Wie jedes Spiel, so gliedert sich eine Eishockeysaison in drei Drittel. Die ersten 17 Spiele haben die bayerischen Klubs in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hinter sich - die einen führen 2:0, die anderen liegen eher 0:2 hinten. Nach dem Deutschland Cup beginnt an diesem Freitag nun der zweite Abschnitt, der bis Weihnachten dauert. Zeit für eine schnelle Pausenanalyse.
EHC Red Bull München
1. Platz/61:32 Tore/48 Punkte
Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Bei 16 Siegen aus 17 Spielen bleiben nicht viele Wünsche offen. Der EHC rauscht mit der besten Defensive und dem zweitbesten Angriff scheinbar unaufhaltsam durch die Liga, Meister Mannheim hat bereits 19 Punkte Rückstand. Trainer Don Jackson, seit gefühlten Ewigkeiten im Geschäft, sagt, dass er noch nie so einen Start erlebt hat. Torhüter Kevin Reich erklärt die Dominanz des EHC so: "Wir sind noch enger zusammen gerückt. Jeder will alles für jeden machen." Das hoch qualifizierte Kollektiv macht den Unterschied. Die Stürmer Mark Voakes (17 Scorerpunkte), Chris Bourque (14) und Yasin Ehliz (sieben Tore) sowie die Torhüter Danny aus den Birken und Reich ragen daraus hervor, laut Jackson haben sich aber vor allem die Verteidiger noch einmal verbessert.
Dieser nicht: Derek Roy zaubern zu sehen. Der Kanadier war der Königstransfer des Sommers, knapp 800 NHL-Spiele und europäische Spitzen-Referenzen ließen die Münchner Verantwortlichen und Fans im Chor frohlocken. Aufgrund einer Schulterverletzung, die ihn zu einer monatelangen Pause zwingt, war der Spielmacher bislang aber nur vier Mal in der DEL zu bestaunen.
Bis Weihnachten auf dem Wunschzettel: Dass es so weiter geht. Und: weniger Strafzeiten - 258 Strafminuten sind die meisten der Liga. Immer kann es selbst das erneut starke Unterzahlspiel nicht regeln.
Straubing Tigers
2./67:43/36
Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Endlich wieder gegen München siegen. Neun Spiele in Serie, seit Weihnachten 2016, blieb der große Nachbar gegen die Tigers unbesiegt, bevor diese zurückschlugen: Das 1:5 in Straubing war die bislang einzige Saisonniederlage für die Münchner. Der überwölbende Wunsch nach einer "sorgenfreien Saison" wird gerade übererfüllt. "Als Trainerteam müssen wir den Hut ziehen", sagt Chefcoach Tom Pokel.
Dieser nicht: Dass Tiger unverwundbar sind. In die Saison startete Straubing ohne Verletzungsprobleme, doch vor der Partie gegen Augsburg fehlte beim Einlauf der mit Luft gefüllte Tigerkopf - Unbekannte waren ihm mit Messern zu Leibe gerückt. Vor anderthalb Wochen resümierte Pokel dann wegen der verletzungsbedingten Ausfälle im Kader: "Dieses Wochenende war das schwierigste, seit ich hier bin." Trotzdem gewann sein Team in Bremerhaven und gegen Berlin. Nun füllt sich die Kabine wieder, der vor der Spielzeit rundumerneuerte Angreifer Travis Turnbull (sechs Tore, vier Vorlagen) wird aber wohl erst wieder im Dezember mitspielen.
Bis Weihnachten auf dem Wunschzettel: Dass die Tiger gegen München ungeschlagen bleiben. Bis dahin treten sie noch zweimal gegen den EHC an. Ein Platz in den Top Ten ist Straubings Minimalziel, aber auf ein Hauptrundenergebnis unter den besten Sechs, die sich direkt für das Playoff-Viertelfinale qualifizieren, schielen sie mittlerweile schon.
Nürnberg Ice Tigers
7./43:48/24
Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Trainer Kurt Kleinendorst hat dem Team Spritzigkeit und spielerische Leichtigkeit eingeflößt. Eisbären-Zugang Daniel Fischbuch übererfüllte die Erwartungen (sieben Tore, sechs Vorlagen), der 24-jährige Eugen Alanov (acht Scorerpunkte) ist auf dem besten Weg, ein prägender DEL-Spieler zu werden. Gewohnt stark, phasenweise herausragend, war Torhüter Niklas Treutle, dessen Fangquote von 92,7 Prozent eine der besten der Liga ist. Ligaweit top ist das Nürnberger Unterzahlspiel mit einer Erfolgsquote von mehr als 89 Prozent.
Dieser nicht: Mit den Leistungen von Will Acton ging es zuletzt zwar bergauf. Drei Tore sind aber immer noch nicht das, was man sich von einem vermeintlichen Top-Ausländer erwartet. Vor seinem Wechsel aus Schwenningen im Jahr 2018 war Acton einer der begehrtesten Spieler der Liga.
Bis Weihnachten auf dem Wunschzettel: Dass das Verletzungspech, das in den ersten Saisonwochen mit bis zu neun gleichzeitigen Ausfällen riesig war, für dieses Jahr aufgebraucht ist. Bis auf den Langzeitverletzten Jim O'Brien sind mittlerweile alle Spieler zumindest wieder im Training. Eine bessere Auswärtsbilanz würde auch nicht schaden, drei Siege aus neun Partien sind stark ausbaufähig.
Ingolstadt Panther
8./46:48/23
Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Der Trend passt wieder. Die Ergebnis-Achterbahn-erprobten Ingolstädter haben vor der Pause mit sieben Punkten aus drei Spielen Konstanz in ihre Leistungen gebracht. Besonders defensiv sind sie deutlich stabiler, in den vergangenen sechs Partien haben sie in der regulären Spielzeit nie mehr als zwei Gegentore kassiert. Das lag auch an den Torhütern Jochen Reimer und Timo Pielmeier, die in diesen Spielen laut Trainer Doug Shedden "viel besser" gewesen seien. Das mache den Unterschied aus. "Torhüter lassen den Trainer schlau oder dumm aussehen", sagte Shedden dem Donaukurier. Generell stark: Der 20-Jährige Tim Wohlgemuth (fünf Tore) und Sommer-Zugang Wayne Simpson (15 Scorerpunkte), der laut Shedden das Zeug zu einem "DEL-Star" hat.
Dieser nicht: David Elsner war in der vergangenen Saison mit 18 Treffern so richtig durchgestartet. Doch statt daran anzuknüpfen, fiel der Stürmer in ein Leistungsloch. Nach seinem Doppelpack im ersten Saisonspiel kam kaum noch etwas von dem 27-jährigen Landshuter. Zuletzt saß Elsner mehrmals auf der Tribüne.
Bis Weihnachten auf dem Wunschzettel: Dem Heimpublikum mehr Freude zu bereiten. Von zehn Partien in der heimischen Arena gingen sieben verloren. "Das ist eines der seltsamsten Dinge, die ich bisher erlebt habe in meiner Karriere", sagt Verteidiger Colton Jobke zur Heimschwäche.
Augsburger Panther
12./44:56/18
Dieser Wunsch ging in Erfüllung: Dass dieses Europa tatsächlich eine Reise wert ist. Zum ersten Mal nehmen die Panther an der Champions League (CHL) teil und haben sich prompt für das Achtelfinale qualifiziert. Die Fans des AEV reisen in Scharen über den Kontinent, in Schweden, Nordirland und Tschechien waren sie schon, und überall, wo sie auftauchten, hinterließen sie eine Spur der Betörung. Nächste Woche geht es nach Biel in die Schweiz (Hinspiel 2:2). Noch ist die Reise nicht zu Ende.
Dieser nicht: Dass sich CHL und DEL ohne Verluste unter einen Hut bringen lassen. Platz drei in der vergangenen DEL-Saison war ein rauschhafter Trip, die aktuelle Spielzeit bis hierher eine Ernüchterung. Der Weg ist beschwerlich geworden, obwohl die Reisegruppe nahezu unverändert blieb. Merke: Wer sich im Basislager nicht sorgfältig vorbereitet, dem geht auf Europas Gipfeln schnell die Luft aus.
Bis Weihnachten auf dem Wunschzettel: Tore von Mitch Callahan. Der 28-jährige Amerikaner mit der Erfahrung von 540 AHL-Spielen (264 Scorerpunkte) hat das Pech, dass ihn alle mit Matt White vergleichen, Augsburgs Topscorer der vergangenen beiden Spielzeiten, der jetzt in der KHL spielt. Außerdem blöd ist, dass Callahan in 17 DEL-Spielen mickerige drei Scorerpunkte erzielt hat. "Aber er macht gute Sachen, die viele Leute von außen nicht sehen", verteidigt ihn Trainer Tray Tuomie. Callahan sei wichtig für das Team, auf dem Eis und in der Kabine. "Er weiß, dass er mehr produzieren muss. Aber ich gebe ihn nicht auf." Wenn Augsburg von einem einzigen Spieler abhängig sein sollte, dann hätten die Panther eh ein noch größeres Problem.
Grizzlys Wolfsburg - Düsseldorfer EG Do.
Freitag, 15. September, 19.30 Uhr
Schwenninger Wild Wings - Kölner Haie
Pinguins Bremerhaven - Eisbären Berlin
Augsburger Panther - Adler Mannheim
Iserlohn Roosters - Ingolstadt Panther
Straubing Tigers - Krefeld Pinguine
EHC RB München - Nürnberg Ice Tigers