Pferd International:Der Huf an der Stange

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Beim Großen Preis von Bayern begeistern Weltmeisterin Simone Blum und ihre Fuchsstute - doch der zweite Durchgang kostet sie den Sieg.

Von Raphael Weiss

Als Alice DSP das Stadion betrat begann das Gemurmel. Nur wenige Tage zuvor hatte die Weltmeisterin Simone Blum aus Zolling angekündigt, beim Großen Preis von Bayern mit Alice DSP anzutreten. Mit dem Pferd also, mit dem sie im September des vergangenen Jahres als erste Frau die Weltreiterspiele gewann und das als eines der wertvollsten Springreitpferde der Welt gilt. Alice mag zwar nicht ganz so einen klangvollen Namen haben wie ihre Konkurrenten Bankimoon, Cashmoaker, Captain Carlos oder Big Boy 36, doch sobald sie in München das Stadion betrat, in ihrem ersten Lauf auf das erste Hindernis zu galoppierte, merkten die Zuschauer, warum diese 12-jährige Fuchsstute so viel Beachtung erhält. Die Hindernisse auf dem CSI3*-Parcours überwand sie mit solch einer Leichtigkeit, dass sich der laute Applaus, den sie noch bei ihrer Vorstellung bekomme hatte, schlagartig in Stille verwandelte. 79.76 Sekunden lang beobachteten die Zuschauer andächtig den Lauf des Duos Blum/Alice, um anschließend wieder in lauten Applaus auszubrechen. Die fehlerfrei Runde reichte zwar nur zum zwischenzeitlichen vierten Platz, doch die souveräne Leistung ließ für den zweiten Durchgang auf mehr hoffen.

50 Reiter aus 18 verschiedenen Nationen waren nach München gekommen, um bei dem mit 50 500 Euro dotierten Großen Preis von Bayern zu starten. Die CSI3* Prüfung war nur einer von über 25 Springreitwettbewerben, die im Rahmen der Pferd International stattfanden, aber mit Sicherheit, der der am meisten Beachtung fand. Das Stadion in der Mitte der Olympia Reitanlage war von Beginn an gut gefüllt. Bis zum Lauf von Alice mussten Zuschauer lange warten. Erst als 41. ging Blum an den Start, doch in der Zwischenzeit zeigten vor allen Dingen Dennis Nielsen von der Reitakademie München (79,48 Sekunden), der Tscheche Ales Opatrny (79,07) und der Neuseeländer Bruce Goodin (77,87) mit ihren fehlerfreien Läufen, dass ein Sieg beim Großen Preis von Bayern für Blum keine Selbstverständlichkeit sein würde.

Im zweiten Durchgang setzte Goodin mit einem fehlerlosen Lauf und einer überragenden Zeit von 48.31 Sekunden Blum unter Druck. Auch Opatrny war mit 50.51 Sekunden fehlerlos geblieben. Blum musste schnell sein, sie startete gut, doch schon beim zweiten Hindernis berührte Alice mit dem vorderen Huf die Stange. Ein Fehler, der einen Sieg unmöglich machte. Am Ende reichte es nur für Platz neun für die Zollingerin. Für Goodin war es bereits der dritte Sieg im Großen Preis von Bayern. "Ich liebe die Umgebung hier einfach. Ihr könnt euch sicher sein, dass ich nächstes Jahr wiederkomme", sagte der Neuseeländer. Bester Bayer war David Will aus Prien am Chiemsee auf Platz sechs.

Am Samstagnachmittag hatte zumindest der junge Augsburger Wolfgang Puschak das Championat von München gewonnen. Mit seiner fehlerfreien Runde siegte er im Gruppenspringen CSI3* im Stechen vor Andreas Kippling und Simon Widmann aus Markt Schwaben.

Die zweite sportlich sehr gut besetzte Disziplin im Rahmen der Pferd International war die Dressur. Dort fanden die einzigen fünf-Sterne-Wettbewerbe statt, die neben dem Aachener CHIO in Deutschland ausgetragen werden. Dorothee Schneider gewann am Freitag nach ihrem Sieg im CDI3* Grand Prix Spécial wenig später auch souverän den CDI5* Grand Prix. Zweiter wurde Hubertus Schmidt, die Aubenhauser Geschwister Jessica von Bredow-Werndl und Benjamin Werndl holten die Plätze drei und fünf. Lisa Müller belegte in ihrem ersten Start in der höchsten Kategorie den sechsten Platz. Einen Tag später ritt die Ehefrau von Fußballprofi Thomas Müller aufs Podium. Ihre 72,5 Prozent beim CDI5* Grand Prix Spécial reichten für Platz drei hinter dem Luxemburger Nicolas Wagner und Marcus Hermes.

Das Highlight in der Dressur beim viertägigen Pferdefestival war die mit 50 000 Euro dotierte CDI5* Grand Prix Kür am Sonntag, bei der in Schneider, von Bredow-Werndl und Isabell Werth gleich drei Reiterinnen antraten, die im Vorjahr bei den Weltreiterspielen in Tryon gemeinsam Mannschaftsgold gewonnen hatten. Werth und von Bredow-Werndl setzten mit Bella Rose und TSF Dalera BB auch auf dieselben Pferde wie in Tryon. Diese drei Reiterinnen teilten sich später das Podest. Schneider landete mit 83.31 Prozent nur knapp vor Werth, der Gewinnerin aus den vergangenen beiden Jahren. Der Sieg jedoch, ging diesmal nach Aubenhausen. Von Bredow-Werndl, die für ihre gemeinschaftliche Philosophie und den fairen Umgang mit den Pferden bekannt ist, erzielte 85.44 Prozent. Nach der Kür strahlte die 33-Jährige über das ganze Gesicht, klopfte TSF Dalera BB wieder und wieder auf den Hals, um die Stute zu loben. Vierter wurde ihr Bruder Benjamin Werndl.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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