Petkovic, Lisicki, Görges bei US Open:Drei, zwei, eins - raus!

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Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges scheitern in der ersten Runde der US Open. Während die Niederlagen von Lisicki und Görges überraschend kommen, war Petkovic nach ihrer langen Verletzungspause froh, überhaupt dabei zu sein. Doch sie muss feststellen, dass sich das Frauentennis in ihrer Abwesenheit weiterentwickelt hat.

Jürgen Schmieder

Mit der Sportlerkarriere ist das so eine Sache: Da gewinnt man, wird von Reportern gelobt und von Fans bejubelt, man bekommt Spitznamen, darf nach Siegen einen witzigen Tanz aufführen und bei Twitter lustige Fotos mit Hipstern einstellen. Alles läuft prima - doch dann verletzt man sich. Kämpft sich heran. Verletzt sich wieder. Verzweifelt. Twitter-Einträge und Spitzname bleiben, doch der Tanz fehlt, weil man nicht mehr spielt. So in etwa lassen sich die vergangenen 18 Monate der Tennisspielerin Andrea Petkovic zusammenfassen.

Enttäuscht und wütend: Andrea Petkovic während der Partie gegen Romina Oprandi. (Foto: dpa)

In der vergangenen Saison, da hatte sie bei den Australian Open, den French Open und den US Open jeweils das Viertelfinale erreicht und war bis auf Platz neun der Weltrangliste vorgerückt. Während des Turniers in New York war sie aufgrund ihrer extrovertierten Art ganz nebenbei zu einer der beliebtesten Spielerinnen weltweit gewählt worden.

In diesem Jahr verpasste sie aufgrund von Verletzungen (Ermüdungsbruch im Rücken, Bänderriss im Sprunggelenk) drei Grand-Slam-Turniere, ihr Beitrag zu den Olympischen Spielen waren witzige Twitter-Einträge wie die Ankündigung, mit dem ebenfalls verletzten Rafael Nadal urlauben zu wollen. "Ich war acht Monate lang weg", sagte sie vor den US Open, "mein Ziel ist es, ein Spiel zu gewinnen." In New York war Petkovic dann dabei - verlor jedoch ihre Partie gegen die Schweizerin Romina Oprandi mit 2:6 und 5:7.

"Es war alles weg. Ich bin wieder am Anfang. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich mich genauso auf dem Platz gefühlt", sagte Petkovic danach, "es ist schwierig für mich zu akzeptieren, dass ich jetzt auch mal gegen Spielerinnen verliere, gegen die ich im letzten Jahr niemals verloren hätte." Petkovic hatte wahrlich nicht schlecht gespielt, vor allem am Ende des zweiten Satzes holte sie ein Break auf, sie feuerte sich selbst an, für ein paar Minuten hatten die Zuschauer den Eindruck, dass sie zurückfinden würde in diese Partie.

Doch dann unterliefen ihr wieder einige leichte Fehler, die Schweizerin dagegen spielte ruhig, ja fast stoisch. "Ich habe noch nicht die Konstanz in meinen Schlägen, ich muss meinen Rhythmus wiederfinden, ich muss ruhiger werden", sagte Petkovic, "da hilft kein Jammern."

Vor allem der Aufschlag scheint Petkovic Probleme zu bereiten und das Gefühl, wann sie nach einem druckvollen Grundschlag nach vorne rücken kann. Sie braucht zu lange, um die Punkte, die sie dominiert, zu gewinnen - und gibt dagegen andere Ballwechsel aufgrund leichter Fehler schnell ab. "Meine Schläge und die Art, wie ich mich bewege, sind gut. Aber du kannst im Training einfach keine Matches simulieren", sagte sie.

Tennisspielerin Julia Görges
:Aus Bad Oldesloe auf den Centre Court

Julia Görges galt schon früh als kommende Frau der deutschen Tennisszene, ihren größten Erfolg hatte sie in Wimbledon - jetzt hört sie auf. Ihre Karriere in Bildern.

Petkovic musste feststellen, dass sich das Frauentennis in ihrer Abwesenheit durchaus weiterentwickelt hat - und dass sie Angst haben muss, aufgrund ihrer Verletzungen mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten zu können: "Wenn du einmal in den Top Ten warst, willst du wieder in die Top Ten. Nicht nur unter die besten 30, das befriedigt dich nicht. Davor fürchte ich mich wirklich", sagte sie in einem Interview mit der New York Times.

"Ich habe zu schlecht gespielt": Julia Görges nach ihrer Niederlage. (Foto: dpa)

Derzeit, so scheint es, ist Petkovic nur noch die viertbeste deutsche Tennisspielerin - wobei zwei der vor ihr liegenden Sportlerinnen am Montag ebenfalls scheiterten. Sabine Lisicki und Julia Görges waren im Gegensatz zu Petkovic bei den Olympischen Spielen gewesen, Lisicki hatte gar an drei Wettbewerben teilgenommen und war in jedem ziemlich weit gekommen, im Mixed-Turnier sogar bis ins Finale.

Der Preis dafür war eine ungenügende Vorbereitung auf das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres, die an Platz 16 gesetzte Lisicki verlor gegen die Rumänin Sorana Cristea mit 6:4, 2:6 und 2:6. "Ich bin sehr enttäuscht, weiß aber auch, dass mir die Matches auf Hartplatz zur Vorbereitung gefehlt haben", sagte Lisicki danach. Das sei aber "auf keinen Fall eine Ausrede".

Julia Görges, an Position 18 gesetzt, spielte im ersten Satz gegen die Tschechin Kristyna Pliskova passabel, sie führte im Tie Break bereits mit 4:2, dann verlor sie jedoch fünf Punkte in Serie und den Satz. Es begann zu regnen, es gab eine Pause, die fast zwei Stunden dauerte - und danach hatte sie keine Chance mehr und verlor den zweiten Durchgang mit 1:6. "Die Regenpause hat mich runtergezogen, letzten Endes habe ich zu schlecht gespielt", sagte Görges.

Bei den Männern musste Florian Mayer verletzt aufgeben, Björn Phau und der Qualifikant Daniel Brands erreichten die zweite Runde. Phau darf sich nun auf ein besonderes Spiel freuen: Er trifft am Mittwoch auf Roger Federer, voraussichtlich im Arthur-Ashe-Stadium unter Flutlicht. Die derzeit beste deutsche Tennisspielerin, Angelique Kerber, absolviert am Dienstag ihre erste Partie bei den US Open. Sie spielt gegen Ann Keothavong aus Großbritannien.

Andrea Petkovic macht sich derweil Gedanken - nicht nur über ihre Zukunft als Tennisspielerin, sondern auch für die Zeit danach. Ihr Pläne: "Politik, Journalismus, Musik. Vielleicht gründe ich einfach eine politische Punk-Band."

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