Vielleicht wäre es schon in Freiburg gegen Bosnien so weit gewesen, vielleicht auch erst in Budapest gegen Ungarn. Aber mindestens in einem der beiden anstehenden Nations-League-Spiele der deutschen Nationalmannschaft wäre Paul Wanner wohl an die Seitenlinie gerufen worden, der vierte Offizielle hätte das Täfelchen mit seiner Rückennummer gezückt, Wanner wäre aufs Feld gelaufen – und deutscher Nationalspieler gewesen. Das war offenbar der Plan von Bundestrainer Julian Nagelsmann und seinem Trainerteam, der nun aber vertagt werden muss.
Paul Wanner wird nicht in jenem A-Kader stehen, den Nagelsmann am Donnerstag veröffentlicht, sondern im Aufgebot der deutschen U21, was an sich noch keine neue Nachricht darstellt. Neu ist, dass der 18-Jährige erstmals konkret die Möglichkeit gehabt hätte, ein A-Länderspiel zu bestreiten – nach SZ-Informationen hat er die Einladung allerdings ausgeschlagen und Julian Nagelsmann abgesagt. Offenkundig zur Überraschung des Bundestrainers, der gerade beschlossen hatte, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Wanner sei „ein Spieler mit sehr viel Potenzial, den wir beim DFB fest in unseren Planungen haben“, hatte Nagelsmann im September gesagt und damit eigentlich jenes Bekenntnis abgelegt, das unentschlossene Spieler hören wollen.
Auf Wanners bevorzugten Positionen spielen beim DFB Florian Wirtz und Jamal Musiala
Einstweilen bleibt es bei den bekannten Fakten: Dass der Mittelfeldspieler, in dieser Saison vom FC Bayern an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen, dank einer österreichischen Mutter und eines deutschen Vaters die Möglichkeit besitzt, für Österreich oder für Deutschland zu spielen – und dass er bei seiner Entscheidung nichts überstürzen will. Auch die Österreicher und Teamchef Ralf Rangnick sind hoch interessiert an Wanners Diensten, und offenkundig ist der hin- und hergerissene Spieler weiterhin entschlossen, sich diese Möglichkeit nicht zu verbauen. Zwar ist zu hören, dass Wanner zum DFB tendiere, was er durch seine Einsätze in der deutschen U21 zu erkennen gibt; zögern lässt ihn aber wohl, dass Nagelsmanns A-Elf auf seinen bevorzugten Positionen mit Florian Wirtz und Jamal Musiala zukunftstauglich besetzt ist.
Allerdings hätten Einsätze im deutschen A-Team laut Fifa-Gesetzbuch noch nicht zwingend eine endgültige Festlegung bedeutet. In der Regel gelten Spieler unter 21 Jahren erst ab drei A-Elf-Einsätzen als festgespielt. „Es ist ja nicht mein Ziel, nicht Nationalspieler zu sein, irgendwann will ich ja anfangen damit“, hat Wanner im September der SZ gesagt. Aber offenkundig sieht er diesen Anfang noch nicht gekommen. Das Warten auf Wanner geht weiter.