Personalpläne bei Schalke 04:Boateng belastet das Budget

Kevin-Prince Boateng

Soll Schalke verlassen: Kevin-Prince Boateng

(Foto: Bernd Thissen/dpa)
  • Kevin-Prince Boateng und Sporting Lissabon können sich nicht auf einen Vertrag einigen.
  • Der FC Schalke 04 will Boateng weiterhin verkaufen. Beşiktaş Istanbul soll Interesse zeigen.
  • Schalke hat seinerseits Kontakt zum Berater von Gökhan Inler vom SSC Neapel aufgenommen.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Bei der Pressekonferenz des FC Schalke 04 anlässlich des Pokalderbys beim MSV Duisburg (Samstag) ging es allenfalls am Rande um das seit Wochen ausverkaufte, garantiert hitzige Spiel zwischen den beiden Ruhrgebietsrivalen. Zur Rede stand stattdessen der auf seltsame Weise geplatzte Wechsel von Schalkes ehemaligem Chefspieler Kevin-Prince Boateng zu Sporting Lissabon.

Dass der portugiesische Klub am Mittwochabend erklärte, er habe sich mit dem 28-Jährigen nicht über den Vertragspunkt der "Bildrechte" einigen können, erzeugte allgemeine Verwunderung und sorgte in der Branche für ausufernde Spekulationen. In Schalke hingegen war man erst mal erleichtert, dass nicht wie bei den ebenfalls ausgemusterten Sidney Sam und Felipe Santana Mängel beim Medizincheck für das Scheitern des Wechsels herangezogen wurden.

Zudem fand Manager Horst Heldt die Argumente für die Ablehnung plausibel - wobei der Begriff "Bildrechte" offenbar nur stellvertretend stand für ein insgesamt kompliziertes, fragwürdiges Gehalts- und Finanzierungsmodell: "Das mag zwar dem einen oder anderen skurril erscheinen, aber dahinter steckt natürlich eine gewisse Brisanz, möglicherweise auch steuerrechtlich. Das war kein kleines, sondern ein ernst zu nehmendes Problem. So ein Vertrag ist kein Dreizeiler", so Heldt, "sondern in vielerlei Hinsicht komplex."

Bei Schalke zeigte man zwar Verständnis für Boatengs Entscheidung, das Angebot aus Lissabon zurückzuweisen - das ändert aber nichts daran, dass die Gelsenkirchener den hochbezahlten, vor drei Monaten einseitig in den Ruhestand versetzten Mittelfeldspieler so schnell wie möglich von der Lohnliste streichen wollen.

Lösung im Fall Boateng?

Heldt kündigte an, in den nächsten Tagen ein Gespräch mit Boatengs Management zu führen, um zu klären, "warum es nicht geklappt hat" - und die nächsten Schritte zu bereden. Schalke will Boateng weiterhin verkaufen, und der Manager ist zuversichtlich, dass dieser Wunsch auch in Erfüllung gehen wird: "Es hat in der Vergangenheit Interessenten gegeben, und die wird es auch in Zukunft geben", sagte er.

Die Frage ist allerdings, ob diese Adressen auch bei Boateng Anklang finden. Einen Drei-Jahres-Vertrag mit einem chinesischen Klub, der angeblich mit sechs Millionen Euro Jahresgehalt dotiert war (netto), schlug der Spieler aus. Auch ein möglicher Wechsel in die USA kam nicht zustande. In Lissabon, berichtet dort die Sportpresse, sollen ihm 1,5 Millionen Jahresgehalt nicht genügt haben. Nun soll Beşiktaş Istanbul Interesse haben.

Der türkische Klub, der Mario Gomez verpflichtet hat, sucht eine routinierte Verstärkung fürs Mittelfeld. Boateng könnte den Platz besetzen, den eigentlich der schweizerische Nationalspieler Gökhan Inler einnehmen sollte. Mit dem SSC Neapel, Inlers Arbeitgeber, konnte sich Beşiktaş nicht auf die Ablöse einigen, berichten Medien beider Länder.

So könnte sich stattdessen ein Kreis schließen. Denn an dem 31-Jährigen Inler, den Ottmar Hitzfeld einst zum Nati-Captain beförderte, zeigt auch Schalke Interesse. Heldt bestätigte, man habe Neapel darüber informiert und Kontakt zu Inlers Beratern aufgenommen. Das nötige Zwiegespräch zwischen Trainer André Breitenreiter und Inler habe es jedoch noch nicht gegeben. Inler hat in Neapel einen Vertrag bis 2016, es würde den Wechsel also erheblich erleichtern, wenn Boateng nicht länger das Budget belastet.

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