

Frauen und Pferde, das Thema ist nicht wirklich neu, aber es bleibt spannend. Meist geht es um die vielen kleinen Mädchen, die in so erdrückender Überzahl die Ställe bevölkern, dass die Jungen schon keine Lust mehr haben mitzumachen, vor allem wenn ein paar Girlies an der Bande kichern und sich über die Reitversuche der männlichen Altersgenossen lustig machen.

Aber es gibt auch erwachsene Frauen, die sich ein Leben ohne Pferde nicht vorstellen können. Um sie geht es in dem Buch "Vom Glück, mit Pferden zu leben" von Regina Stahl. Coffee Table Books werden diese aufwendigen Prachtwerke genannt, die von großen Fotos leben und deren Aufgabe es vor allem ist, dekorativ herumzuliegen. Aber mehr als ein Blick auf die Bilder lohnt sich hier dann doch.

21 Frauen schildern, wie sie sich ihren Traum vom eigenen Stall erfüllt haben. Es sind sehr verschiedene Frauen; die eine organisiert Reitferien für Kinder, die andere versucht sich als Späteinsteigerin, die nächste entdeckt nach vielen Jahren den Turniersport für sich wieder. Bekannte Namen sind darunter: Bianca Kasselmann, zusammen mit ihrem Mann Ulrich Kasselmann erste Adresse für Auktionen und andere Luxuskäufe; oder Dressurreiterin Anja Plönzke, die inzwischen den Hengststall ihres Vaters managt. Eine der Jüngeren in der Reihe ist die Springreiterin Laura Klaphake, 25, eingebettet in eine Reiterfamilie, in der schon Mutter und Großmutter im Sattel bella figura machten. Des Vaters Arbeitgeber, Paul Schockemöhle, stellt dabei immer wieder gute Pferde zur Verfügung, an denen allerdings immer auch ein Preisschild klebt - das sind dann schmerzhafte Abschiede beim Weiterverkauf.

Für Mäzenin Madeleine Winter-Schulze ist es das Schönste, "ihre Jockeys", nämlich Isabell Werth und Ludger Beerbaum, auf Turniere zu begleiten. Die "Berliner Pflanze", so die Eigenauskunft, fühlt sich inzwischen wohl mit Pferden und Hunden auf dem platten Land in Niedersachsen. Die heute 78-Jährige ist die einzige Frau, die deutsche Meisterin sowohl in der Dressur als auch im Springen war. Heute bestückt sie ihre Schützlinge mit Top-Pferden wie Bella Rose, die vierbeinige Weltmeisterin von Isabell Werth: "Die Pferde, die ich für meine Jockeys kaufe, sind unverkäuflich. Sie bleiben bei uns, bis sie umfallen. Gott sei Dank kann ich mir das leisten." So denkt längst nicht jeder, auch wenn er es sich leisten könnte.

"Die Freudentänzerin" nennt die Autorin das letzte Kapitel über Dressurkönigin Isabell Werth, die "Dressurissima". Die erzählt, wie sie und Madeleine Winter-Schulze gute junge Pferde ausfindig machen, und hat am Ende sogar noch einige Tipps parat, wie man einen Tag im Sattel mit heiler Haut übersteht (mit Schrundsalbe und Gesäßcreme). Das Buch macht Spaß und zeigt immer wieder neue Seiten der dargestellten Pferdefrauen, die uns überraschen.

Regina Stahl: Vom Glück, mit Pferden zu leben. Callwey Verlag. 2019. 39,95 Euro.

© SZ vom 12.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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