Bayern-Stürmer Nils Petersen:Von der zweiten Liga ins Glitzerlicht

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Mit dem Wechsel zum FC Bayern ist Nils Petersen nicht nur in eine andere Liga, sondern in eine andere Welt aufgestiegen. Gegen Villarreal deutete er seine Begabung an, gegen Schalke muss er wohl den verletzten Mario Gomez ersetzen - es sei denn, Trainer Heynckes baut auf eine besonders unkonventionelle Taktik.

Moritz Kielbassa

Der "Docteur", wie ihn Franck Ribéry liebevoll nennt, hatte in Valencia Nachtdienst. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der altgediente, aber allzeit jugendliche Teamorthopäde des FC Bayern, bekam erneut mehr Arbeit, als ihm lieb war. Verteidiger Daniel van Buyten, beim ersten Champions-League-Auftritt in Villarreal in die Startelf gerückt und nach 22 Minuten vom Feld gehumpelt, musste wegen seiner wunden Achillessehne behandelt werden.

Trotz guter Chancen noch ohne Champions-League-Treffer: Nils Petersen. (Foto: dpa)

Und Mario Gomez, zuletzt mit acht Toren in drei Bundesliga-Spielen spektakulär in Aktion getreten, spürte "große Schmerzen in der Leistengegend". Schon wieder. Gomez blieb zur Halbzeit in der Kabine, sein Einsatz am Sonntag im Hit auf Schalke ist gefährdet - der bittere Nachgeschmack eines süßen Europacupsiegs. "Man muss abwarten", sagte Coach Jupp Heynckes, "beide hatten dieselben Verletzungen ja schon vor der Länderspiel-Pause."

Van Buyten hatte auf die Reise zur belgischen Nationalelf verzichtet, ebenso wie Gomez auf die Teilnahme an den jüngsten DFB-Spielen. In Villarreal wirkte der Torjäger geknickt: "Das ist bitter, ich war wieder voll im Saft. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes", seufzte er. Offenbar ist die alte Blessur an den Adduktoren die Ursache der Beschwerden. Die Bayern blieben ihrer Linie bei den jüngsten Krankengeschichten treu und wollten die Sache nicht dramatisieren: "Das ist nichts Ernsthaftes", beschwichtigte Sportchef Christian Nerlinger. Müller-Wohlfahrt hofft sogar, dass Gomez in Schalke auf dem Platz steht, bis Sonntag "könnte das hinzukriegen sein".

Nils Petersen löste Gomez in Villarreal ab. Das Stadion dürfte ihn an Schauplätze erinnert haben, die er bisher mit Cottbus besucht hatte, dennoch ist der 22-Jährige nun in eine andere Welt aufgestiegen. In diesem Glitzerlicht "staunt er immer noch", vermutet Ehrenpräsident Beckenbauer, daher hätte es Petersen sehr gut getan, einer seine Torchancen zu nutzen.

Eine gute (46.) bot sich ihm unverzüglich, dann eine sehr gute hoch zehn (47.), die vergab er leichtfertig. Bei einer dritten deutete er dann seine hohe Begabung an, als er in flüssiger Bewegung einen Verteidiger ausmanövrierte und mit einem Flachschuss an Torwart Lopez scheiterte. "Ich freue mich über jede Minute, die mir der Trainer gibt. Ich hätte gerne mein erstes Tor in der Champions League gemacht, dann wäre etwas Druck von mir abgefallen", sagte Petersen, der zuletzt gegen Freiburg in der Liga erstmals getroffen hatte, enttäuscht. Ulkig ergänzte er: "Wir hätten heute mehr Tore schießen müssen, auch meine Person." Beim 7:0 gegen Freiburg war ihm zuletzt die Torpremiere in der ersten Liga gelungen.

Auf die Nachverpflichtung eines Stürmers hatten die Bayern Ende August verzichtet. Notfalls ginge es auch mal ganz ohne nominellen Neuner, betont Heynckes, im Fußball des dritten Jahrtausends seien 4-6-0-Formationen möglich: "Barcelona spielt auch ohne Mittelstürmer", stattdessen könnte Müller oder Ribéry situativ in die Spitze stoßen.

Und warum einen Stürmer auf Vorrat anschaffen, dachte sich Heynckes, den er in einigen Wochen womöglich nicht mehr benötigt? Wann Flügeldribbler Robben wieder mitmischt, ist offen, seine Schambeinentzündung zieht sich hin. Langsame Fortschritte meldet der Doktor, Nerlinger hofft: "Es ist nicht dramatisch. Arjen stößt bald wieder dazu."

© SZ vom 16.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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