Ivan Perisic:Der Lückenfüller prägt das Bayern-Spiel

  • Ivan Perisic erweist sich nach den ersten Wochen als effektive Offensivkraft beim FC Bayern.
  • Der Kroate hat bereits zwei Tore vorbereitet und zweimal selbst getroffen.
  • "Ivan Perisic hat die Erwartungen absolut erfüllt", sagt Klubboss Karl-Heinz Rummenigge.

Von Benedikt Warmbrunn

Ivan Perisic ist mit Borussia Dortmund deutscher Meister geworden, mit Kroatien stand er im WM-Finale, er war Torschützenkönig in Belgien, er hat das weltweit wiedererkennbare Trikot von Inter Mailand getragen, einmal hat er sogar im Rahmen der Weltserie an einem Beachvolleyball-Turnier teilgenommen. Sein Name hat also in der Sportwelt durchaus einen Klang. Das Problem ist nur, dass dieser Name den falschen Klang hat. "Es ist", hat Perisic im August gesagt, "ein bisschen schwer." Gesprochen wird er gerade in Deutschland häufig als Perisitsch, "korrekt", hat er im Sommer erklärt, sei aber Perischitsch. Die entscheidende Kleinigkeit hat er zur Sicherheit gleich noch einmal wiederholt: schitsch.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Leute Perisic irgendwann korrekt aussprechen werden, ist weiterhin nicht hoch. Doch im 14. Jahr seiner Karriere als Profifußballer ist diese Wahrscheinlichkeit um eine entscheidende Kleinigkeit gestiegen. Perisic, 30, macht sich zurzeit einen Namen als äußerst effektiver Zugang des FC Bayern.

Eine Kaufoption, die kaum der Rede wert ist

Im Sommer ging es bei dem Klub viel um Lucas Hernández, den 80 Millionen Euro teuren Rekordtransfer. Zwischendurch ging es auch um Leroy Sané, der wohl ein neuer Rekordtransfer geworden wäre, hätte er sich nicht am Knie verletzt. Dann ging es um Philippe Coutinho, den Leihspieler vom FC Barcelona, der nächsten Sommer der neue Rekordtransfer werden könnte, sollte der FC Bayern ihn für bereits vereinbarte 120 Millionen Euro kaufen wollen. Um Perisic ging es kaum. Das lag daran, dass er von Inter Mailand ausgeliehen wurde, nachdem Sané sich verletzt hatte; auch bei ihm besitzt der FC Bayern eine Kaufoption, allerdings liegt diese angeblich bei einem Sechstel der Summe von Coutinho, also bei 20 Millionen Euro. Kaum der Rede wert in den modernen Transferzeiten.

Dann fing die Saison an. Nach den ersten Wochen ist der wertvollste Zugang für die Offensive nicht Coutinho. Sondern Perisic, der doch nur eine Lücke füllen sollte.

Perisic ist gekommen als eine Soforthilfe

Beim Brasilianer Coutinho verweist Trainer Niko Kovac oft darauf, dass dieser mit Trainingsrückstand gekommen sei, er will ihn aufbauen als den perspektivisch zentralen Spieler der Offensive. Das brauche Zeit, sagt Kovac immer wieder; am Samstag in Paderborn könnte Coutinho weitere Minuten bekommen, um seine Rolle im Spiel der Bayern zu finden. Dass Perisic noch Zeit brauche, sagt Kovac nie. Perisic ist gekommen als eine Soforthilfe.

275 Minuten lang hat Coutinho bisher gespielt, er hat ein Tor (vom Elfmeterpunkt) erzielt und eines vorbereitet. Perisic hat 19 Minuten weniger gespielt, aber ein Tor mehr vorbereitet und zweimal selbst getroffen. Alle 64 Minuten war er also an einem Tor beteiligt - effektiver war nur der elfmalige Torschütze Robert Lewandowski, um exakt eine Minute. "Ivan Perisic hat die Erwartungen absolut erfüllt", sagte Klubboss Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch. Entscheidender als die Zahlen ist aber, wie Perisic das Flügelspiel der Bayern bereichert.

Unter Niko Kovac lastete lang viel Verantwortung auf den Außenpositionen, und damit auf Serge Gnabry und Kingsley Coman. Die beiden leben von ihrer Geschwindigkeit, Coman ist vielleicht ein kleines bisschen trickreicher, Gnabry vielleicht ein kleines bisschen direkter unterwegs Richtung Tor. Da ihre Sprintermuskeln jedoch verletzungsanfällig sind, war den Verantwortlichen des FC Bayern klar, dass die zwei immer wieder Wehwehchen haben würden, wie Kovac am Donnerstag noch mal ausführte. Deswegen ja der Wunsch nach Sané. Doch dass es Perisic wurde, ist in manchen Punkten gar kein Nachteil.

Der Routinier kommt auch mit Geschwindigkeit, sein Stil weicht aber stärker ab von Coman und Gnabry als der von Sané. Perisic ist geradliniger, weniger verspielt, er bringt eine eigene Athletik mit - und damit diese körperliche Art von Fußball, wie sie die beiden sportlichen Hauptverantwortlichen beim FC Bayern schätzen. "Er ist dynamisch, kopfballstark, schnell, beidfüßig, kann deshalb beide Seiten bespielen", sagt Sportdirektor Hasan Salihamidzic, Perisic sei einer, "der Druck machen kann auf Kingsley und Serge und sie gleichzeitig entlasten kann". Kovac ging am Donnerstag sogar so weit, dass er Stammplätze auf den Flügeln demonstrativ ausschloss. Es klang so, als ob er wolle, dass die Leute noch oft den Namen von Perisic aussprechen sollen, egal, ob korrekt oder nicht.

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