Pferd International:Erst am Anfang

Pferd International: Zeigte sich trotz vieler Fehler zufrieden mit ihrem Neuzugang: Lisa Müller bei der Pferd International auf Hengst D'avie.

Zeigte sich trotz vieler Fehler zufrieden mit ihrem Neuzugang: Lisa Müller bei der Pferd International auf Hengst D'avie.

(Foto: Claus Schunk)

Beim ersten internationalen Turniereinsatz blieben Lisa Müller und ihr Neuzugang D'avie hinter den Erwartungen. Nun geht es für den neunjährigen Hengst darum, Routine in der schwersten Prüfungsklasse zu sammeln.

Von Celine Chorus, München

Die Enttäuschung war Lisa Müller, 31, auch unter ihrer Maske anzumerken, als ihre Trainerin versuchte, mit aufmunternden Worten auf sie einzureden. Mit großen Erwartungen war sie auf die Olympia-Reitanlage in Riem gekommen, wo seit Donnerstag die Dressurprüfungen der Pferd International ausgetragen werden. Erst im strömenden Regen, danach bei Sonnenschein, verfolgten die wenigen Beobachter in der Dressurarena (Publikum war nicht zugelassen), wie Müller und ihr neues Pferd D'avie bei ihrer Premiere auf internationalem Niveau hinter den Erwartungen blieben. "Er denkt, er kennt die Linien vom Grand Prix", versuchte Lisa Müller, die teuren Fehler in den Wechseltouren einzuordnen, die im Finale nur Rang 14 bedeuteten: "Er wollte es richtig machen und hat die Zweier von der linken Seite und die Einer von der rechten Seite gemacht. Aber es muss andersherum sein." Dafür wurden ihr von den Richtern wegen Verreitens nochmals zwei Prozent vom Gesamtergebnis abgezogen: "Das ist gar kein Vorwurf an ihn", erklärte Müller: "Es ist eine andere Prüfung, und er muss verstehen, dass es zwei verschiedene Prüfungen sind."

Schon in der Qualifikation hatte Müller vor den Augen von Bundestrainerin Monica Theodorescu, 58, eine ausbaufähige Leistung gezeigt, aber sich mit einer Bewertung von 67,239 Prozent trotzdem für das mit 8000 Euro dotierte Finale am Freitag qualifiziert. Die Prüfung gewann wie schon den Grand Prix am Donnerstag Jessica von Bredow-Werndl im Sattel von Ferdinand BB. Die deutsche Olympiahoffnung aus Tuntenhausen, die aktuell mit Stute Dalera BB in Deutschland den Ton angibt, erhielt für den Ritt auf ihrem Drittpferd 75,383 Prozent und gewann vor Dinja van Liere (Niederlande) auf Haute Couture (74,043) und Timna Zach (Österreich) auf Farant (73,021).

Auf D'avie, den zweifachen Weltmeister bei den jungen Dressurpferden, war Müller im Handelsstall des ehemaligen dänischen Championatsreiters Andreas Helgstrand gestoßen. Dort hatte sie mit ihrer Trainerin, der sechsfachen Olympiasiegerin Isabell Werth, nach einem jungen Pferd für den Spitzensport gesucht. In den neunjährigen Hengst setzen Lisa und ihr Mann, Fußballprofi Thomas Müller, in sportlicher wie auch in züchterischer Hinsicht große Hoffnungen. Stolze zwei Millionen Euro soll das Ehepaar für das Dressurpferd gezahlt haben, das auf ihrem Gestüt seine Qualitäten als Deckhengst unter Beweis stellen soll. Seit einigen Jahren betreiben beide auf Gut Wettlkam, rund 30 Kilometer südlich von München gelegen, einen professionellen Aufzucht- und Ausbildungsbetrieb mit rund 50 Pferden. Inzwischen ist das Gestüt auch offizielle EU-Besamungsstation für Dressurpferde.

In erster Linie möchte Lisa Müller mit D'avie den Sprung in den Bundeskader schaffen. Durch die lange Verletzung ihres 14-jährigen Wallachs Stand by me hatte sie ihren Platz im deutschen Perspektivkader zuletzt verloren. "Das ist ein sehr gutes neues Team", sagte Jonny Hilberath, deutscher Co-Bundestrainer in der Dressur, im März in der SZ: "Die Müllers kaufen sehr gute Pferde, und mit Isabell Werth als Betreuerin stimmt das Gesamtpaket."

In Riem hätte der neunjährige Hengst auch bei den Nachwuchspferden starten können

Trotz der schwachen Leistung zeigten sich Lisa Müller und Trainerin Werth zufrieden mit dem ersten internationalen Turniereinsatz von D'avie. Müller will sich von den Schwierigkeiten in Riem auch nicht verunsichern lassen. Sie ist bemüht, das talentierte Nachwuchspferd behutsam an die S-Dressur heranzuführen. "Meine Trainerin ist sehr zufrieden, wie D'avie im Ganzen gegangen ist. Sie sagt auch, die Fehler lassen sich abstellen, und dann ist alles gut", sagte Müller, die mit Blick auf die weitere Entwicklung von D'avie hinzufügte: "Er ist gut genug. Jetzt müssen wir einfach Routine sammeln."

"Er hat sich sehr gut benommen", bilanzierte Müller schon nach der ersten Prüfung: "Natürlich hatten wir viele Fehler, aber dazwischen war es auch immer wieder sehr gut." So hatte am Donnerstag mehrfach die Abstimmung mit ihrer Neuerwerbung nicht gestimmt. Erst unterliefen ihnen Fehler in der Piaffe, anschließend auch in der Pirouette. "Die gehen natürlich auf meine Kappe", sagte Müller. Sie betonte allerdings, dass es nicht am fehlenden Können ihres Pferdes gelegen habe, "sondern dass er noch nicht wusste, was ich von ihm wollte, und er in dem Moment das Falsche gemacht hat."

Denn im Gegensatz zu Stand by me, mit dem Müller 2019 beim internationalen Hallenreitturnier in Stuttgart den Grand Prix gewonnen hatte, fehlt D'avie bislang die Routine bei solchen Turnieren. Es seien beides sehr ehrgeizige, aber vielleicht nicht die selbstbewusstesten Pferde: "Sie brauchen immer eine gewisse Sicherheit, dass sie es auch richtig machen", erklärte Müller. Bei einem nationalen Turnier im österreichischen Ebreichsdorf hatte D'avie im Februar öffentliche Premiere gefeiert, die Intermédiaire II gewannen Müller und ihr Neuzugang mit 72,105 Prozent. In Riem hätte der neunjährige Hengst auch bei den Nachwuchspferden starten können, doch in der schwersten Prüfungsklasse nannte sie ihn stattdessen bereits auf Drei-Sterne-Niveau: "Dafür ist die Leistung schon sehr gut", betonte Müller.

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