Peter Schröcksnadel:Der mächtigste Liftkaiser Österreichs

Lesezeit: 2 min

Der Präsident und sein Imperium: Alles begann, als Peter Schröcksnadel Mitte der 60er-Jahre die Lizenz für Pisten-Beschilderungen erwarb. Er bekam vom Verkäufer den Tipp, sie mit Werbung zu versehen - und wurde reich. (Foto: Peter Rigaud)

Präsident des Österreichischen Skiverbands, Herr über 30 Firmen, Professor und Besitzer mehrerer Skigebiete: Peter Schöcksnadel ist einflussreich und gefürchtet.

Von Ann-Kathrin Eckart und Dominik Prantl

Höchstens drei Meter grobkörniger, platt getrampelter Kunstschnee liegen zwischen den beiden Betrachtungsweisen. "Entschuldigen Sie, was für ein Mensch ist Peter Schröcksnadel?" "Ein Killer", sagt der eine. "The sexiest man alive" die andere. Peter Schröcksnadel ist ein Mensch, für den das schöne österreichische Wort "Reibebaum" quasi erfunden wurde. So oder so: Wer ihm einmal begegnet, der vergisst ihn so schnell nicht wieder.

22. Oktober 2016, Auftakt des Ski-Weltcups, wie immer auf dem Rettenbachgletscher in Sölden im Revier vom Falkner Jakob, um den es später noch gehen wird. Der Himmel ist blitzeblau, als hätte ihn der Jakob zum Riesenslalom gleich noch dazu bestellt. Das Thermometer zeigt zwei Grad minus, perfekte Bedingungen. Während sich oben die letzten Rennläuferinnen den Berg hinunter stürzen, busseln sich im Zielraum hinter der Bande die Größen des internationalen Damen-Skizirkus. Die Anna (Veith), die Viktoria (Rebensburg) und die Lindsey (Vonn) fehlen leider. Aber die rot-weiße Pudelmütze, die ist da.

Liftkaiser nennen seine Untertanen Menschen wie ihn

In Deutschland kennen die Mütze und ihren Besitzer nur eingefleischte Zuschauer des Ski-Weltcups. Seit den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 vielleicht auch noch ein paar Sportinteressierte. Zu legendär war die Behauptung "Austria is a too small country to make good doping". Ein paar Langläufer des Österreichischen Skiverbands waren da gerade des Dopings verdächtigt worden.

In Österreich hingegen kennt den Mann mit dem schwer aussprechbaren Namen fast jedes Kind; er wird sogar beim Fliegenfischen in der kanadischen Wildnis von Landsleuten erkannt. Schröcksnadel nennt ihn zwischen Klagenfurt und Linz eh keiner. "Herr Präsident", sagt der Fotograf, wenn Peter Schröcksnadel, noch mal in die Kamera schauen soll. "Herr Präsident", sagt der Direktor der Casinos in Kitzbühel, als er ihn auf einer Podiumsdiskussion begrüßt. "Herr Präsident", sagen die Fans, die ein Foto mit ihm wollen. Danach duzen sie ihn. In Tirol werden höchstens Deutsche gesiezt.

Peter Schröcksnadel, 75 Jahre alt, dreifacher Vater, zwölffacher Großvater, fünffacher Medaillengewinner bei Senioren-Weltmeisterschaften, ist der einflussreichste Kopf im einflussreichen Skigeschäft der Alpenrepublik. Er ist nicht nur Präsident des Österreichischen Skiverbands (ÖSV). Er ist auch Herr über 30 Firmen, Hotelbesitzer, Professor, Vorsitzender des Europäischen Skiverbands und Besitzer mehrerer Skigebiete. Liftkaiser nennen seine Untertanen Menschen wie ihn, auch wenn er bei dem Wort angewidert den Kopf schüttelt. Gemeinsam mit anderen Liftunternehmern, viele davon entstammen alteingesessenen österreichischen Familien, lenkt er einen der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Gut 250 Skigebiete, darunter ganze Täler, leben vom Skitourismus. 2015/16 brachte der Wintertourismus dem Land 13 Milliarden Euro Umsatz. Gut ein Drittel der Gäste kam aus Deutschland.

Die Liftkaiser sind die Ölscheichs Österreichs. Zwar ist ihr Rohstoff nicht schwarz, sondern weiß, doch wie die Ölscheichs müssen sich auch die Ski-Scheichs mehr und mehr fragen, wie endlich ihre Geldquelle eigentlich ist. Grüne Wiesen, teure Skipässe, weniger Skifahrer - hat Österreichs Skitourismus überhaupt noch eine Zukunft? Und: Hat einer wie Peter Schröcksnadel - Großunternehmer, Liftkaiser, wichtigster Funktionär des Landes - nicht zu viel Macht?

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusPeter Schröcksnadel
:Der Alpenkönig

Peter Schröcksnadel steht an der Spitze des österreichischen Skiverbands und herrscht über mehrere Skigebiete. Unterwegs mit dem Mann, der ein Imperium aus Schnee errichten konnte.

Von Ann-Kathrin Eckardt und Dominik Prantl, Fotos: Peter Rigaud

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: